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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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fiel, und kurz darauf die Jeans. Dann saß Federico nur in Unterwäsche auf dem Bett und warf ihm einen auffordernden Blick über die Schulter zu. »Kommst du?«
    »Ja, ahm, hast du irgendwie eine Creme da?« Alexis nahm hinter ihm Platz. Wenn er Federico schon massieren wollte, dann richtig.
    Federico kramte in einer Nachttischschublade, wo auch eine Packung Kondome lag, wie Alexis feststellte. Das hatte er nicht erwartet.
    »Wie wärs damit?« Federico drückte ihm ein Massageöl in die Hand, das sofern man der Verpackung glaubte, nach Erdbeere schmecken sollte.
    »Wo hast du das denn her?«
    »Ich war mit Claude in einem Sexshop.«
    Alexis verschüttete fast das Öl, das er gerade auf seine Hand ausgießen wollte. »Nimmst du mich auf den Arm?«
    »Nein, ernsthaft!« Federico schenkte ihnen Wein ein und hielt dann Alexis das Glas an die Lippen.
    »Dieser Wein ist fantastisch!«, befand Alexis, bevor er weiter Federico über den Sexshopbesuch ausquetschte. Diese Bemerkung aber natürlich nicht vergessen hatte.
    »Claudes Onkel hat ein Weingut. Er bringt manchmal ein paar Flaschen mit, wenn er zu Hause war.« Federico angelte sich die Flasche, die auf dem Nachttisch stand.
    Er drehte sich, um Alexis das Etikett zu zeigen und der glaubte kaum seinen Augen zu trauen. »Weißt du, was das ist? Das ist ein reiner Merlot aus Bordeaux!«, rief er und trotz seiner öligen Hände nahm er die Flasche in die Hand. Vorsichtig, darauf bedacht sie nicht fallenzulassen.
    »Deiner Reaktion entnehmen ich, dass das etwas Besonderes ist?«
    Alexis starrte ihn verdutzt an. Etwas Besonderes, ja, das traf es ganz gut. »Merlot ist eine der Rebsorten, die für die Bordeaux-Weine verwendet werden. In der Regel werden sie mit anderen Rebsorten verschnitten, aber die teuersten Bordeaux-Weine sind reinklassige Merlots.«
    »Oh, gut.« Federico zuckte mit den Schultern und trank selbst einen Schluck. »Ich glaube, Claudes Onkel wohnt irgendwo in der Gegend um Bordeaux.«
    »Wie? ›Gut‹?«, echote Alexis.
    »Na gut halt. Der Wein ist ganz okay. Kein Grund auszurasten. Krieg dich wieder ein. Claude gibt dir sicher ein paar Flaschen, wenn du ihn fragst.«
    Federico wusste gar nicht, was für ein Kunstwerk der Weinbaukunst ihm hier dargeboten wurde. Alexis nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit etwas zur Kultivierung von Federicos Geschmacksnerven zu unternehmen.
    »Dein offenkundig schlechter Geschmack was Rotweine betrifft einmal außer Acht gelassen... Au!« Diese Bemerkung brachte ihm einen Schlag mit der flachen Hand gegen das Bein ein.
    »Nicht jeder ist mit einem silbernen Löffel im Mund aufgewachsen!«, ereiferte sich Federico. »Entschuldige, dass ich keinen Merlot von einem Riesling oder Bordeaux oder weiß Gott was unterscheiden kann! Ich kann auch keinen Hummer zerlegen oder Austern aufknacken.«
    »Würde ich dir auch nicht empfehlen, das kann sehr schnell, sehr blutig werden. Austern sind nicht leicht zu öffnen. Ich habe mal gelesen, dass mehr als 2000 Franzosen jedes Jahr deshalb ins Krankenhaus kommen. Diese Austernmesser sind die wahren...« Federicos halb irritierter, halb genervter Blick brachte ihn zum Schweigen und Alexis ließ stattdessen die Handflächen wieder über die verspannten Schultern des Pianisten gleiten. In solchen Momenten wurde Alexis einmal mehr bewusst, wie unterschiedlich sie sich doch waren. Edle Weinsorten, Essen in Edelrestaurants, Etikette und Stil, der half sich auf einem noch so glatten politischen Parkett zu bewegen, solche Dinge, hatte Alexis förmlich mit der Muttermilch aufgesogen. Für Federico war dies eine unbekannte, ja sogar unverständliche Welt. Eine Welt und deren Codes Federico jedoch erlernen müsste, sofern sich ihre Beziehung als dauerhaft erweisen sollte.
    Nun, darüber würde Federico gar nicht erfreut sein, das ahnte Alexis jetzt bereits. Federico hielt dies alles für snobistisch.
    Mit ruhigerer Stimme fuhr Alexis dann fort: »Eigentlich wollte ich fragen, was du in einem Sexshop zu suchen hattest.«
    Federicos Schultern bebten vor leisem Gelächter. Die bissigen Bemerkungen vergessen, die sie ausgetauscht hatten. »Nichts besonderes, ich wollte es mir einfach mal ansehen, was es da so alles gibt, jetzt unter besonderer Berücksichtigung meiner... ahm... neu gewonnenen Perspektive.«
    Nette Umschreibung. Alexis wunderte sich trotzdem. »Glaubst du, nur weil du schwul bist, musst du Stammkunde im örtlichen Sexshop werden?«, versuchte er Federicos Handlungsweise

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