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Home Run (German Edition)

Home Run (German Edition)

Titel: Home Run (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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stand.

17
    Um 8 . 30 Uhr betrete ich Wink’s Waffle und frage nach einem Tisch am Fenster. In dem Restaurant wimmelt es von Senioren, die dank der letzten Gutscheinaktion, mit der gezielt um über Fünfundsechzigjährige geworben wurde, entschieden zu viele Kalorien in sich hineinstopfen. Die Kellnerin will mich nicht an den Tisch lassen, den ich haben möchte, daher sage ich, es würden noch mindestens drei andere Gäste kommen. Das funktioniert, und ich bekomme meinen Tisch, der, wie ich mich erinnern kann, ganz in der Nähe jenes Tisches steht, an dem wir vor vier Jahren saßen, als meine Töchter ihren Großvater väterlicherseits zum ersten und letzten Mal trafen. Ich trinke Kaffee, lese Zeitung und behalte den Parkplatz im Auge.
    Um 8 . 55 Uhr taucht auf dem Weg neben dem Restaurant ein Golfwägelchen auf. Es ist Warren, allein. Er parkt in einer Reihe anderer Wägelchen, steigt langsam aus und streckt den Rücken. Dann kommt er auf das Restaurant zu, mit den vorsichtigen Bewegungen, die man von jemandem, der sich gerade von einer schweren Operation erholt, erwartet. Obwohl er so krank ist, hat er den unverkennbaren Gang eines alten Mannes, der früher einmal ein durchtrainierter Sportler war. Kopf hoch, Brust raus, mit einem leichten Anflug von Arroganz. In der Hand hält er einige Seiten Papier, ohne Zweifel meine Geschichte über den Beanball.
    Ich winke ihn zu mir, und er kommt. Kein Händedruck, kein Lächeln. Seine Augen sind rot und verschwollen, als hätte er schlecht geschlafen. »Diese Scheiße kannst du nicht drucken lassen« sind seine ersten Worte.
    »Guten Morgen, Warren. Hast du gut geschlafen?«
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
    »Ich kann und ich werde. Warum so vulgär, Warren? Ist es zu persönlich? Du willst doch nicht etwa behaupten, dass es lauter Lügen sind.«
    »Doch. Es sind lauter Lügen.«
    Die Kellnerin kommt an unseren Tisch, und er bestellt Kaffee. Als sie weg ist, redet er weiter. »Was willst du damit eigentlich beweisen?«
    »Nichts. Ich versuche lediglich, dich dazu zu bringen, dich mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen, auch wenn das bis jetzt nicht sehr oft in deinem Leben vorgekommen ist.«
    »Du bist wirklich ein Besserwisser geworden, was?«
    »Ich weiß gar nichts besser, Warren. In deinem Leben gibt es eine Menge offener Fragen, und diese eine kannst du beantworten, bevor du gehst.«
    »Ich gehe nirgendwohin. Ich kämpfe mit allen Mitteln gegen dieses Ding, und meine Ärzte wissen erheblich mehr als du.«
    Ich werde mich nicht mit ihm darüber streiten, ob er stirbt oder nicht. Wenn er glaubt, dass er zu den fünf Prozent gehört, die das Glück haben, noch fünf Jahre zu leben, werde ich nicht das Gegenteil behaupten. Sein Kaffee wird serviert, und die Kellnerin erkundigt sich, wann die anderen kommen.
    »Wir sind nur zu zweit«, erwidere ich.
    »Möchten Sie jetzt bestellen?«
    »Ja. Ich glaube, ich nehme eine Waffel. Blaubeere, bitte. Und eine Wurst.«
    »Ich möchte nichts«, sagt Warren schroff und winkt sie fort. »Wer soll diesen Mist drucken?«
    »Liest du die Sports Illustrated ? «
    »Nein.«
    »Es gibt dort einen Chefredakteur namens Jerry Kilpatrick. Baseball ist sein Lieblingsthema. Er kommt aus Chicago, ist in meinem Alter. Ich habe zweimal mit ihm gesprochen, und er ist an der Geschichte interessiert – und an der Wahrheit. Joe Castle wird man in Chicago nie vergessen, und Kilpatrick glaubt, dass das einen großartigen Artikel gibt. Vor allem wenn du tot bist.«
    »Du kennst die Wahrheit doch gar nicht«, brummt er.
    »Wir beide kennen die Wahrheit.«
    Er nippt an seinem Kaffee und starrt aus dem Fenster. »Du hast keine Ahnung, wovon du da redest. Du kennst das Spiel doch gar nicht«, sagt er schließlich.
    »Redest du von dem Kodex, Warren? Von den ungeschriebenen Gesetze des Baseballs, von denen eines besagt, dass ein Beanball dazu da ist, um erstens einen Batter von der Plate zu bekommen oder zweitens sich zu revanchieren, wenn einer deiner Spieler getroffen wird, oder drittens einem Batter einen Dämpfer zu verpassen, wenn er den Pitcher dumm aussehen lässt? An viertens und fünftens kann ich mich nicht mehr erinnern. Redest du davon, Warren? Denn dann liegst du komplett daneben. Joe stand nicht zu nah an der Plate, niemand hat auf deine Hitter geworfen, und Joe hat auch nichts getan, um dich dumm aussehen zu lassen. Du wolltest ihn am Kopf treffen, weil du ihm seinen Erfolg nicht gegönnt hast und es dir Spaß gemacht hat, Spieler

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