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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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paar Sekunden später ertönte Matthias’ Stimme vom Balkon: «Wer da?»
    «Staatsmacht», antwortete Holzhammer.
    Matthias kam zur Haustür und öffnete. «Wie siehst du denn aus!», rief er.
    «Wia ma halt aussieht, wenn ma a Leich im Woid find.»
    Kurze Zeit später saß Holzhammer am Küchentisch und trank Espresso. Seine Diensthose hatten sie durch die Badewanne gezogen und dann auf den Balkon zum Trocknen gehängt. Seine Schuhe standen mit Zeitungspapier ausgestopft auf dem Fensterbrett. Matthias hatte ihm eine Jogginghose anbieten wollen, aber es hatte sich herausgestellt, dass der Polizist in keine seiner Hosen hineinpasste. In der Länge zwar zweimal, aber in der Breite halt nicht. Jetzt trug er eine bunte Wolldecke um die Hüften.
    Matthias war auch nicht gerade in Ausgehuniform. Er trug sein geliebtes schwarz-orange kariertes Flanellhemd, das Christine so furchtbar fand, und dazu eine ausgebeulte grüne Jogginghose. Er hatte auf dem Kanapee gelegen und ferngesehen, als Holzhammer geklingelt hatte. Wenn Christine am Berg war, nutzte er gern die Gelegenheit, sich mal wieder so richtig gehenzulassen.
    Holzhammer schilderte ausführlich, was in den vorangegangenen Stunden passiert war: Seiler tot im Wald, Josef Berg am Haken des Hubschraubers, Bandschlinge im Führerhaus des Traktors.
    Matthias hörte gelassen zu. Für ihn barg der Tod keinerlei Schrecken, als Buddhist glaubte er ja an die Wiedergeburt. Seiler würde allerdings bei der nächsten Runde sicher die Arschkarte ziehen. Er würde als Kakerlake wiederkehren. Oder als Fußpilz. Waren ja auch Lebewesen.
    «Der Seiler ist also tot», fasste Matthias schließlich zusammen, um deutlich zu machen, dass er zugehört hatte.
    Holzhammer war schon einen Schritt weiter: «Die Frage ist natürlich, ob das alles zusammenhängt oder ob Seiler sich einfach nur einmal zu oft unbeliebt gemacht hat. Na, vielleicht kann uns diese Bandschlinge irgendwie weiterhelfen.»
    «Die deutet auf einen Bergsteiger, oder?» Matthias bestieg zwar keine Berge, aber was eine Bandschlinge war, wusste sogar er. Bergsteiger und Rettungskräfte hatten Bandschlingen. Sie wurden benutzt, um zwei Bohrhaken zu einer redundanten Sicherung zu verbinden. Oder als Verlängerung vom Bohrhaken zum Karabiner. Auch Klettersteiggeher hatten an schwierigen Steigen manchmal eine kurze Bandschlinge dabei. Die wurde eingehängt, um sich zwischendurch ausruhen zu können.
    «Ja, davon haben wir ja auch nur drei im Landkreis», antwortete Holzhammer sarkastisch. «Und ich hab keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Selbst wenn der Berg jetzt DNA findet, dann hab ich damit ja noch keinen Täter. Außer der ist schon in der Kartei, aber das glaub ich jetzt weniger. Ich brauch ja erst a mal die Gegenprobe. Und dazu brauch ich einen Verdächtigen.»
    «Was ist mit Zilinsky oder Xaver Grassl? Ist das nicht das Nächstliegende? Die beiden Teilnehmer der Bergtour, die den Seiler am meisten gehasst haben müssten.»
    «Wenn wir DNA aus dem Traktor bekommen, dann macht es sicher Sinn, die beiden um Proben zu bitten», sagte Holzhammer. Er war skeptisch, aber momentan war jeder Strohhalm so gut wie der andere. Diese vermaledeite Bergtour und ihre Teilnehmer waren nun mal die einzige Verbindung zwischen den beiden Toten.
    «Kommst du mit auf den Balkon?», fragte Matthias, der eine rauchen wollte.
    Draußen sahen sie in den Garten hinunter. Gerade kamen zwei Rehe aus dem Wald und begannen die Goldruten abzuweiden. «Oh, schon so spät», sagte Matthias.
    Holzhammer sah ihn an wie einen Bekloppten.
    «Die kommen immer genau zur gleichen Zeit», erklärte Matthias. «Daher weiß ich, dass es jetzt halb fünfe ist.»
    Neben ihnen flatterte Holzhammers Hose im Wind. Zwar ohne Bügelfalte, aber wenigstens auch ohne Schlamm. Matthias befühlte ein Bein. «Kannst bald heimgehen», sagte er.

    Seit drei Stunden bemühte sich Christine, einen Abstieg zu finden. Die Querung hatte sie nur über einem absturzgefährlichen Abbruch entlang zu einem anderen kleinen Vorsprung geführt. Das Gelände war kleinteilig und unübersichtlich. Man konnte einfach nicht sehen, was hinter der nächsten Erhebung war. Und bisher war da einfach nur noch mehr vom gleichen steilen und rutschigen Gelände gewesen. Sie hatte keinen Überblick mehr, wie viele Höhenmeter sie inzwischen rauf und runter zurückgelegt hatte.
    Eine Stunde vor dem Dunkelwerden kam sie zu einer größeren Schuttrinne. Um sich einfach dem Schuttstrom zu überlassen und darin

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