Holy Shit
übrigens für die geläufigsten Tierschimpfnamen genauso, weshalb wir von »Hunde- oder Schweinekälte« sprechen können.
»Welches Schweinderl hätten’s denn gern?« Eine saumäßige Karriere
Der verlorene Sohn aus der Bibel frisst mit ihnen aus einem Trog. Muslime essen und mögen sie nicht. Den Christen war das wurst, und doch halten auch sie sich mit erstaunlicher Zähigkeit ans Schwein, wenn es ums Schimpfen und Fluchen geht. Die Wildsau achtete man immerhin seit der Antike – und übrigens auch in Japan – als mutig, kämpferisch und furchteinflößend, gleichwohl belegte man unzivilisierte, unkultivierte Menschen mit ihrem Namen.
Ob »Sau«, »Schwein«, »Ferkel«, alle Bezeichnungen eignen sich als Kraftausdrücke, und zwar nicht nur im Deutschen.
Unordnung klassifizieren wir als »Sauhaufen«, eine schlechte Arbeit als »saumäßig«, eine ungerechte Bestrafung als »Schweinerei«, ekelhafte Angelegenheiten oder Obszönes als »Schweinkram«, einen liederlichen, ungepflegten, heruntergekommenen Menschen als »Schweinepriester«, weil er die schmutzige Lebensweise der Tiere zu verehren scheint. In Italien stößt man »Porca miseria!« aus, was soviel heißt wie »Schweineelend!«, wenn einen etwas ärgert oder empört; »Porcaccione« nennt man einen »Saukerl«, »porcellino« ein »Schweinchen« im direkten und vor allem im übertragenen Sinne. Bei den Römern nannte man die weibliche Scham »porcella« gleich »Ferkelchen«, was eher liebevoll und ironisch verspielt klingt. Weil Schweine so viele Nachkommen bekommen, galten sie bei Ägyptern, Griechen und Kelten als Fruchtbarkeitssymbole, was bis heute wohl Auswirkung darauf hat, dass man sie mit Sex und triebhaftem Verhalten assoziiert.
Nun, wir halten die »Drecksäue« seit ungefähr 9000 Jahren als Nutztiere und haben sie zum Fressen gern. Wahrscheinlich erkennen wir in ihnen doch nahe Verwandte, was wir ebenso aktiv verdrängen wie unsere eigene tierische Seite, die sich dennoch nicht unterkriegen lässt. Immer wieder greift sie wütend an: als Trieb, als Gier, als Hang zur Trägheit, als Lust. Es ist ja auch der »innere Schweinehund«. Einerseits vereinigt der Ausdruck zwei Schimpfwörter für Tiere, die beide als stark triebgesteuert gelten, andererseits bezeichnete man als »Schweinehunde« besonders mutige Hunde, die für die Wildschweinhatz eingesetzt wurden. Mit ihnen legte man sich besser nicht an.
Zum Schluss ein plattdeutsches Schweinesprichwort, das man Kindern sagt, um sie ein wenig auf den Arm zu nehmen: »Du sast mit na Schwienbaden un die Seep drägen.« Das heißt auf Hochdeutsch: »Du darfst mit zum Schweinebaden und die Seife tragen.«
Hundert Hunde – Von wegen bester Freund!
Üble Verbrecher werden in den USA halb ehrfürchtig, halb verächtlich »Mad Dog« genannt. Tollwütigen Hunden gleich, kennen diese Gangster keine Rücksicht, keine Loyalität, kein Maß und keine Grenze. Dazu impliziert der Spitz- und Schimpfname auch die nötigen Gegenmaßnahmen, denn tollwütige Hunde kann man nur erschießen.
Selbst wenn sie gesund sind, spielen die Hunde in der Sprache meist eine negative Rolle. Überall auf der Erde kommen sie vor, fast überall auch als Schimpfwort. Gut, in Bayern gilt »Hund« als Ehrentitel für Personen, die sich geschickt, bisweilen auch durchtrieben ihren Vorteil zu sichern wissen. Sonst aber kommen die armen Tiere nicht gut weg: Man schimpft »Köter«, »hundselende Mistköter« sogar, »räudige Hunde«, »läufige Hündinnen«, »hündische Hundesöhne« und – in der älteren Generation – »Hundsfötte«. Der Hundsfott wurde übrigens nach der »Fut«, also der Vulva der Hündin genannt. Auch wer Frauen oder sogar Männer als »Bitches« beschimpft, was heute weit verbreitet ist, verwendet ein Hundewort, bezeichnete es doch ursprünglich alle Hündinnen der Hundeartigen, bevor es als Kraftausdruck »Miststück«, »Schlampe«, »Hexe« etc. bedeutete. Wie so oft gibt es Versuche, den Spieß umzudrehen, und so verwenden starke Frauen »Bitch« durchaus in einem positiven Sinn für sich selbst, beispielsweise Missy Elliott und – nomen est omen – Lady Bitch Ray. Eine Hure, wie »cagna« im Italienischen, bezeichnet »Bitch« übrigens nicht.
Dass Allah sich weder an Hunden noch Huren stört, berichtet eine fromme Geschichte: Eines heißen Tages sah eine Prostituierte einen Hund einen Brunnen umkreisen – hechelnd, durstig, die Zunge herausstreckend. Mitleidig schöpfte sie mit ihrer
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