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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Spurensicherung ließ ja wohl stark zu wünschen übrig.
    «Josef, ich hab keine Lust auf deine Unterwiesel, die bloß alles vollstauben mit eam Fingerabdruckpulver und dann doch nix aussi bringen. Es ist der Seiler. Mein Mordverdächtiger. Und jetzt ist er selber tot.»
    «Franz, ich würd dir ja helfen, ich bin auch ganz in der Nähe. Aber es ist grad etwas schwierig», kam Josefs Stimme etwas pfeifend. An seinem Standort schien es windig zu sein.
    «Ja wieso denn», fragte Holzhammer ungnädig.
    «Ich steht grad mitten in der Ostwand.»
    Okay, das war ein Argument. Wenn in Berchtesgaden jemand von der Ostwand sprach, dann war die Watzmann-Ostwand gemeint, die höchste Wand der Ostalpen. 1800 Höhenmeter vom Einstieg bei der Eiskapelle auf St. Bartholomä bis zum Gipfel. Der leichteste Weg hindurch war der Berchtesgadener Weg im dritten Schwierigkeitsgrad. Normale Bergsteiger gingen das in Seilschaft und seilten sich mindestens an den schwierigsten Stellen an. Vorsichtige und Fremde nahmen einen Bergführer, schon wegen der Wegfindung. Es gab aber auch einheimische Bergfexe, die allein und seilfrei gingen. Holzhammer konnte sich ausrechnen, zu welcher Kategorie Josef Berg gehörte. Der Leiter der Spurensicherung war hier aufgewachsen, auch wenn er jetzt in Traunstein saß. Und er war ehrenamtlich bei der Bergwacht. Holzhammer überlegte. Er wollte die bestmögliche Unterstützung für diese Sache.
    «Ich lass dich abholen», sagte er.
    Josef Berg stöhnte: «Du versaust mir den Tag.»
    Dann machten sie aus, an welcher Stelle der Ostwand der Hubschrauber ihn aufsammeln würde.
    Schnell mal einen Hubschrauber zu organisieren, nur um einen Mitarbeiter von seinem Ausflug zurückzuholen, wäre in weiten Teilen der Republik wahrscheinlich undenkbar, zumal für einen einfachen Hauptwachtmeister. Für Franz Holzhammer hingegen war es eine seiner kleinsten Übungen. Selbstverständlich verfügte die Polizeiinspektion Berchtesgaden nicht über eigenes Fluggerät. Aber insgesamt war die Hubschrauberdichte im Talkessel ausgesprochen hoch. Fast täglich hörte man sie irgendwo knattern: den roten Rettungshubschrauber Christoph 14, den gelben vom ADAC oder den weißen, der von Salzburg aus Rundflüge Richtung Glockner unternahm. Und dann natürlich die grünen der Bundeswehr. Die Gebirgsjäger in der Strub gehörten zwar zur Infanterie, aber bei fast allen Übungen wurden auch Hubschrauber benötigt. Ständig wurde aus Hubschraubern abgeseilt oder in Hubschrauber eingestiegen, Leute wurden ausgeflogen oder abgesetzt. Schon oft hatten Bundeswehrhubschrauber die Bergwacht unterstützt, wenn der rote Christoph gerade anderweitig beschäftigt war. Sie übten ja praktisch identische Einsätze und stellten ihr Können gern mal unter realen Bedingungen unter Beweis. Einen der grünen hatte Holzhammer heute schon gesehen. Wahrscheinlich flog er kleine frischgebackene Gebirgsjäger vom Übungsgelände auf der Reiteralm ins Tal.
    Holzhammer hatte gute Verbindungen zum Standort in der Strub. Zum einen war er selbst Gebirgsjäger gewesen. Später dann sein Sohn Andi. Der war als guter Kletterer sogar gleich in den Hochzug gekommen. Zum anderen musste Holzhammer natürlich über Übungen informiert werden, bei denen Verkehrsbehinderungen zu erwarten waren. Nur die gelegentlichen Alkoholexzesse von frisch aus Mutters Obhut entkommenen Wehrpflichtigen gehörten mangels Wehrpflicht der Vergangenheit an.
    Von all diesem dienstlichen Kram ganz abgesehen, spielte der Standortälteste Xaver Reitmeier passabel Schach. Und den rief Holzhammer jetzt auf dem privaten Handy an.
    «Kein Problem, Übung ist Übung. Und Übung macht den Meister», sagte Xaver. Holzhammer hörte, wie er sich auf seinem Diensttelefon direkt mit der Hubschrauberbesatzung verbinden ließ. Spusi-Chef Josef Berg wurde spontan zum wichtigen Späher umdeklariert, der in einer Blitzaktion aus der von Feinden besetzten Ostwand ausgeflogen werden musste.
    «Wo willst ihn hinhaben?», fragte Xaver.
    «Er muss erst zu seinem Wagen, ich brauch ihn mit allem Zubehör», sagte Holzhammer, als würde er telefonisch einen Computer bestellen.
    «Ist recht, dann liefern wir auf die Wiese hinter dem Zangei», sagte Xaver. Zangei war der Pächter der Tankstelle am Parkplatz.
    Fünf Minuten später konnte Holzhammer bereits den Hubschrauber hören.
    Bei dem heutigen schönen Wetter war die Aktion überhaupt kein Problem. Die Watzmann-Ostwand war ja nicht senkrecht, und es gab ein paar

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