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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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nicht genau, was er spielte. Einfach das erstbeste, das ihm in den Sinn kam.
    »Oh, verdammt. Ich habe völlig die Zeit vergessen.« Federico warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Na, jetzt ist es auch zu spät dafür.«
    »Wir wollten noch was trinken gehen. Claude wäre auch dabei. Ich dachte, ich komme vorbei und frage dich, ob du mitgehen möchtest. Dein Handy hast du ja wahrscheinlich wieder ausgeschaltet«, setzte Alexis spitz hinzu. Es war in der Tat schwierig Federico zu erreichen. Fast den ganzen Tag hatte dieser sein Handy aus, weil er entweder in Vorlesungen saß oder vor dem Flügel. Alexis verstand ja noch, dass er beim Üben und den Unterrichtsstunden nicht gestört werden wollte. Aber zumindest während den Vorlesungen könnte Federico es doch auf lautlos stellen, um wenigstens Nachrichten empfangen zu können.
    »Sei mir nicht böse, aber heute nicht.« Federico streckte sich und rieb sich den Nacken. »Es war keine gute Idee hier zu schlafen, aber ich war so müde. Mir tut mein ganzer Rücken weh... Spielst du da gerade Lieder von ABBA?«
    »Hm?« Ja, das tat er. Alexis hatte wirklich keine Acht darauf gehabt. Er grinste. »Ich hatte es als Zugabe in Prag gespielt. Die ganzen Damen mittleren Alters waren hin und weg davon.«
    »Glaube ich sofort. Aber das ist nicht unbedingt die Art von Stücke, die man auf einer Orgel spielen sollte!«
    Überrascht sah Alexis auf. »Aber warum denn nicht? Wer sagt denn, dass man nur die alten Werke von Bach und Konsorten spielen darf?«
    »Ja schon, aber eine Kirche ist doch kaum der richtige Rahmen für ABBA-Lieder.«
    Alexis zog die Schultern nach oben. »Ich sehe da kein Problem. Orgeln stehen nun einmal meistens in Kirchen, da bleibt mir ja nichts anderes übrig.« Ein Medley von ABBA als Konzertzugabe war ja noch harmlos, verglichen zu der Bohemian Rapsody von Queen während der Messe. Aber das verschwieg er jetzt. »Aber sag mal, warum arbeitest du auf einmal so viel? Claude meinte, du seist schon um sechs aufgestanden nur um Fingerübungen zu machen.«
    »Ja, das ist so, eine Professorin, die mich schon sehr früh gefördert hat«, Federico stoppte und lächelte versonnen, »eigentlich kann man sagen, dass sie mich erst überhaupt entdeckt hat. Sie kommt in zwei Wochen nach Genf und es soll ein kleines Vorspiel stattfinden. Natürlich will ich sie nicht enttäuschen. Ohne sie würde ich wahrscheinlich noch immer in Sizilien vor mich hingammeln.«
    Das verstand Alexis voll und ganz. In so einer Situation würde er auch nur das Beste geben. »Versuch trotzdem es nicht zu übertreiben«, riet er vorsichtig. Federico reagierte leicht allergisch auf jegliche Form von Ratschlag. Alexis hoffte für ihn, dass er seinen Dozenten gegenüber nicht so engstirnig war.
    »Ja, klar.«
    Na, ob ihm das so klar war, mochte Alexis bezweifeln. Er nahm sich vor in den nächsten Tagen ein besonderes Augenmerk auf Federico zu haben. Zur Not würde er den Pianisten einfach mit in seine Wohnung nehmen und ihn irgendwie ablenken. Das sollte doch nicht so schwierig werden.
    »Hör mal, ich mache den Job schon ein bisschen länger als du. Es wird dir nichts helfen, wenn du deinen Körper zugrunde richtest. Die Erfahrung würde ich dir gerne ersparen.«
    »Ich weiß, aber gerade du müsstest doch wissen, dass es harte Arbeit ist so ein hohes Niveau zu halten und zu übertreffen.«
    »Natürlich weiß ich das.« Alexis hatte auch schon Zeiten hinter sich, da war es die Regel für ihn gewesen noch mitten in der Nacht vor der Orgel zu sitzen. Ganz schlimm war es gewesen als er sich regelmäßig am Makeup seiner Schwestern bedient hatte und ihre Concealer benutzt hatte, um die Augenringe zu kaschieren. »Aber sobald dein Körper nicht mehr mitspielt, nützt alles noch so harte üben nichts«, fuhr Alexis fort. »Denk an deine Hand.«
    »Mit meiner Hand ist alles wieder in Ordnung«, wiegelte Federico sofort ab und bewegte zur Verdeutlichung flink seine Finger.
    Sie schwiegen während Alexis eine gekonnte Überleitung von Dancing Queen zu Mamma Mia darbot.
    »Ich würde den Rest des Abends gern mit dir verbringen. Mein Bett ist zwar nicht so breit wie deines, aber willst du trotzdem bei mir bleiben?« Federico stellte sich neben ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Na bitte, dachte Alexis bei sich. So langsam aber sicher machten sie doch Fortschritte. Jetzt bat ihn Federico schon die Nacht bei ihm zu verbringen.
    Er hörte auf zu spielen und drehte sich auf dem Klavierhocker zur

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