Home at Heart - Liebe auf Umwegen
Vorderbein zu scharren.
„Isss ja schn gut Mann“, lallte Jake und schöpfte eine große Portion Hafer in den Messbecher.
„Hier, dieses mal bekomms du etwas meah. Sei froh, dass diese doofe Schlam- mpe aus unserem Leben verschwunn ist. Wir..wiiier brau-chen ier keine Kuh aus Nujork, die sich eimmischt. Brauchn wir nicht!“
Überschwänglich schüttete Jake den Hafer in Flashs Futtertrog, schaute dem Pferd dann eine Weile beim fressen zu und wankte Richtung Ausgang.
„Ma‘am, ich kann Ihnen einen Platz auf Flug 1300 anbieten. Er startet um drei Uhr fünfzig, sie haben eine Zwischenlandung in Washington und wären um neun Uhr fünfzig in New York!“
Die Angestellte von American Airlines piepste Lorelai das Angebot zu und grinste sie dann an, als wäre sie Kandidatin in einer Gameshow.
„Okay, den nehme ich , wenn es nicht anders geht. Haben sie denn gar nichts früher? Es ist gerade mal neun Uhr Morgens?“
„Es tut mir leid, alle anderen Flüge sind ausgebucht“, fiepte die Angestellte, deren Name Stacy war, wie ihr Namensschild verkündete.
„Okay – dann den um drei Uhr fünfzig!“
Lorelai schob ihre Mastercard über den Tresen und Stacy zog sie durch das Kreditkartengerät. Dann tippte sie einige Angaben in ihren Computer und reichte Lorelai kurz darauf ihr Ticket.
Lorelai hörte nicht, was die Stewardess sagte, als sie vorne am Gang das Sicherheitsballett tanzte, dass sie ohnehin schon tausendmal gesehen hatte. Sie hatte ihren Kopf gegen das kühle Fenster des Flugzeuges gelehnt und fühlte sich leer. Als sie darauf gewartet hatte, dass die Mitarbeiterin der American Airlines ihr Ticket ausdruckte, hatte sie wieder einmal daran denken müssen, dass sie vor nicht einmal zwölf Wochen mit genau denselben Gefühlen aus der entgegengesetzten Richtung gekommen war. Sie war aus New York geflohen, weil sie ein gebrochenes Herz hatte. Jetzt floh sie aus Red Oak – aus demselben Grund und mit noch viel mehr Schmerz und fühlte sich nirgendwo auf der Welt mehr zuhause.
Sie hatte ihrer Großmutter und ihrer Mutter ein Telegramm nach Wheaterford zu Onkel Gus geschickt. Sie hatte noch nie ein Telegramm geschickt und war sich noch nicht einmal sicher, ob es im einundzwanzigsten Jahrhundert überhaupt noch Telegramme gab, aber die Angestellte des Postamts am Flughafen hatte ihr erklärt, dass es ein zuverlässiges Nachrichtenmittel sei – gerade wenn man Nachrichten in entlegene Gegenden senden wollte, oder, wenn Absender oder Empfänger keine Email besaß und man dessen Telefonnummer nicht kannte. Ihr Großonkel hatte mit Sicherheit keine Email und ein Telefonat wäre für sie zu schlimm gewesen.
„Musste zurück nach New York. Danke für alles, Lorelai“, lautete der spärliche Text, den sie der Mitarbeiterin bei der Post am Flughafen in Dallas aufgegeben hatte. Als sie das Postamt verließ, lächelte sie ein sarkastisches Lächeln. Es war genau die Art von Nachricht, die die New Yorker Lorelai ihrer Familie hinterlassen würde. Eine Nachricht, die zwar eine Aussage auf den Punkt brachten, aber nicht näher auf die Umstände einging. Eine Nachricht, die aussagte – eigentlich seid ihr mir scheißegal.
22
Jake saß in seiner Küche. Es war kurz vor neun Uhr und die Sonne war dabei, unterzugehen. Neben sich auf dem Tisch hatte er eine Flasche Jack Daniels stehen, aus der er von Zeit zu Zeit einen kräftigen Zug nahm. Seine Augen waren gerötet und sein Gesicht zierte ein stoppeliger Bartschatten. Vor ihm auf dem Tisch, neben der Flasche lagen Fotos von Amy.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Amy. Warum hast du mich verlassen und warum ist es so schwer für mich? Du fehlst mir so sehr. Wieso kannst du mich nicht endlich zu dir holen?“
Er nahm noch einen Schluck aus der Flasche, brach in Tränen aus und sein Kopf fiel auf die Tischplatte.
„Hey…Junge… Jake!“
Jemand war ins Haus gekommen und klopfte formell an die angelehnte Küchentür. Langsam hob Jake den Kopf und blickte zum Kücheneingang. Sein Schädel brummte und er konnte kaum erkennen, wer in seiner Küchentür stand. Verschwommen nahm er Earls Umrisse wahr, die in der Tür standen und sich auf ihn zubewegten.
Der alte Mann war schockiert, als er Jake eher hängend, als sitzend auf dem Stuhl in der Küche fand. Die Cartwright-Frauen hatten ihn vollkommen außer sich angerufen, gleich, nachdem sie Lorelais Telegramm erhalten hatten. Niemand würde auf der Farm ans Telefon gehen und sowohl Jakes als auch Lorelais Handys
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