Home at Heart - Liebe auf Umwegen
Liebesromanze.“
„Ich erwarte gar nichts von dir, mein Junge“, sagte Earl und stand langsam von seinem Stuhl auf. Draußen war es bereits dunkel geworden und das leise Zirpen der Grillen drang zum Fenster herein.
„Die Frage ist doch eher, was erwartest du selber von dir!“
Er ging auf die Küchentür zu. Im Türstock drehte er sich noch einmal zu Jake um. „Mach dir eine Kanne Kaffee und sieh zu, dass du wieder auf die Beine kommst. Da draußen warten einige Pferde auf dich, die morgen früh gefüttert werden wollen. Heute Abend übernehme ich diesen Dienst für dich!“
Er verschwand aus der Küche und wenige Sekunden später konnte man die Haustür ins Schloss fallen hören.
23
Seit ihrer Rückkehr nach New York waren vier Monate vergangen und bis auf einen etwas abgehackten Anruf von Ellen und Maggie, die versuchten, herauszufinden, warum Lorelai so sang- und klanglos verschwunden war, hatte es keine Nachwehen auf ihren Aufenthalt im Westen gegeben. Die einstmals so gute Beziehung zu ihrer Familie dürfte sie mit ihrer Abreise von Red Oak endgültig zu Grabe getragen haben.
„Irgendwie habe ich damit schon gerechnet“, hatte Marge resigniert bei dem ersten Telefonat nach Lorelais Abreise gemeint und die Enttäuschung in ihrer Stimme war nicht zu überhören gewesen. Lorelai konnte das verstehen. Immerhin hatte sie sich acht Jahre lang von ihrer Familie zurückgezogen, nur das allernotwendigste von sich hören lassen und war von heute auf morgen unangemeldet wieder zurückgekehrt. Hatte sich eingelebt, davon gesprochen, in Red Oak zu bleiben, nur um in den paar Tagen, in denen Ellen und Marge bei Lorelais Großonkel zu Besuch waren, wieder ohne ein Wort zu verschwinden. Doch sie schaffte es auch nicht, all diese Dinge so in Worte zu verpacken und ihrer Familie zu vermitteln, dass die nicht mehr verletzt waren.
Nach dem Telefonat war sie verletzt und enttäuscht und wütend auf Jake gewesen. Er hatte niemandem von dem wahren Grund erzählt, aus dem Lorelai gegangen war. Er hatte es in Kauf genommen, dass sie als der Buh-Mann dastand. Er konnte sich im Mitleid der anderen sonnen, nachdem er nun ja derjenige war, der erst seine Verlobte verlor und dann auch noch von der arroganten New Yorker Zicke verlassen wird, die sein Herz nach so langer Zeit wieder für sich gewonnen hatte. Niemand wusste davon, wie er sie angeschrien hatte. Und von diesem einen Moment, in dem sie gewusst hatte, dass er sie jetzt am liebsten schlagen würde, dass er sich nur mit aller Kraft zurückhalten konnte, ihr keine zu kleben. Von all den Dingen, die er ihr an den Kopf geworfen hatte. An ihr war es ja nicht gelegen, dass sie gegangen war.
Ellen hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Mittwochmittag bei Lorelai im Büro anzurufen und mindestens dreißig Minuten mit ihr zu telefonieren. Bei den ersten beiden Telefonaten, die zwei Wochen nach Lorelais Rückkehr nach New York stattgefunden hatten, hatte Ellen immer wieder anklingen lassen, wie geknickt Jake war, als sie aus Wheaterford zurückkamen. Und wie geknickt er immer noch war und warum Lorelai ihm das Herz gebrochen hatte, denn sie wusste bestimmt, dass es ihm nur wegen Lorelai so schlecht ging. Lorelai kannte diese Masche ihrer Großmutter. Schon früher versuchte sie, indem sie sich wissend gab, Informationen aus ihrer Enkelin heraus zu locken, die sie nichts angingen. Einige Male war sie kurz davor gewesen, ihrer Großmutter reinen Wein einzuschenken, doch dann entschloss sie sich dazu, das Kapitel Red Oak abzuschließen. Was würde es schon bringen, wenn sie Jake jetzt noch anschwärzte. Er brauchte den Job auf der Farm und ihre Familie brauchte Jake als Verwalter. Aus dem Hauptthema Jake wurde mit der Zeit das Nebenthema Jake und irgendwann waren die Telefonate soweit abgedriftet, dass Ellen nur noch beiläufig erwähnte, dass Jake jetzt schon konkrete Pläne mit dem Reitbetrieb und der Pferdezucht hatte und dass er im nächsten Frühling damit durchstarten wollte. Hauptthemen waren dann, wer was in Red Oak getan und gesagt hatte, wie teuer doch die Lebensmittel mittlerweile geworden waren, wer schwanger war, wer weg zog und wer zuzog. Für Lorelai okay. Die Telefonate mit Red Oak stellten für sie immer noch eine kleine Verbindung zu Jake dar, und je weniger sie von ihm hörte, umso besser. Sie erinnerte sich an einen Mittwoch im September, an dem Ellen wieder einmal angerufen hatte und gerade dabei war, zu erzählen, dass sich der Herbst bereits
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