Holz und Elfenbein
dieser bis jetzt noch nicht einmal mit ihm besprochen hatte. Federico würde fast eine Wette darauf eingehen wollen, dass Alexis mit dem Gedanken spielte eine Promotion an sein Meisterklasse-Examen anzuschließen.
Claude hatte wohl genug über Alexis geredet und kam auf andere, seiner Meinung nach wichtigere, Dinge zu sprechen: »Was habt ihr eigentlich an deinem Geburtstag gemacht? Ist mein Geschenk pünktlich angekommen?«
»Oh das«, Federico grinste breit. Claude hatte ihm einen Schokoladenpenis nach England geschickt. »Zum Glück habe ich es aufgemacht als niemand bei mir war.« Das besagte Stück war detailreich gearbeitet gewesen, nebst Spritzern aus weißer Schokolade, die gewisse Körperflüssigkeiten symbolisieren sollten.
Claude lachte. »War er wenigstens gut? Ich wusste nicht, ob dir Zartbitterschokolade recht ist.«
»Ja, war er. Alexis fand es auch sehr lustig. Er war so begeistert davon, dass er jetzt unbedingt wissen möchte, wo du ihn bestellt hast.«
»Im Internet, wo denn sonst. Ich kann dir die Adresse das nächste Mal per Mail schicken. Ich hoffe, ihr habt ihn euch geteilt?«
»Mhm... Ja... Es... war ein gutes Übungsobjekt.« Federico biss sich auf die Lippen, doch wenn er mit jemandem darüber reden konnte, dann mit Claude.
»Hast du Alexis noch immer keinen geblasen?« Wie gut, dass Claude immer sofort zur Sache kam und nichts davon hielt lange um den heißen Brei herumzureden.
Federico schüttelte den Kopf auch wenn Claude es gar nicht sehen konnte. Doch der deutete das augenblickliche Schweigen auch so richtig. »Manche Leute meinen ja, man ist erst dann wirklich schwul, wenn man einem Mann einen geblasen hat... Ich selbst habe es nie für eine große Sache gehalten.«
Claude hielt es auch für keine große Sache in einen Club zu gehen, sich einen wildfremden Typen anzulachen, mit diesem auf seinem Zimmer eine heiße Nummer zu schieben und ihn dann am Morgen danach vor die Tür zu setzen.
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob Alexis überhaupt möchte, dass ich es tue.«
»Blöde Frage Federico. Jeder Mann möchte, dass ihm sein Freund einen Blowjob beschert. Alexis ist nur Gentleman genug, dass er es dir nicht offen sagt.«
»Meinst du?«
»Hundertprozentig... Soll ich dir ein paar Tipps geben? Also es kommt immer gut, wenn...«
»Aha«, quittierte Federico die nun folgenden praktischen Tipps. Nein, er würde ganz sicher nicht mit einer Banane üben.
»Also was lief dann sonst noch an deinem Geburtstag? Habt ihr eine schöne Party gefeiert? Immerhin war es dein Zwanzigster.«
»Wir haben in London reingefeiert. Zuerst wollte Catherine mit uns durch die Clubs ziehen, doch dann waren es nur Alexis und ich. Ich bin mir sicher, dass Alexis sein kleines Schwesterchen bestochen hat nicht mitzukommen, denn wir waren in den wirklich verruchten Läden.« Unwillkürlich hatte Federico seine Stimme gesenkt so als fürchtete er jemand könnte mithören.
»Das Problem, mein lieber Federico ist, dass ›verrucht‹ für dich wahrscheinlich etwas völlig anderes bedeutet als für mich. Also erklär mir das genauer«, forderte Claude.
»Solche Clubs mit Darkrooms und Glory Holes. Die Art von Clubs wo auf den Toiletten gekokst wird und du dir Poppers und Crystal kaufen kannst.«
»Okay, ja, das ist schon verrucht. Hast du es mal probiert? Poppers, meine ich?«
»Also Claude!«
»Falls du es mal ausprobieren möchtest«, ließ sich Claude durch seinen Protest nicht beirren, »dann empfehle ich dir es kurz vor dem Sex zu nehmen. Das kickt richtig rein... Ja und lief was im Darkroom?«
»Wir haben nur zugesehen.« Federico musste nicht lange in seinen Erinnerungen kramen, schon sah er es wieder vor sich: Dutzende von Männern, die einen stehend. Andere kniend oder sitzend und jegliche sexuellen Spielarten auslebend, die er sich vorstellen konnte.
Zuerst hatte Federico gedacht, dass er an so einem Ort nie Sex haben könnte. Doch nach ein paar Minuten inmitten dieses testosteronverseuchten Chaos hatte er bemerkt wie seine Vorbehalte schwanden. Nein, er hätte auf keinen Fall mit einem dieser wildfremden Typen eine Nummer schieben wollen. Auch wenn einige ihn mit deutlichem Interesse gemustert hatten. Doch sich mit Alexis in eine Ecke zurückzuziehen, das hatte durchaus seinen Reiz gehabt.
»Wir haben nur ein bisschen rumgemacht«, berichtete er Claude. »Weißt du, Alexis hätte mir vermutlich noch einen Typen rausgesucht, wenn ich mich nicht hätte entscheiden können, welchen ich
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