Holzhammer 02 - Teufelshorn
Zuletzt auch noch die Hofer Annamirl, die er zu diesem Betrug angestiftet hat …»
Diese Neuigkeit war noch gar nicht zu Berg vorgedrungen. «Und die kann fabelhaft Traktor fahren, oder was?», fragte er, immer noch ungnädig.
«Des woaß doch i ned. Ach ja, noch was: Wenn du nix findst, wär es gut, wenn du keine große Sache draus machen würdest.» Holzhammer war eingefallen, dass er für den Einsatz der Spurensicherung mal wieder keinerlei Segen von Dr. Fischer eingeholt hatte.
«Was? Ich mach das hier also nicht nur am Sonntag in meiner Freizeit, sondern auch noch umasunst? Wie wär’s, wenn du gleich wieder so ein Lufttaxi bestellst und mich wieder auffi fliagn lässt?»
Doch während Josef Berg auf diese Weise Dampf abließ, kramte er schon tief in seinem Koffer herum. Deshalb antwortete Holzhammer lieber gar nichts.
Berg machte zuerst Fotos von der gesamten Situation, aus allen Winkeln fotografierte er den Toten, die Reifen und die Spuren vor und hinter dem Traktor. «Ziemlich viele Reifenspuren hier», sagte er mehr zu sich selbst, «wieso ist der Kerl so oft hin- und hergefahren?»
Berg legte mehrere Bänder auf dem Boden aus, um die Fahrspuren des Traktors zu markieren. «Der ist zuerst ganz auffi g’foarn, dann wieder obi, und genau an dieser Stelle mindestens zwoamoi hin und her», erklärte er.
Dann trat Berg ans Fahrerhaus. «Ich hoff, du hast den Griff nicht angepackt», sagte er zu Holzhammer.
Der musste sich schuldig bekennen. «Ich wollt eini und die Handbremse ozeagn.»
«Scho guad, dei Pratzn ist eh scho in der Kartei.» Berg bestäubte den Griff, legte die Folie darüber und gab sie dann in ein Tütchen.
Dann stieg er hoch und machte Fotos von den Hebeln im Traktor. Die Handbremse sah angezogen aus. Zur Sicherheit zog er mit behandschuhter Hand noch einmal ordentlich nach. Dann stieg er wieder ab und holte eine Art Ganzkörperkondom aus seinem Koffer. Er streifte den dünnen wasserdichten Overall über, drückte Holzhammer die Kamera in die Hand, ließ sich auf den Bauch in den feuchten Batz fallen und kroch flach wie ein Lurch neben dem Toten unter den Traktor.
«Kamera!», orderte er von unten und streckte eine Hand nach hinten.
Um dem Kriminaltechniker die Digitalkamera unter den Traktor zu reichen, musste sich Holzhammer in den Dreck knien. Ganz ohne Schutzanzug. Außerdem musste er sich noch mit der anderen Hand im tiefen Batz abstützen. Wahrscheinlich war das die Rache.
Kaum hatte Berg die Kamera in Händen, begannen diverse Digitalblitze zu zucken. Er schien unter dem Traktor eine ausgiebige Fotosession abzuhalten.
«Was gibt’s denn da unten?», fragte Holzhammer, der sich mühsam wieder aufgerichtet hatte. Sein linker Arm war nass bis zum Ellenbogen. Der Dreck von den Knien lief langsam nach unten, wo er sich mit dem Dreck vom Hosenrand vereinte.
Dumpf klang die Stimme des Kriminaltechnikers unter dem riesigen Fahrzeug hervor: «Gar ned so einfach, sich zweimal vom eigenen Traktor überfahren zu lassen.»
«Ha!», machte Holzhammer nur.
Berg kletterte wieder hervor und erklärte: «Dein Toter hat Reifenspuren auch dort, wo der Reifen gar nicht ist. Er ist also mindestens zweimal überrollt worden. Und das machst mir vor, hier an dem Hang, wie das gehen soll. Ich schau jetzt noch amal gründlich ins Fahrerhaus eini.»
Bergs Groll wegen der abgebrochenen Tour war verflogen. Sein Freund Holzhammer hatte den richtigen Riecher gehabt, und es war richtig gewesen, dass er ihn gleich geholt hatte. Spätestens wenn der Traktor bewegt worden wäre, um den Toten hervorzuholen, wären die meisten Spuren verwischt worden.
Das Innere des Fahrerhäuschens war wohnlich eingerichtet: Auf dem Sitz lag ein Kissen, ein Getränkehalter enthielt eine halbleere Bierflasche, im Handschuhfach fand sich der neueste Playboy. Der Boden des Fahrerhauses war dreckig, die Pedale lagen im Halbdunkel. Berg überlegte, wo es am ehesten Chancen auf DNA-Spuren gab. Am Lenkrad wohl kaum, außer jemand hatte vor Wut hineingebissen. Schließlich steckte er das ganze Sitzkissen in eine große Beweismitteltüte.
Lag da nicht etwas auf dem Boden? Berg stieg ab und holte eine Taschenlampe. Der Leuchtkegel zeigte ihm eine Art Schnur oder Band. Er beugte sich vor und angelte mit spitzen behandschuhten Fingern. Er erwischte das Band, aber es war festgemacht. Es hing mit einem Ankerstich an der Verschraubung des Sitzes. Und ein HMS-Karabiner war auch dran.
«Hast was?», fragte Holzhammer.
«Bandschlinge
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