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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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haben.
    »Ja, ich möchte noch mit Federico alleine reden.«
    Federico blickte bei diesen Worten überrascht auf und wappnete sich bereits für die ein oder andere schnippische Bemerkung von den Mädchen. Doch sie nickten nur und stiegen in den Wagen. Merkte man ihnen beiden etwa an, dass sie gestern Nacht ein heikles Thema angeschnitten hatten, das sicherlich noch ein manches Mal erörtert werden würde? Dabei hatte Federico gehofft, ihm bliebe ein weiteres Gespräch über die vergangene Nacht erspart – zumindest heute.
    Doch wie Federico bald feststellen sollte, ging es Alexis gar nicht um dieses Thema.
    »Ich weiß, es ist schwer darüber zu reden«, begann Alexis sobald sie unter sich waren und einen kleinen Park betreten hatten.
    »Ich bin ja selbst ein Mann und wir Männer fressen unsere Probleme erst einmal lange Zeit in uns hinein. Bis ich mit Frank oder Mary-Alice über so manche Dinge gesprochen habe sind buchstäblich ganze Wochen ins Land gezogen.«
    Was sollte jetzt diese Bemerkung und worauf wollte Alexis hinaus?
    »Ich selbst kann es ja auch immer noch nicht über mich bringen über Henry zu reden, aber,« Alexis blieb stehen und legte Federico eine Hand an die Wange, wie zuvor im Café, »ich sehe es dir doch ganz genau an... Ich weiß auch nicht, wie ich dir helfen kann, aber rede wenigstens mit mir.«
    Mit plötzlicher Angst erfüllt starrte Federico seinen Freund an. Sein Herzschlag beschleunigte sich und fast schon panisch krallte er die Finger in die Taschen seiner Jacke.
    »Deine Hand.« Alexis deutete mit dem Kinn auf die fragliche Körperstelle. »Es ist wieder schlimmer geworden.« Es war eine ruhige, simple Feststellung doch genau sie war der Grund für Federicos Panik. Alexis hatte buchstäblich ins Schwarze getroffen.
    »Dass du mich schon so gut kennst«, murmelte er halblaut und war sich nicht sicher, ob diese Worte für Alexis bestimmt waren oder nur für sich selbst. Es war tröstlich, vor allem weil Federico nicht wusste, wann ihm diese Worte über die Lippen gekommen wären, hätte Alexis sie nicht gerade ausgesprochen. Wahrscheinlich hätte er seine neuen Probleme erst einmal lange Zeit verdrängt.
    »Wie lange kennen wir uns eigentlich schon?«, fragte er plötzlich.
    »Acht Monate seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Sechs seit unserem ersten Kuss.«
    In manchen Momenten ging mit Alexis eben doch der hoffnungslose Romantiker durch. Allein schon, dass er so auf den Tag genau die Eckdaten ihrer Beziehung im Kopf hatte.
    »Welchen Kuss meinst du?« Federico musste lachen, ein Anflug von Galgenhumor. »Den nach dem Besuch im Club oder den an der Orgel?«
    Sie setzten ihren Spaziergang fort, schweigend zunächst. Schließlich fuhr sich Federico durch die Haare. Keinen Sinn mehr es jetzt noch zu leugnen. »Ja, du hast recht. Es ist wieder schlimmer geworden.«
    »Du brauchst mehr Tabletten.«
    Ah, deshalb war es Alexis also aufgefallen. »Ja, sonst halte ich es nicht mehr aus.«
    »Aber du spielst doch kaum noch Klavier. Warum wird es also schlimmer? Oder übst du heimlich?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich spiele nur das Bisschen, das ich beim Unterricht brauche. Die meisten Sachen mache ich sogar mit der linken Hand, aber,« Federico hielt inne und schüttelte den Kopf, »da hat es jetzt auch angefangen.«
    »Was?« Bis jetzt hatte Federico nur über Schmerzen in seiner rechten Hand geklagt, dort war auch die chronische Entzündung diagnostiziert worden. Seine Linke war bis jetzt immer verschont gewesen. Nun waren also schon seine beiden Hände nicht mehr zu gebrauchen.
    »Dann wäre es wahrscheinlich das Beste...« Noch nicht einmal Alexis wagte es laut auszusprechen und ließ den Satz unvollendet.
    Federico seufzte vielsagend, natürlich wusste er, was Alexis andeuten wollte. Jetzt hatte er bereits seine ambitionierten Träume ein berühmter Starpianist zu werden aufgegeben, er hatte sein Studium abbrechen müssen, nun auch noch den Klavierunterricht? Wo er sich doch gerade in dieser Rolle begann wohlzufühlen. Er hatte geglaubt einen Weg gefunden zu haben, der ihn vielleicht nicht glücklich, aber doch immerhin zufrieden machen würde.
    »Ich will es nicht aufgeben, nicht auch noch das.«

    Alexis stand am Fenster seines Zimmers und starrte bereits seit mehreren Minuten auf die Gartenanlage des Anwesens. Was sollte er tun? Ihm ging das Gespräch mit Federico vom vergangenen Sonntag nicht mehr aus dem Sinn. Es stimmte also, seine schwärzesten Befürchtungen hatten sich

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