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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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bewahrheitet und Federico schien seit diesem Tag jegliche Zuversicht verloren zu haben, wirkte geradezu depressiv. Dabei hatten sie alle geglaubt Federico hätte den anfänglichen Schock und die Enttäuschungen, die er in Genf hatte erleben müssen, angefangen zu verkraften und darüber hinwegzukommen.
    Vielleicht waren diese Wunden einfach noch zu frisch. Alexis wollte Federico jetzt auch zu nichts drängen, doch er hielt es für keine gute Idee, dass Federico weiterhin Klavierunterricht gab. Selbst diese Betätigung war ja wohl zu viel für die Hände des ehemaligen Pianisten. Doch wenn er dies Federico so rigoros sagen würde, der Schaden wäre womöglich noch immenser. Ohne eine Aufgabe und Beschäftigung würde Federico mit Sicherheit endgültig seinen Lebensmut verlieren.
    Doch was konnten sie sonst tun? Gab es noch irgendeine Möglichkeit Federico zu helfen? Eine medizinische Lösung vielleicht? Federico war ja in Genf in Behandlung gewesen, doch womöglich sollten sie einen zweiten Arzt konsultieren. Alexis hatte Federico so etwas in dieser Richtung angedeutet, doch der hatte nur resigniert die Schultern hochgezogen. Federico verabscheute Ärzte und erinnerte sich noch zu gut an die schmerzhaften Kortisoninjektionen, denen er sich in Genf unterzogen hatte, ohne dass es nennenswerte Ergebnisse gebracht hätte.
    Nein, Alexis konnte das nicht alleine entscheiden. Er nahm das Handy, das auf seinem Schreibtisch lag und durchforstete die eingespeicherten Einträge nach der Nummer von Dr. Gordons Praxis. Natürlich war der Mediziner nicht selbst am Apparat und als er ihn zu sprechen verlangte, wurde er freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass der Doktor gerade einen Patienten hatte und sich inmitten der Sprechstunde befände.
    »Natürlich tut er das«, gab Alexis ebenso bestimmt zurück. »Doch wenn Sie ihm sagen könnten, dass ich angerufen habe und er solle mich zurückrufen?«
    »Wie bereits gesagt, Mister...«
    Er verdrehte die Augen. »Arrowfield. Alexis Arrowfield. Sehen Sie in Ihrem Computer nach und schauen Sie sich meine Krankenversicherung an. Und dann sagen Sie mir, ob Dr. Gordon nicht die Zeit vor seinem nächsten Patienten aufbringt und mich zurückruft.«
    Alexis hatte keinen Skrupel den Status seiner privaten Krankenversicherung so auszunutzen, schließlich zahlte er jeden Monat ein hübsches Sümmchen dafür. Während er auf den Rückruf aus der Praxis wartete, befand er, dass es schon irgendwie merkwürdig war. Dr. Gordon kannte ihn noch als halbwüchsigen Jungen, der peinlich berührt neben seiner Mutter gesessen und dessen Wangen wie Feuer gebrannt hatten als sie angefangen hatte anzudeuten, warum sie hier waren. Es war seiner Mutter damals nicht gerade leicht gefallen zu sagen, dass ihr noch minderjähriger Sohn bekannt hatte, er wäre wohl schon schwul, so wie die Dinge standen. Eben weil er nun einmal in Frank verknallt wäre und deshalb hatte er den ehemaligen Sandkastenfreund in dessen Zimmer geküsst, was Franks Mutter gesehen und dabei wohl den Schock ihres Lebens bekommen hatte.
    Alexis hatte es später seiner älteren Schwester erzählt, der er auch schon länger gestanden hatte, dass er wohl nicht ganz normal sei. Ja, so hatte er damals gedacht. Nach diesem Zwischenfall bei den Taylors hatte sie ihn mit sanftem Druck dazu gebracht es seinen Eltern zu sagen. Bevor seine Mutter und Vater es von Mrs Taylor erfahren würden. Eine der ersten Maßnahmen seiner Eltern war es gewesen ihn zum Arzt zu schleifen, um wenigstens einen kleinen Beitrag für die Gesundheit ihres schwulen Sohnes leisten zu können.

    Glücklicherweise war Dr. Gordon nicht auf den Kopf gefallen und hatte sich ziemlich bald zusammenreimen können, was los war. Er hatte Alexis‘ Mutter freundlich vor die Tür geschickt, war hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen und hatte neben Alexis auf einem der Stühle Platz genommen, dort wo gerade seine Mutter gesessen hatte. Zuerst hatte er Alexis versichert, dass er zwar schon alt wäre, aber nicht hinter dem Mond leben würde und jetzt würden sie sich mal wie zwei Männer unterhalten.
    Wie jung und unerfahren er damals gewesen war. Alexis schmunzelte bei der Erinnerung daran. Dr. Gordon hatte auch nur in einer mahnenden Geste die Augenbrauen hochgezogen als Alexis zwei Jahre später mit seinem ersten – und auch einzigen – Tripper in der Praxis aufgetaucht war. »Soll ich dir noch einmal einen Vortrag über die Benutzung von Kondomen halten?«
    Alexis hatte

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