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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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kleines Abenteuer einzulassen während die Beziehung mit Federico sich noch in ihren Anfangsstadien befand. Aber Alexis, der mehr als manch anderer wusste, wie schmerzhaft Betrug und Lügen sein konnten, wollte so etwas erst gar nicht in Erwägung ziehen. Alexis hatte Jérôme gerade noch letzte Woche mit einem Mann gesehen, der ihn vom Training abgeholt und dabei nicht sehr glücklich ausgesehen hatte. Das war Alexis noch aufgefallen und er hatte sich gefragt, ob die beiden Streit hatten. Vielleicht war Jérôme deshalb so ›aktiv‹. Er war wieder neu auf dem Markt und wollte jetzt sehen, wo er landen konnte. Oder er wollte es seinem Ex heimzahlen, in dem er sich gleich den Nächsten ins Bett zog. Irgendwie konnte ihn Alexis durchaus verstehen. Er hatte sich in der Zeit nach Henry oft der irrsinnigen Vorstellung hingegeben, wie es wäre, wenn er in Henrys Schlafzimmer einen Mann durchnehmen würde und von dem untreuen Geliebten dabei ertappte worden wäre. Doch diese Zeiten waren für ihn vorbei.
    Nach einer weiteren halben Stunden und drei Gefechten, entdeckte er einen unerwarteten Gast auf den Zuschauerrängen der Halle. Alexis schnappte sich seine Flasche mit Wasser und schlenderte zu Claude hinüber. Federico hatte ihm ja schon erzählt, dass Claude oft den Fechtern beim Training zusah und doch war er überrascht ihn hier zu sehen. Für gewöhnlich tauchte er nur im Doppelpack mit Federico auf. Alexis setzte sich auf die Absperrung, die die Halle mit den Zuschauerplätzen trennte und Claude gesellte sich zu ihm.
    »Wo ist Federico?«, erkundigte sich Alexis nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Pff, dein Freund, mutiert einmal wieder zum Workaholic. Ich dachte, du gibst etwas besser auf ihn acht!«
    »Bitte?«
    »Ja, seit ein paar Tagen geht das schon so. Ich weiß nicht, was ihn auf einmal gestochen hat. Normalerweise ist er nur so drauf, wenn er ein wichtiges Konzert anstehen hat.«
    »Ich dachte, er wollte in diesem Jahr keine Konzerte mehr geben«, gab Alexis einigermaßen verwirrt zurück. »Zumindest hat er mir das so gesagt.«
    »Das dachte ich auch. Rede mal mit ihm. Ich würde wetten, dass er selbst jetzt noch vor dem Flügel sitzt und die Zeit vergessen hat.«
    »Workaholic?«
    »Ja, definitiv. Heute ist er um sechs Uhr aufgestanden und hat schon vor dem Frühstück Fingerübungen gemacht! Zum Glück muss er dazu in den Keller gehen, da stehen noch ein paar alte Klaviere, sonst müsste ich mir das auch noch mitanhören.«
    Gut, das war schon etwas extrem, wie Alexis zugeben musste. »Ich habe ihn auch seit vier Tagen nicht mehr gesehen. Außer kurz in der Mensa und in der Bibliothek«, gab er kleinlaut zu. Aber nur weil sie jetzt ein Paar waren, mussten sie ja auch nicht 24 Stunden am Tag gemeinsam verbringen. Jeder hatte ja auch sein Studium zu bewältigen und sie waren ja auch noch nicht zusammengezogen oder so etwas. Es waren erst zwei Wochen vergangen seit jenem schicksalhaften Tag in der Kirche.
    Claude verschränkte die Arme vor der Brust. »Und wie läufts sonst so?«
    »Gut... Hat er was zu dir gesagt?«, hakte Alexis misstrauisch nach.

    »Ach, Schwester, ich bin weder der Typ vom Nachrichtendienst noch eine Klatschbase.« Sollte wohl heißen, dass Claude ihm nicht sagen würde, worüber Federico mit ihm sprach. Insgeheim respektierte und achtete Alexis dies. Claude war ein guter Freund, wenn er sich an diese Prinzipien hielt. Auf der anderen Seite wäre es für Alexis etwas leichter, wenn er wüsste, was Federico so über ihre Beziehung dachte. Natürlich redeten sie viel miteinander, auch über sich und das Schwulsein im Allgemeinen, aber Alexis hatte den starken Verdacht, dass sich Federico doch noch mehr Rat bei Claude als ihm einholte.
    »Ich bin zufrieden«, gab er dann unumwunden zu. »Ich hätte es auch ein bisschen verwunderlich gefunden, wenn Federico sofort bis zum Äußersten gegangen wäre.«
    »Dann bist du noch nicht zum Schuss gekommen?«
    Oh ha! Also wusste Claude doch nicht alle intimen Details! Alexis verneinte und beeilte sich anzufügen: »Aber es ist okay. Es ist nicht so, dass ich jetzt unbedingt müsste. Ich lasse ihm Zeit. Federico muss es schon selbst wollen und so lange er es nicht über die Lippen bringt, ist er auch noch nicht bereit dazu.« Vielleicht erzählte Claude diese Einschätzung auch Federico.
    »Ach schau mal an, Jérôme ist ja auch da.« Claude deutete auf den Trainer, der gerade einer Fechterin half, die Probleme mit ihrer Waffe hatte und deren

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