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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dritter Pitch ausbrach und mitten in die Strike Zone flog. Luke hob den vorderen Fuß, ging den Ball an, und kaum hatte er ihn geschlagen, wurde mir schlecht. Unser Left Fielder rührte sich nicht vom Fleck. Der Blödmann stand mit den Händen in die Hüften gestemmt da und sah dem Ball zu, als würde er ein Kampfflugzeug beobachten, das über das Feld donnerte. Der Ball landete auf dem Parkplatz. Luke jubelte lautstark, als er um die erste und die zweite Base lief und dabei auch noch die Faust in die Luft stieß. Was für ein Idiot. Dann sprang er mit beiden Füßen auf die Home Plate und riss sich den Helm herunter, damit alle das Grinsen auf seinem Gesicht sehen konnten.
    Ich warf mit möglichst viel Kraft drei Fastballs und machte den Clean-up-Hitter mit drei Strikes out. Als ich vom Feld ging (niemals rennen, hatte mir mein Vater eingebläut; der Pitcher rennt nie vom Feld), winkte mein Vater mich zu sich. Doch mein Coach roch, dass es Ärger geben würde, und fing mich an der Foul-Linie ab. Er legte mir den Arm um die Schultern, sagte, dass ich mir nichts daraus machen solle, und begleitete mich zum Dugout, wo ich vor den Ratschlägen meines Vaters sicher war.
    In der ersten Hälfte des vierten Innings kam Luke Gozlo an die Plate, bei leeren Bases und keinen Outs. Mein Vater brüllte »Paul«, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, doch ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört. Mein erster Pitch war ein Fastball, bei dem Luke schwang, aber nicht traf. Als unsere Fans jubelten, hörte ich meinen Vater sagen: »Paul, verpass ihm einen Ball.« Ich sah zu meinem Coach hinüber. Er hatte es auch gehört und schüttelte den Kopf. Nein.
    Ich hatte schon einige Batter getroffen, doch nie mit Absicht. Im Jahr zuvor war ein Fastball von mir an Kirk Barnes’ Helm abgeprallt. Das Geräusch war entsetzlich gewesen. Er hatte eine Stunde lang geweint, und um ein Haar hätten wir beide mit Baseballspielen aufgehört. Außerdem wollte ich keinen Ärger mit Luke Gozlo. Er war hart im Nehmen und gehörte zu der Sorte von Jungen, die nach dem Spiel auf dem Parkplatz warten und mich windelweich prügeln würden.
    Mit meinen nächsten vier Pitches, von denen keiner in die Nähe seines Kopfs oder der Strike Zone kam, ließ ich Luke mit einem Walk auf die erste Base vorrücken. Dann warf ich bei einem Count von 2 und 2 dem Clean-up-Batter einen Curveball mit zu wenig Spin zu, was ein Riesenfehler war. Als der Batter den Ball über den Zaun hämmerte, benahm Luke sich wieder wie ein Idiot und umrundete die Bases erneut unter lautem Freudengeheul. In diesem Moment wünschte ich, ich hätte ihm einen Beanball verpasst.
    Nachdem ich zwei Strikeouts geworfen und zwei Walks abgegeben hatte, hatte ich Glück mit einem weiten Fly Ball ins Deep Right Field. Als ich zum Dugout ging, warf ich einen verstohlenen Blick zu meinem Vater. Er schüttelte verärgert den Kopf und murmelte mit vor der Brust verschränkten Armen etwas vor sich hin. Ich überlegte, ob ich nicht besser per Anhalter nach Hause fahren sollte. Vielleicht nahm mich einer der Coaches oder jemand aus meiner Mannschaft mit. Vielleicht konnte ich auch zu den Sabbatinis ziehen und endlich ein normales Leben führen.
    Als unser Team 5 : 2 zurücklag und vor einer vernichtenden Niederlage stand, beschloss unser Coach, den Pitcher auszuwechseln. Ich hätte gern weitergespielt, war aber doch froh, dass ich draußen war und im Dugout saß.
    Eastchester gewann mit 11 : 2 , und damit war unsere Saison vorbei.
    Auch meine Karriere als Baseballspieler war vorbei. Ich sollte nie wieder einen Schläger in die Hand nehmen.
    Auf der Fahrt nach Hause wartete mein Vater vielleicht zwei Minuten, bevor er den Punkt erreichte, an dem er nicht länger schweigen konnte. »Das war ein erbärmliches Spiel«, begann er.
    Meine Mutter war kurz vor dem Explodieren. »Fang bloß nicht damit an, Warren. Denk nicht mal dran. Halt einfach den Mund und fahr.«
    Ich sah sein Gesicht nicht, konnte mir aber denken, dass es dunkelrot war. Ich wusste, dass seine erste Reaktion darin bestehen würde, den Wagen anzuhalten, meiner Mutter ins Gesicht zu schlagen und dann mit mir auf dem Rücksitz weiterzumachen. Zufällig vorbeikommende Autofahrer würden Zeugen eines weiteren Familienstreits der Traceys werden, der völlig ungeniert am Straßenrand ausgetragen wurde.
    Allerdings schlug er meine Mutter nur, wenn er betrunken war. Das war zwar keine Entschuldigung, aber als die Sekunden endlos langsam verstrichen,

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