Home Run (German Edition)
sinken, wenn er eine Weile in der League gespielt hatte.
Gowdy war sich da nicht so sicher. »Ich habe kein Loch in seinem Schwung entdecken können«, meinte er.
»Ich auch nicht«, stimmte Kubek schnell zu.
»Er hatte nur zwei Strikeouts.«
»Gutes Gleichgewicht; er bleibt schön hinten, unglaubliche Schlaggeschwindigkeit.«
Der arme Ron Santo – in den Schatten gestellt von seinem neuen Teamkameraden, der in Calico Rock, Arkansas, gerade das selbst gemachte Erdbeereis seiner Tante Rachel aß und das All-Star Game gar nicht verfolgte.
Als am 26 . Juli der normale Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde, begannen die Cubs in Cincinnati eine aus vier Partien bestehende Serie gegen die Big Red Machine, wie die Cincinnati Reds, das erfolgreichste Team der 1970 er, auch genannt wurden. Mit einem Line-up, zu dem Pete Rose, Johnny Bench, Joe Morgan und Tony Perez gehörten, hatten die Reds die World Series 1972 in sieben Spielen nur knapp gegen die Oakland A’s verloren, sie dann aber 1975 und 1976 gewonnen.
In der National League West lagen die Reds gerade zwei Spiele vor den Dodgers. Wie üblich war das Spiel gut besucht, und die meisten Zuschauer fragten sich, ob der Schläger von Joe Castle während der Unterbrechung für das All-Star Game langsamer geworden war.
War er nicht. Joe schlug gleich in seinem ersten At Bat einen Solo-Home-Run und hätte um ein Haar einen zweiten im vierten Inning erzielt. Im ersten Spiel schlug er drei Hits in vier At Bats, im zweiten Spiel waren es zwei in fünf, im dritten Spiel zwei in vier und im vierten Spiel einer in drei. Die Teams gingen unentschieden aus der Serie, und nach einundneunzig gewonnenen Spielen standen die Reds schließlich an der Spitze der National League West. Joe gewann acht von sechzehn Spielen der Serie, und sein Trefferdurchschnitt fiel auf . 6 61 .
Plötzlich war ein weiterer obskurer Rekord in greifbare Nähe gerückt. 1941 hatte ein Rookie namens Chuck Aleno Safe Hits in seinen ersten siebzehn Spielen in einer Major League geschlagen, ein Rekord, der bis 1973 galt. Danach hatte sich Aleno erheblich verschlechtert und nach drei Jahren, in denen er lediglich einhundertachtzehn Spiele mit einem Trefferdurchschnitt von . 209 absolvierte, mit Baseball aufgehört. Ein ähnliches Scheitern sagten die Experten natürlich auch Joe Castle voraus.
Joes sechzehntes Spiel fand in Pittsburgh statt, und er begann in der ersten Hälfte des ersten Innings mit einem Stand-up-Triple. Die zahlreich erschienenen Zuschauer – die Cubs konnten auch bei Auswärtsspielen auf ein großes Publikum zählen – applaudierten höflich. Die Fans der Pirates waren Spitzenspieler wie Roberto Clemente, Willie Stargell und Al Oliver gewohnt, und sie verstanden etwas von Baseball. Sie waren dabei, als Geschichte geschrieben wurde, und obwohl sie auf einen Sieg für ihre Mannschaft hofften, feuerten sie den Rookie an. Das zweite Spiel ging über vierzehn Innings; Joe bekam seine fünf Hits in fünf At Bats. In seinem siebzehnten Spiel konnte er nach einem Home Run mit Alenos Rekord gleichziehen, in seinem achtzehnten Spiel stellte er dann mit zwei Doubles einen neuen Rekord auf.
Als die Cubs Pittsburgh verließen, um eine Serie aus drei Partien in Montreal zu spielen, hatte Joe neunzehn Spiele absolviert, in jedem dieser Spiele Safe Hits geschlagen und einen auffallend hohen Trefferdurchschnitt von . 601 erzielt, mit vierzehn Home Runs und siebzehn gestohlenen Bases. Noch immer hagelte es Rekorde für ihn; noch nie hatte ein Rookie einen derart furiosen Start hingelegt.
Die Cubs waren das angesagteste Baseballteam und führten mit sechs Spielen vor den Pirates die National League East an.
Den Titel der Sports Illustrated vom 6 . August zierte das lächelnde Gesicht von Joe Castle. Das Foto zeigte ihn von der Hüfte aufwärts. Er hatte sich einen Baseballschläger quer über die breiten Schultern gelegt und hielt beide Enden in den Händen. Sein Bizeps war gewölbt – der Inbegriff eines Kraftpakets. Über seinem Kopf stand in fett gedruckten Buchstaben »Calico Joe« und unter seiner Brust »Das Phänomen«.
Der Reporter war nach Calico Rock gefahren und hatte Interviews mit Joes Familie, Freunden und ehemaligen Coaches und Teamkameraden geführt. Der Artikel war gründlich, fair und ausgewogen und lieferte den ersten tieferen Einblick in Joes bisheriges Leben. Eine unschätzbare Informationsquelle war Clarence Rook, Sportredakteur des Calico Rock Record und inoffizieller
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