Home Run (German Edition)
auf dem Wurfhügel stehen, warum sollte er die Gelegenheit also nicht nutzen und ein wenig über die Stränge schlagen?
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Am darauffolgenden Samstag verlor die All-Star-Auswahl von White Plains East in der ersten Runde des Regionalturniers gegen Rye, und die Mets verloren gegen die Cardinals. Ich spielte nicht, mein Vater auch nicht. Als Starting Pitcher würde er an einem freien Tag natürlich nie spielen, doch ich hätte ein oder zwei Innings spielen sollen. Während der regulären Spielsaison pitchte ich nicht, sondern spielte als Outfielder. Ich hatte einen Trefferdurchschnitt von . 412 in achtzehn Spielen, der sechsthöchste der League, und gegen Ende des Spiels gegen Rye hätten wir einen guten Hitter auf der Plate brauchen können. Unser Coach war da allerdings anderer Meinung.
Als ich mir den Spielplan ansah, der neben dem Getränkestand hing, bekam ich plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Ich war für unser nächstes Spiel gegen Eastchester am Montagnachmittag als Starting Pitcher aufgestellt, und mein Vater würde zu Hause sein. Er war nicht in das All-Star-Team der National League aufgenommen worden, war nicht einmal in die engere Auswahl gekommen, obwohl er es seiner Meinung nach natürlich verdient hätte. Wegen des All-Star Game war der reguläre Spielbetrieb für drei Tage unterbrochen, und das Spiel selbst sollte am Dienstagabend in Kansas City stattfinden.
Bei einem Spielplan, der vom 1 . April bis Ende September geht und einundachtzig Heimspiele und einundachtzig Auswärtsspiele vorsieht, ist die All-Star-Game-Unterbrechung für alle Profispieler in den Major Leagues eine willkommene Auszeit. Die Spieler, die nicht im All-Star-Team dabei sind, fahren häufig nach Hause oder machen einen Kurzurlaub. Im Jahr zuvor hatte mein Vater – der auch da nicht in die Auswahl gekommen war – die freien Tage mit einem anderen Spieler der Mannschaft beim Forellenfischen in Montana verbracht und sich danach mit dem Rest des Teams zum nächsten Spiel in San Francisco getroffen. Ich hatte die Ohren gespitzt, aber leider nicht mitbekommen, ob für dieses Jahr ebenfalls ein Angeltrip geplant war.
Wenn mein Vater mir beim Baseballspielen zusah, saß er nie mit meiner Mutter und den anderen Zuschauern zusammen auf der Tribüne. Er wollte nicht gestört werden. Einmal war er von einem Jungen um ein Autogramm gebeten worden, worüber er sich noch eine Woche später beschwert hatte. Er spielte für die Mets, daher war er berühmt und wollte sich nicht unter die gewöhnlichen Eltern mischen. Um all dem zu entkommen, suchte er sich immer eine Stelle am Zaun, irgendwo in der Nähe des Dugouts und von dort aus brüllte er mir dann immer zu, was ich tun und lassen sollte. Er hasste sämtliche Coaches, weil sie natürlich überhaupt nichts von Baseball verstanden. Die Coaches wiederum versuchten, ihn in das Spiel miteinzubeziehen, da er ja der Profi war, und sein rüdes Verhalten war einfach nur peinlich. Mehrfach sah ich mich gezwungen, mich bei einem Coach für ihn zu entschuldigen.
Das Turnier fand in Scarsdale statt, und als wir zum Baseballfeld fuhren, sagte niemand von uns auch nur ein Wort. Jill und ich saßen hinten; sie schmollte, weil sie Baseball hasste. Mein Vater war eingeschnappt, weil ein Reporter der Times in der Morgenausgabe geschrieben hatte, dass die Mets den Klassensieg nicht erreichen würden, solange Warren Tracey für sie pitche. Ich war ein nervliches Wrack und hatte Magenschmerzen. Meine Mutter blätterte in einer Zeitschrift, als wäre alles in schönster Ordnung.
Als ich den Wurfhügel betrat, konnte ich kaum den Schläger halten. Mein erster Pitch war ein schwacher Fastball, den der Batter als schnellen Line Drive schlug, aber direkt zu unserem Shortstop. Ich holte tief Luft und fühlte mich etwas besser. Mein zweiter Pitch war ein Fastball, der als Foul Pop zu unserem First Baseman ging. Zwei Pitches, zwei Outs. Das war vielleicht doch einfacher, als ich gedacht hatte. Der dritte Batter bedeutete Ärger, und alle kannten ihn. Er hieß Luke Gozlo, ein großer Junge mit einer großen Klappe und einem großen Schläger, mit dem er jedes seiner Worte unterstrich. Er wurde später von den Red Sox unter Vertrag genommen und versauerte dann in den Minor Leagues.
»Wirf den Ball nicht in die Mitte der Plate. Ein Walk ist immer noch besser als ein Home Run«, sagte mein Coach immer. Ich versuchte also mein Bestes, um außerhalb der Strike Zone zu pitchen und einen Walk zu erreichen, als mein
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