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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Heidi ned gut auf ihn zu sprechen ist, hätt ich dir sagen können. Sie und der Seiler hatten vor Jahren eine heftige Affäre. Dann hat sie aber Knall auf Fall Schluss gemacht und ist zum Kehlsteinhaus gewechselt. Warum sie jetzad wieder hier ist, woaß i ned. Jedenfalls ned wegen dem Seiler.»
    «Sehr praktisch für den Kehlsteinwirt», meinte Christine, «er hat eine erfahrene Kraft bekommen.»
    «Ja, in jeder Hinsicht», stimmte Holzhammer zu und blickte versonnen zum Großen Hundstod, der in der trockenen Luft zum Greifen nah schien.
    «Und der Seiler ist verheiratet?», fragte Christine.
    «Ja, das hält ihn aber ned von seinen Abenteuern ab.»
    «Verstehe. Dann ist vermutlich nicht einmal seine Ehefrau gut auf ihn zu sprechen?»
    «Keine Ahnung, wie sie das mit ihm aushält. Früher hat sie in der Wirtschaft an der Bergstation gearbeitet, aber dann ist sie ins Tal gewechselt. Sodass sie ihren Mann wenigstens ned den ganzen Tag sehen muss.»
    «Macht der Seiler denn viel Geld, hier am Jenner?», wollte Christine wissen.
    «Schwer zu sagen. Aber ohne Gewinn würd er’s kaum machen. Die Seilbahn wird von der Gemeinde subventioniert, ist ja wichtig für den Fremdenverkehr. Und die Gaststätte hier oben geht ned schlecht.»
    «Und wenn das mit dem Erlebnisberg alles kommt? Bleibt er dann auch Alleinherrscher am Jenner?», fragte Christine.
    «Sag mer so, er sitzt im Gemeinderat, da lässt sich gut abstimmen», sagte Holzhammer. «Er ist sogar zweiter Bürgermeister, aber das bedeutet hier so gut wie nichts, das ist ungefähr wie Vierter bei der Olympiade.»
    Inzwischen war Christine richtig gespannt auf die Ankunft des vielgeschmähten Seilbahnbetreibers in der Reha-Klinik. Auf der gut besetzten Terrasse ließ sich schlecht über Mordverdacht diskutieren, darum tranken sie zügig aus.
    Da Christine über den Krautkaserhang aufgestiegen war, wählten sie den etwas längeren Abstieg nach Süden übers Schneibsteinhaus. Dabei diskutierten sie die verschiedenen Möglichkeiten. Hatte Seiler den Stranek erpresst und ihn dann beseitigt, nachdem mit dem Umzug des DSV alles geklärt war? War etwa noch eine dritte Person beteiligt gewesen? War es vielleicht sogar umgekehrt gewesen, und Stranek hatte versucht, den Seiler umzubringen? Konnte es trotz allem doch ein Unfall gewesen sein? Wer von den Teilnehmern der Bergtour kam überhaupt für einen Mord in Frage? Holzhammer gab viel auf Christines Urteilsvermögen, mehr als sie selbst. Bislang kannte sie allerdings die meisten Beteiligten noch gar nicht. Aber das sollte sich ja bald ändern.
    An der Einmündung des Wegs von der Priesbergalm wurde Holzhammer von einem Einheimischen begrüßt. Der Mann hatte ein markantes Gesicht, in das sich tiefe Furchen gegraben hatten, das aber trotzdem jung und lebendig strahlte. Er trug überschulterlange Haare und einen riesigen Rucksack.
    «Grias di, Tom», verstand Christine gerade noch und dann nichts mehr. Beide fielen in schwersten Berchtesgadener Dialekt.
    Theoretisch verstand sie ja inzwischen die meisten bayerischen und sogar viele speziell Berchtesgadener Ausdrücke. Aber wenn schnell gesprochen wurde, konnte sie oft nicht einmal unterscheiden, wo das eine Wort aufhörte und das nächste anfing. Umgekehrt war es ganz egal, ob sie selbst «Grüß Gott», «Grias di» oder «Guten Tag» sagte. Sie wurde in jedem Fall unweigerlich als Norddeutsche und damit als Touristin identifiziert. Eigentlich schon bei der ersten Silbe, denn sie sprach das «R» hinten im Rachen – nicht wie der Hiesige vorn mit der Zunge. Daher antwortete man ihr dann mit einem knappen «Hallo». Das wurde in den Gästeversteherkursen der Kurdirektion so gelehrt – man sollte die Gäste mit ihren heimischen Grußformeln anreden. Christine hatte aber den starken Verdacht, dass dieses «Hallo» von vielen als getarnte Beleidigung gemeint war. «Hallo» bedeutete demnach nichts anderes als «I woaß, dass du a Saupreiß bist».
    Nach einigen Sätzen hatten Holzhammer und der Fremde offensichtlich die wichtigsten Nachrichten ausgetauscht, und der Langhaarige mit dem Riesenrucksack ging seines Weges.
    «Wer war das denn?», fragte Christine.
    «Ach, der Tom, der trainiert auf der kleinen Reibn fürs Karakorum. Des war schon die zweite Runde», erklärte Holzhammer.
    «Wie, der ist heute bereits zweimal die kleine Reibe gegangen?»
    «Ja, die erste Runde schon im Dunkeln. Auf den hohen Bergen steht man ja auch früh auf. Und des Karakorum ist ja quasi ein Ableger

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