Holz und Elfenbein
mehr nicht.«
»Und wenn du nächsten Monat wieder Probleme mit deiner Hand hast. Schneidest du dir dann in den Daumen, oder nimmst die linke Hand? Du hast nur zehn Finger. Hast du darüber auch schon nachgedacht?«, erhob Alexis anklagend die Stimme.
»Jetzt wirst du lächerlich«, wiegelte Federico ab.
»Wer ist hier lächerlich? Ich schneide mir nicht mit desinfizierten Brotmessern in die Hand, weil ich nicht Manns genug bin es zuzugeben nicht Klavier spielen zu können. Denkst du eigentlich daran, wie feige das war und wie unfair? Du hattest mir gegenüber eine Verpflichtung und mehr noch gegenüber Claude. Er hat sich so gefreut mit dir im Duett spielen zu können und jetzt wurde sein Auftritt gestrichen.«
»Er wird es verstehen.«
»Du hast es ihm also noch nicht gesagt. Claude wird nicht gerade erfreut darüber sein, dass sein Freund ihn so hintergeht.«
»Das ist meine Entscheidung, ob ich es ihm beichte oder nicht.« Federico blickte alarmiert auf. »Wirst du es ihm sagen?«
Alexis zögerte zuerst, dann wandte er sich ab und schüttelte wieder den Kopf. »Nein«, gab er knurrend zu. »Es ist deine Sache und als dein Freund könnte ich dich nicht so ans Messer liefern. Ich werde auch Dekan Haylen oder sonst wem nichts sagen, auch wenn ich das sehr gerne tun würde und wahrscheinlich sogar tun sollte! Verdammt noch mal! Ich würde dich gerne quer übers Knie legen und dir den Hintern versohlen!«, ließ er seiner Wut freien Lauf und riss unbeherrscht an seinen Manschettenknöpfen, so dass sie im hohen Bogen durchs Zimmer flogen unter den Sessel rutschten. »Ich dachte, dir ist es ernst mit mir. Hattest du denn kein Vertrauen zu mir? Warum hast du mir nichts gesagt?« Endlich konnte Alexis es aussprechen, den wahren Grund für seine Wut.
»Tu es doch«, meinte Federico in die folgende Stille hinein.
»Was?« Alexis verstand den Zusammenhang nicht. Er bekam den zweiten Knopf mit weniger Gewalt frei und legte ihn auf den Tisch.
Federico erhob sich indes. »Wenn du meinst, dass ich es verdient habe bestraft zu werden, dann tu es doch.«
Es war als ob eine lautlose Bombe zwischen ihnen explodiert wäre. Alexis und Federico starrten sich schweigend, lauernd an. Die Spannung im Zimmer war förmlich greifbar. Alexis senkte die Hände, die gerade noch mit seinem Ärmel beschäftigt gewesen waren.
»Das meinst du nicht ernst«, stellte Alexis klar und schüttelte den Kopf. Tat diesen absurden Vorschlag mit einer Handbewegung ab.
»Doch.« Federico begann ihm das Hemd aufzuknöpfen. »Ich weiß selbst, wie dumm es war und habe es trotzdem getan. Man könnte sagen, ich war sehr ungezogen.« Bei diesen letzten Worten spitzte er die Lippen und blickte Alexis provozierend an.
»Verdammt noch mal, Fedri.« Alexis hielt die Hände des anderen fest. »Führ mich nicht in Versuchung.«
Federico antwortete nichts, er stand nur da und sah ihn an. Alexis wusste ganz genau, dass er es nicht tun sollte. Er ahnte, dass Federico diese Worte nur aussprach, weil er dadurch sein eigenes schlechtes Gewissen beruhigen wollte. Einfach in dem er sich Alexis anbot. Auch traute Alexis sich selbst nicht. Er war zu aufgebracht, zu wütend auf Federico als dass er eine klare, rationale Entscheidung treffen konnte. Aber wer fällte in solchen Situationen schon rationale Entscheidungen.
Grob zog er Federico näher an sich und küsste ihn. Ganz und gar nicht zärtlich stieß er seine Zunge fordernd zwischen Federicos Lippen.
Er konnte es später nicht mehr sagen, wie es dazu gekommen war. Wie sie es ins Schlafzimmer auf das Bett geschafft hatten. Wie er und Federico auf einmal nackt waren. Es war wie ein Rausch gewesen, seine Hände auf Federicos Körper zu legen. Ihm zärtlich die Lippen zu küssen und ihn dann umso unerbittlicher auf das Bett zu drücken, während er die Krawatte zweckentfremdete und damit Federicos Hände fesselte.
Alexis verschwendete keinen Gedanken daran, dass dies für Federico schmerzhaft sein mochte. Aber andererseits, Federico beschwerte sich auch nicht. Er überließ Alexis völlig die Kontrolle und wie es schien, war es genau das, was er jetzt in seiner Lage brauchte. Nicht so sehr der körperliche Schmerz. Federico wollte einfach dominiert werden, sich selbst keinerlei Gedanken mehr machen zu müssen. Einfach sich selbst sein und die Sorgen und Verantwortung auf jemand anderen übertragen.
Kein Wort wurde zwischen ihnen gewechselt. Es war auch nicht nötig. Alexis verstand auch so. Der Körper sprach
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