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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Federico blinzelte für einen Augenblick geblendet. Er hatte gedacht, dass es Alexis sei, doch stattdessen trippelte dessen Schwester barfüßig zum Kühlschrank. Sie schien sich nicht im Geringsten daran zu stören, dass er mit einem zerkrümelten Stück Kuchen vor sich halb auf dem Küchentisch lag.
    Mary-Alice nahm sich den französischen Weichkäse aus dem Kühlschrank und schnitt sich fast die Hälfte davon ab. »Du auch?«
    Er schüttelte den Kopf, so gut das in seiner Lage ging, den Kopf noch immer auf der Tischplatte.
    Sie legte den Rest wieder zurück und setzte sich ihm gegenüber nieder. Bedächtig kaute sie auf ihrem Stück Käse herum. »Schlaflose Nacht?«
    »Es geht.« Endlich richtete er sich auf und rieb sich den Nacken, der in der Tat steif geworden war. Das hatte er jetzt davon die Tischplatte als Kissen zu missbrauchen. »Hat Alexis es euch erzählt?«
    »Ja.«
    Gut, dann musste er nicht mehr darüber sprechen und Federico nickte.
    »Weißt du schon, was du tun wirst?«
    Er zog in einer hilflosen Geste die Schulter nach oben. »Ich kann ja schlecht so weitermachen wie bisher. Von daher ist es eigentlich keine freie Entscheidung. Alexis sagt es zwar nicht laut, aber er möchte auch, dass ich es tue.«
    »Hm, mhm«, machte sie während das Stück Käse in ihrer Hand immer kleiner wurde. Sie stand wieder auf und nahm sich ein Fläschchen Tabasco aus einem Schrank. Federico beobachtete mit wachsenden Bedenken, wie sie die Soße über den Käse träufelte. Bis jetzt hatte er immer geglaubt, dass alle Arrowfields über einen erlesenen Geschmackssinn verfügten, aber das hier ließ ihn an dieser Meinung doch beträchtlich zweifeln. Wollte sie das wirklich essen?
    »Aber trotzdem, ich weiß ja nicht, wie es ausgeht. Ob alles klappt, oder nicht.« Geradezu fasziniert beobachtete er sie, wie sie weiter an dem Käse nibbelte.
    »Das weiß man doch nie«, sie lächelte bei diesen Worten und für einen kurzen Augenblick legte sie eine Hand an ihren Bauch, das Stück Käse für einen Moment vergessen. »Wer hat heutzutage nicht Angst vor der Zukunft?«
    Sie blickte ihn offen an. »Ich glaube, ich bin wieder schwanger«, eröffnete sie ihm dann direkt.
    »Aber...« Federico blinzelte überrascht und wusste nicht was er sagen sollte. Zumindest würde das ihre merkwürdigen Geschmacksvorlieben erklären. »Das... das ist doch wunderbar!«
    »Na ja, geplant war es nicht gerade. Sofern ich wirklich schwanger bin, aber eigentlich bin ich mir schon ziemlich sicher. Eric und ich wollten noch Kinder, aber nicht unbedingt jetzt. In zwei Jahren vielleicht. Jetzt wo Eric befördert worden ist und wir noch nicht wissen, ob er in Kopenhagen bleiben kann, oder wie umziehen müssen. Ob ich mir eine Auszeit nehme, oder in meinem Job bleibe... Aber vielleicht ist es auch ganz gut, dass es jetzt passiert ist...«
    Auch wenn es völlig unterschiedliche Situationen waren, im Grunde steckten sie beide im gleichen Dilemma. Niemand kannte die Antworten auf ihre Fragen und Nöte.
    »Weiß es Eric bereits?«
    »Nein, niemand weiß es. Du bist der Erste.«
    »Oh.« Irgendwie fühlte er sich geehrt. »Aber warum sagst du es ihm nicht?«
    »Das ist schwierig.« Sie schüttelte den Kopf, offensichtlich in Erklärungsnöten. »Du bist deinem Kind nie so nahe wie in diesen neun Monaten. Sobald es auf der Welt ist, beginnt es sich von dir zu lösen. Es ist sehr schön diese innige Verbindung zu diesem kleinen Lebewesen zu haben, das da in dir wächst. Ich möchte es noch ein paar Tage für mich alleine haben. Klingt komisch, ich weiß. Wahrscheinlich kann man das als Mann auch nicht nachvollziehen.«
    Sie vertilgte ihren letzten Rest Käse und leckte sich die Soße vom Finger.
    »Ich werde es Eric sagen, morgen oder übermorgen. Bis dahin... Federico?«
    Über Federicos Gesicht rollten bereits die Tränen und er selbst vermochte auch nicht zu bestimmen, warum er ausgerechnet jetzt wieder begann zu weinen.
    »Was ist los? Wenn hier jemand das Recht zu plötzlichen Weinkrämpfen hat, dann ja wohl ich«, sie kam zu ihm hinüber und schlang einen Arm um seine Schulter, drückte ihn. Ganz so wie es eine große Schwester eben tun würde und dies brachte eine weitere Welle von Schluchzern hervor.
    »Ihr seid alle so gut zu mir«, brach es aus Federico heraus. »Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich nicht hier bei euch sein könnte. Was ich ohne Alexis tun würde. Ihr wisst gar nicht, wie glücklich ihr euch schätzen könnt so eine Familie zu

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