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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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fällt a. Aber nur a bissl. Sei heldenhaftes G’schichtl passt bloß ned zu unserer Erkenntnis, dass der Stranek Faserspuren unter die Fingernägel hatte. Und zwar eben grad ned von der Jacke vom Seiler.»
    «Was hatte der Stranek denn für eine Jacke an?», fragte Christine.
    «Oiso, der hatte auch eine Mammut, wie die meisten. Aber man krallt doch ned in sei eigene Joppn eini.»
    «Also da wage ich zu widersprechen. Wenn man fällt und plötzlich keinerlei Halt mehr hat und außerdem den Tod vor Augen, dann kann es schon sein, dass man sich in so einer Art Schreckstarre an sich selbst festkrallt.» Christine blickte auf die friedlich und stoisch daliegenden Berge ringsum. Ob es öfter vorkam, dass Morde als Bergunfall getarnt wurden?
    «Also, wenn du mi fragst und a wenn du mi ned fragst, die Sache stinkt gewaltig», erwiderte Holzhammer. «Da hat der Fischer schon recht. Denn wenn der Seiler den Stranek gar nicht mehr erreicht hat, der sich ned an eam festkrallt hat und so weiter, wieso ist der Seiler dann a gestürzt? Kannst du mir das bittschön erklären?»
    «Keine Ahnung, vielleicht in der Hast und dann noch der Schreck, als er den anderen fallen sah. Da hat er selbst den Halt verloren und ist hinterhergesegelt.»
    «Geh! So ähnlich schildert er das zwar auch, aber das glaubt doch kein Mensch. Der Seiler als Held, ja leck mich.»
    «Besonders objektiv bist du ja nicht gerade», konstatierte Christine.
    «Na, dafür kenn ich die Leut zu gut», gab Holzhammer unumwunden zu. «Ach ja, eins ist noch wichtig: Wir sagen vorläufig keinem was von die Faserspuren. Ich hab zwar alle Jacken eingesammelt, warum, werden die sich denken können. Aber was bei der Untersuchung herauskam, das behalten wir fürs Erste für uns.»
    «Ja gut. Wieso kann man eigentlich nicht sehen, von welcher Jacke genau jetzt diese Faserspuren stammen? Man muss doch an den Jacken sehen können, ob was abgeschabt wurde?», fragte Christine und trat beiseite, um eine vom Gipfel kommende Gruppe Chinesen durchzulassen.
    «Des kann man vergessen. Über so einer Funktionsjacke trägt man ja an Rucksack, der scheuert an alle möglichen Stellen an der Jacke. Und dann schrubbt man vielleicht noch mit der Jacke durch an Kamin, dann sind überall Abriebspuren. So hat es mir jedenfalls der Josef Berg erklärt. Und selbst bei einer brandneuen Jacke könnt man wahrscheinlich nichts sehen, weil es sich wirklich um ganz feine Partikel handelt. Es ist ja nicht so, dass der Tote direkt Stofffetzen unter den Fingernägeln hatte. Bloß winzige Partikel, die man mit bloßem Auge kaum sehen kann. Auf jeden Fall bleibt der Seiler wohl noch drei Tage im Krankenhaus, dann kommt er in deine Obhut. Schau doch einfach mal, was du von ihm hältst, ob er die Sache vielleicht auch mal anders erzählt oder sich in Widersprüche verwickelt. Du wirst ja mit ihm über die Sache reden, oder?»
    «Eigentlich nur, wenn er es will. Keiner wird gezwungen, zu mir zu kommen. Das ist ein optionales Angebot der Klinik. Die meisten kommen aber, wenn der behandelnde Arzt es empfiehlt. Fast alle Menschen reden gern mal in Ruhe über sich selbst. Aber sag mal, hast du denn gar keine anderen Verdächtigen? Da waren immerhin acht Leute auf dem Berg.»
    «Also rein interessenlagenmäßig hätten natürlich die Bischofswieser am meisten Grund, den Stranek zur Hölle zu wünschen. Schließlich wollte der ihnen den DSV-Stützpunkt wegnehmen. Deshalb ist es eh günstig, dass du den Zilinsky bei dir in der Klinik hast. Ich trau dem ja ehrlich g’sagt keinen Mord zu, aber wer weiß, stille Wasser san tief. Er war oben, und keiner weiß, was er da getrieben hat. Ned amal er selbst, angeblich.»
    «Also, der Zilinsky wurde mir schon von der Klinikleitung ans Herz gelegt. Ich hatte heute Morgen den ersten Termin mit ihm.»
    «Und?»
    «Nicht viel. Im Moment spricht er kaum. Nur das Nötigste. Deshalb hat ihn seine Frau wohl einliefern lassen. Aber es kann gut sein, dass er innerhalb der nächsten Tage auftaut. Oder dass ihm sogar alles wieder einfällt.»
    «Kann es sein, dass er deshalb so an Schock hat, weil er an Mord beobachtet hat?»
    «Natürlich. Aber vielleicht hat er auch nur mit angesehen, wie jemand fiel. Oder er hat gar nichts mitbekommen und nur Schreie im Nebel gehört. Oder er hat nur anhand der Reaktionen der anderen mitbekommen, dass kurz vor ihm – auf dem Weg, den er in wenigen Sekunden selbst gegangen wäre – jemand abgestürzt ist. Dazu die Anspannung, die vielleicht sowieso

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