Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Home at Heart - Liebe auf Umwegen

Titel: Home at Heart - Liebe auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
Vom Netzwerk:
vermisst hatte. Sie hatte Pferde schon geliebt, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und fragte sich jetzt, wie sie die Farm jemals hatte verlassen können. Sie war zu Hause.

4

    Lorelai stellte den Motor des TT vor dem Haupthaus ab, atmete einmal tief durch, öffnete die Wagentür und stieg aus. Die Farm wirkte ungewohnt ruhig und verlassen. Irgendwo in der Nähe zwitscherten Vögel. Warme Sonnenstrahlen streichelten ihre von der Klimaanlage des Wagens gekühlte Haut. Sie atmete die klare, frische Luft ein und lauschte der Stille hier draußen. Es war ungewohnt für sie, nichts außer dem Zwitschern der Vögel zu hören. Die vergangenen acht Jahre waren Straßenlärm, egal ob von Autos, Bussen, Sirenen oder aufgebrachten Menschen, ihr ständiger Begleiter gewesen. Irgendwann hatte sie sich an die störenden Nebengeräusche eines Lebens in New York gewöhnt, so wie Menschen, die neben Bahngleisen wohnen, sich an die Zuggeräusche gewöhnen, sodass die Umstellung auf hier enorm war. Sie ging einige Schritte auf die Koppel, die sich direkt vor dem Haupthaus befand, zu und erinnerte sich zurück, als sie ein junges Mädchen gewesen war. Es war kaum ein Tag vergangen, an dem es hier nicht hoch her ging. Da waren Pferdebesitzer und Trainer, Geschäftspartner ihres Großvaters, Reitschüler, Verwandte, Bekannte und Freunde, die dem Anwesen Leben einhauchten und genau das war mit ein Grund, warum sie die Farm so sehr liebte. Weil sie Leben bedeutete und weil sie jeden willkommen hieß. Jetzt lag das komplette Anwesen still da und wirkte verlassen, so als wären die Pferde die einzigen, stillen Bewohner. Das Haupthaus lag ruhig da und Lorelai fiel auf, dass die Eingangstür geschlossen war. Seit sie sich zurückerinnern konnte, war die Eingangstür des Haupthauses immer offen gewesen, sofern es draußen nicht „so kalt war, dass man sich den Arsch abfriert“, wie ihr Großvater immer gesagt – und daraufhin jedes Mal eine Rüge von ihrer Großmutter erhalten – hatte. Ihr Großvater sagte, Freunde waren hier immer willkommen und sollten nicht durch geschlossene Türen aufgehalten werden.

    Lorelai ging auf die Koppel, die rechts direkt vor dem Haupthaus lag zu, und versuchte, die Pferde anzulocken, indem sie leicht auf den Zaun klopfte, ein paar Grashalme abrupfte und die Hand hineinstreckte. Es dauerte nicht lang, bis ein großer, brauner Hengst interessiert aufsah und sich zaghaft dem Zaun näherte. Es war ein schönes Tier. Bestimmt zwanzig Zentimeter größer als die übrigen. Sein braunes Fell glänzte in der Sonne, als wäre es mit goldenen Fäden versponnen. Die großen, schwarzen Pferdeaugen blickten Lorelai neugierig an. Seinen hübschen Kopf zierte ein Stern und eine kaum erkennbare Schnippe.
    „Du kommst also aus Europa“, sagte sie, als sie das Brandzeichen für Holsteiner Pferde, eine Sportpferderasse, die in Norddeutschland gezüchtet wurde, auf seinem rechten hinteren Schenkel sah. Das geschwungene „H“ in einem Wappen. Darunter eine Zahl. Das Brandzeichen war nur ganz schwer auszumachen, aber den Brand erkannte sie dennoch sofort.
    „ Da hast du aber einen verdammt weiten Weg hinter dir!“
    Der Braune stand etwa einen Meter vom Zaun – und von Lorelais Hand – weg. Den Kopf streckte er so weit wie möglich nach vorne, um an ihre Hand und die Grashalme zu kommen, die ihre Finger festhielten, dennoch bewegte er sich keinen Millimeter nach vorne. Er wollte sich die Möglichkeit, zu fliehen, offen lassen. Lorelai kletterte auf die unterste Sprosse des weißen Lattenzaunes, dann auf die zweite und schwang den Fuß schließlich gekonnt, und genauso, wie sie es früher an die millionenmal getan hatte, über die dritte, sodass sie auf dem Zaun sitzen konnte. Die Stöckelschuhe, die sie trug, waren dabei absolut kein Hindernis. Die weichen Nüstern des Pferdes fühlten sich warm an. Sanft streichelte Lorelai darüber und jetzt schien auch der Braune seine Skepsis etwas verringert zu haben. Zaghaft machte er erst einen und dann noch einen Schritt auf sie zu, bis er schließlich vor ihr stand.
    „Du bist aber ein ganz hübscher“, sagte Lorelai, während sie seinen feinen Kopf streichelte und das Pferd ihre Jeanstaschen nach Leckereien absuchte. Es musste einen hohen Teil Vollblut in sich tragen, dachte Lorelai bei sich, während sie es betrachtete. Der Kopf war etwas hechtförmig, wie es sonst nur bei englischen und arabischen Vollblütern vorkam. Sie erinnerte sich, gelesen zu haben, dass in

Weitere Kostenlose Bücher