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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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er und nahm die Kopfhörer ab.
    Federico schien kurz eingeschlummert zu sein, denn mit sichtlicher Mühe richtete er sich wieder auf und Alexis reute es sofort ihn nicht schlafen gelassen zu haben.
    »Lange genug.« Federico gähnte. »Ich habe dir zugesehen. Du warst ganz konzentriert. Was spielst du da?«
    »Bach, nur eine Fuge. Nichts Besonderes.« Alexis drehte an den Lautstärkereglern der Orgel. Kein Grund die Nachbarn aus den Betten zu werfen. Noch einmal spielte er die Fuge, aber dieses Mal hielt er sich an die Noten.
    »Ah, die Gigue-Fuge«, meinte Federico nach den ersten Takten. Allem Anschein nach kannte Federico das Stück. Ein Gigue war ein schneller, lebhafter barocker Tanz.
    »Ja, genau. Achte mal auf das Pedal.« Man konnte fast meinen, Alexis tanze förmlich auf dem Pedal, so wie er die Füße bewegte. Daher rührte auch der Beinahmen der Fuge.
    »Ich könnte sie noch schneller spielen«, prahlte Federico als Alexis geendet hatte und ihm lag schon die Aufforderung auf der Zunge dies zu beweisen, aber er hielt sich gerade noch zurück.
    Federico selbst verzog den Mund zu einem halbherzigen Lächeln: »Ich weiß, nicht in meinem jetzigen Zustand.«
    »Hast du Schmerzen?«
    »Ja, deshalb bin ich auch aufgewacht. Meine Hand tut höllisch weh und ich habe keine Schmerzmittel genommen.«
    »Wieso?« Alexis konnte sich noch sehr genau an die Schachtel mit Tabletten erinnern, die Federico mit sich herumgetragen hatte. Damals als er ebenfalls mit seiner Hand Probleme gehabt hatte.
    »Ich weiß doch, wie du darüber denkst. Außerdem reichen die rezeptfreien Tabletten aus der Apotheke schon nicht mehr aus und meine Vorräte von den stärkeren Sachen sind mittlerweile erschöpft.«
    »Du schneidest dir in den Finger, obwohl du weißt, dass es eine bescheuerte Idee ist. Aber du nimmst keine Tabletten, weil du weißt, dass ich es nicht gutheiße?«
    »Ja, es ist genau so blöd, wie es klingt. Ich bin am durchdrehen«, analysierte Federico sich selbst.
    Alexis beließ es bei einem unverbindlichen Schnauben und ging wieder in sein Schlafzimmer. Wenig später kehrte er mit einer elastischen Binde zurück, eine wie sie Sportler benutzten um ihre Gelenke zu stützen.
    »Sag, wenn es zu fest wird.« Er begann Federico den Arm einzubandagieren. »Ich denke, es hilft, wenn dein Gelenk ruhig gestellt wird, aber es wäre wirklich besser wenn du zum Arzt gehst.« Jetzt wo er Federico so nahe war, roch er es noch genau. Dieser so charakteristische Geruch nach Samen und Schweiß, der noch Federicos Haut anhaftete.
    »Ich weiß, ich weiß.« Federico seufzte unglücklich auf. »Aber, was ist, wenn er sagt, dass es chronisch ist. Oder, dass es immer wieder kommt.«
    Alexis hielt dagegen: »Vielleicht gibt es auch eine einfache Therapie dafür?«
    »Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert und man muss wahrlich kein Fachmann sein, um diese Diagnose zu stellen. Meine Finger sind zu stark beansprucht, die Belastung durch das Klavier spielen ist zu groß. Es ist nur eine akute Sehnenscheideentzündung, das heilt von alleine wieder ab.«
    »Aber«, begann Alexis. Er gab Federico durchaus recht mit dessen Eigendiagnose, doch war es innerhalb drei Monaten bereits das zweite Mal, dass die Symptome auftraten!
    »Alex, bitte... Ich...« Federico schüttelte den Kopf und legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Nicht jetzt, bitte.« Er war kurz davor in Tränen auszubrechen, überhaupt sah er mit einem Mal so fragil aus. Ein falsches Wort und Federico würde buchstäblich in sich zusammenbrechen. Der Pianist wusste, dass er sich selbst etwas vorlog, dass es weitaus schlimmer um ihn stand als er zugeben mochte.
    Alexis hatte gerade den Verband fertiggestellt als Federico mit zittriger Stimme meinte: »Hast du was zu rauchen da?«
    »Du rauchst?« Das war ja ganz was Neues.
    »Nein, nie, aber mir wäre jetzt irgendwie danach. Ich will keinen Alkohol trinken und vielleicht wäre eine Zigarette nicht schlecht. Schokolade würde nicht helfen und andere legale Suchtmittel fallen mir nicht ein... Es sei denn, man zählt Sex als Suchtmittel und den hatten wir heute Abend schon.«
    Alexis musste unvermittelt lachen. Federicos Worte hatten etwas so trockenes und sprödes an sich gehabt, das es fast schon typisch britisch zu nennen war. Nichtsdestotrotz stand er auf und kramte in einer kleinen Schachtel herum, die er ganz hinten in seinem Bücherregal untergebracht hatte.
    »Ich habe keine Zigaretten hier, aber vielleicht trifft das hier

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