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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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länger als nötig auf dem Campus verweilen. Es reichte schon, dass ihn Alexis schlussendlich dazu überredet hatte weiterhin die Vorlesungen zu besuchen. Nun, er würde die paar Wochen bis zum Semesterende noch hinter sich bringen. Zwar wusste Federico noch nicht wie, aber zur Not konnte er sich die Mitschriften von Claude oder Klara leihen und damit für die Prüfungen lernen.
    Eigentlich tat er es nur Alexis zuliebe. Ihm selbst war es reichlich egal. Aber immerhin war es eine Aufgabe, ein Ziel das ihn für ein paar weitere Wochen beschäftigen würde. Was danach kommen sollte... Nein, damit wollte er sich jetzt nicht befassen. Jetzt galt es zuerst mit Dekan Haylen zu reden.
    Haylen ließ ihn nur kurz im Vorzimmer warten. Seit dem skandalösen Auftritt Federicos kurz vor Weihnachten hatte er den Dekan nicht mehr gesehen. Er wusste nicht, was Haylen damals erfahren oder was Alexis ihm gesagt hatte. Wahrscheinlich würde er jetzt die ganze bittere Geschichte von vorn aufrollen müssen. Doch bereits jetzt war Federico klar, dass ihm sein Stipendium entzogen werden würde. Er konnte nicht mehr die erforderlichen Meisterkurse besuchen, noch die Konzerte spielen, die von ihm als Stipendiat erwartet wurden.
    Selbst Haylen wirkte bedrückt, als er Federico bat Platz zu nehmen und danach herrschte unbehagliche Stille im Zimmer. Auffällig lange starrte Haylen auf die Schiene, die unter Federicos Hemdsärmel sichtbar war bis Federico schließlich die Arme vor der Brust verschränkte.
    »Haben Sie noch Schmerzen, Monsieur Batist?« Es klang ehrlich mitfühlend. So kannte Federico den Dekan gar nicht, aber wahrscheinlich war auch noch nie vor seinen Augen ein Pianist während eines Konzertes förmlich zusammengebrochen. Alexis hatte gemeint, es hätte recht drastisch ausgesehen.
    »Ich nehme täglich Schmerzmittel«, antwortete Federico. Ohne die Tabletten würde er es nicht aushalten. Die Kortisoninjektionen, denen er sich noch im Dezember unterzogen hatte, waren nur kurzfristig wirksam gewesen. Wenigstens waren seine Finger nicht mehr so verkrümmt. Auch stockten sie nur noch selten in ihren Bewegungen. Doch die Schmerzen waren noch immer da.
    »Sie haben uns einen ganz schönen Schreck eingejagt.«
    Oh, das bezweifelte Federico nicht. Er verzog den Mund zu einem halbherzigen Lächeln. »Seien Sie versichert, es geschah keineswegs mit Absicht. Ich selbst bedaure es zutiefst.« War er es, der diese Antworten gab? Federico fühlte als ob er neben sich stehen würde. Am liebsten würde er aus diesem Zimmer stürmen und seinen Schmerz in die Welt hinausschreien. Stattdessen saß er hier und gab sich zynisch.
    »Ist Ihnen klar, dass der Stiftungsrat beschließen wird, das Stipendium einzufrieren sofern sich keine Besserung Ihrer Beschwerden einstellt?«
    »Es sieht momentan nicht danach aus«, gestand Federico bitterlich. Da ging er hin, sein Traum der beste Pianist der Welt zu werden. Es war das erste Mal, dass er dies so offen aussprach. »Die Sehnen in meiner rechten Hand sind noch immer angegriffen. Es ist fraglich, ob sie sich je wieder ausreichend regenerieren oder Schäden geblieben sind.«
    »Es tut mir leid dies zu hören«, vernahm er Haylen von irgendwo weit her sagen. »Da die Gebühren bis zum Ende des Semesters bereits bezahlt sind, können Sie auf dem Campus wohnen bleiben und natürlich Ihre Seminare beenden.«
    Nein, das könnte er nicht. Wie sollte er jeden Tag die anderen Schüler und Studenten sehen, die alle zum Unterricht gingen und immer besser wurden und er selbst konnte nur im Zimmer sitzen und warten. Ja, aber auf was warten?
    Federico schüttelte den Kopf: »Ich werde das Semester beenden, aber noch heute aus dem Wohnheim ausziehen.«
    »Haben Sie denn eine Wohnung?« Natürlich wusste Haylen von Federicos finanziellen Problemen und das Leben in Genf war nicht gerade billig.
    »Ja.«
    Der Dekan sah ihn daraufhin mit einem merkwürdigen Blick an. In Federico keimte der Verdacht der Mann wüsste vielleicht, dass er und Alexis ein Paar waren. Aber woher? Nein, das konnte nicht sein. Alexis hatte sicher nichts gesagt, aber auf der andere Seite war es Alexis gewesen der damals vor Weihnachten nicht von seiner Seite gewichen war und Haylen konnte sicherlich eins und eins zusammenzählen.
    Egal, das hatte ihn jetzt nicht zu kümmern.
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass man Ihnen die Miete für die restlichen zwei Monate zurückerstattet.«
    Dies war ein Zugeständnis, das Federico überraschte, aber er nahm

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