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Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Titel: Home at Heart - Liebe auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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erstaunt…wollte das Thema aber so schnell wie möglich vom Tisch haben und fasste deshalb soviele Informationen wie möglich in ihre kleine Rede.
    Ellen und Marge blickten sich an, sagten aber nichts. Beide Frauen waren überglücklich, Lorelai wieder bei sich zu haben. Doch die Sache mit ihrem Verlobten schien sie noch nicht richtig verdaut zu haben.
    „Wem gehört das große braune Pferd das auf der vorderen Koppel steht. Es ist eine europäische Rasse, stimmt ‘s?“ fragte Lorelai in die unangenehme, nachmittägliche Stille der Küche hinein und versuchte vom Thema abzulenken.
    Erneut warfen sich ihre Mutter und ihre Großmutter einen Blick zu. Marge Cartwright nahm einen Schluck Orangensaft und sagte dann: „Streng genommen… dir!“
    „Mir?“ wiederholte Lorelai.
    „Dein Großvater hat dieses Pferd für dich gekauft. Es sollte eine Überraschung sein. Du warst doch immer so begeistert von diesen europäischen Sportpferden. Ein Onkel deines Großvaters, Edward, der in Großbritannien lebte, hat das Pferd Mitte der Neunziger Jahre als Jährling in Deutschland auf einer Geschäftsreise entdeckt. Dein Großvater hat es für dich gekauft und wollte es dort ausbilden lassen.“
    Ellen Cartwrights Mine wurde plötzlich traurig.
    „Als er 1999 gestorben ist, wusste niemand von dem Pferd. In Deutschland hatten sie nur die Handynummer deines Großvaters, aber sein Handy haben wir nach seinem Tod abgemeldet. 2001, kurz nachdem du nach New York gegangen warst, wurde es dann plötzlich zu uns gebracht. Der Zuchtbetrieb hat es einfach hierher fliegen lassen, weil sie meinten, bezahlt ist bezahlt und Eigentum ist Eigentum.“
    „Aber…warum habt ihr denn nie etwas gesagt?“
    Lorelai war wie vor den Kopf gestoßen.
    „Weil du immer so glücklich gewirkt hast, als du von New York erzählt hast. Es schien so, als wäre das dort deine Welt , nicht hier. Was hättest du dann hier mit einem Pferd angefangen. Wir haben beschlossen, es zu behalten. Weißt du, in gewisser Weise ist das Pferd eine Verbindung zu deinem Großvater.“
    Langsam stand Lorelai auf. Der weiße Küchenstuhl knarrte etwas, als er von dem Runden, bunten Teppich, auf dem der Tisch und die Stühle standen, auf den Holzfußboden geschoben wurde.
    „Ich gehe nach draußen“, sagte sie und verließ die Küche.

    Acht Jahre. Eigentlich Acht Jahre und fünf Monate war sie von Zuhause fort gewesen. Acht Jahre und fünf Monate hatte sie sich weder um ihre Großmutter, ihre Mutter, die Farm, ihre Freunde – und um dieses Pferd, um ihr Pferd, gekümmert. Sie hatte jede Woche, spätestens alle zwei Wochen einmal angerufen. Und natürlich an Geburtstagen, Muttertagen, Valentinstagen, zu Ostern, zu Thanksgiving und zu Weihnachten. Dazu hatte sie Geschenke geschickt und war davon ausgegangen, dass es genügen würde, Päckchen zu versenden. Dass Päckchen ihr Anwesenheit ausgleichen könnten. Die ersten vier Jahre hatten Ellen und Marge versucht, Lorelai dazu zu überreden, wenigstens einen der Feiertage, Thanksgiving oder Weihnachten, in Red Oak zu verbringen. Doch die City, ihre Freunde und ihr Job waren ihr immer wichtiger gewesen, sodass Ellen und Marge schließlich resigniert hatten und irgendwann gar nicht mehr fragten. Es war Lorelai gar nicht aufgefallen, das in den letzten Jahren niemand mehr gefragt hatte, ob sie zu Thanksgiving oder zu Weihnachten kommen würde. Da waren kleine Weihnachtspäckchen, die meist in der letzten Woche vor dem heiligen Abend aus Red Oak für sie ankamen. Ihre Großmutter schickte meist Geld (was Lorelai unangenehm war, immerhin verdiente sie bei ihrem Job vermutlich das Dreifache, wenn nicht noch mehr von dem, was ihre Großmutter zur Verfügung hatte) und ihre Mutter Dinge, für die keiner Verwendung hatte. Einmal war es ein gestrickter Pullover mit einem braunen Vogel quer darauf gewesen. Dazu Haarspangen mit einem Motiv aus 101 Dalmatiner. Im Gegenzug dazu schickte Lorelai ihrer Großmutter und ihrer Mutter Dinge von New York. Einen warmen Wintermantel für Grandma von Macys, ein paar Hosen und Oberteile für ihre Mutter. Hin und wieder ein kleines New-York-Souvenir und jede Menge Fotos. Fotos waren die einzige Möglichkeit gewesen, wie Ellen und Marge an Lorelais Leben teilhaben konnten. Beide wagten sich nicht in ein Flugzeug, hatten wahrscheinlich auch gar keine große Lust, eine Stadt voller Abgase, Verbrecher, mit viel zu viel Lärm zu besuchen. Und Lorelai hatte scheinbar vergessen, wo Red Oak lag. Sie hätte

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