Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
anstellen.«
KAPITEL 34
Jumariya-Brücke, Bagdad
»Ich hoffe, Sie haben gute Neuigkeiten, Perry.« Carrie ließ sich in einen Stuhl in Dreyers Büro im Konferenzzentrum sinken, ihre schwarze Abaya trug sie über dem Arm. Es war später Nach mittag, die Sonne stand tief hinter den Gebäuden an der Straße des 14. Juli und warf ihre Schatten über das fast rasenlose Fußballfeld, das man von Dreyers Bürofenster aus sah. »Haben wir schon ein Rendezvous mit al-Waliki?«
»Bislang nicht. Der Botschafter bleibt hart. Er sagt, mit einem Eimer Aale verhandelt sich’s leichter als mit den Irakern. Deshalb sollten wir nur mit einer Stimme sprechen – und damit meint er seine. Der Präsident steht hinter ihm. Im Übrigen will sich der Botschafter selbst morgen mit al-Waliki treffen.«
»Und das zum letzten Mal, denn danach sind beide so gut wie tot, wenn wir nichts unternehmen! Warum greift Saul nicht ein? Oder David? Oder der Direktor?«
»Sie haben es versucht, aber nichts erreicht. Die Entscheidung liegt bei Benson.«
»Es wird morgen passieren.«
»Sind Sie sicher? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«
»Jetzt klingen Sie wie Langley«, antwortete sie. »Neunund neunzig Prozent. Ist das exakt genug? Und was Benson be trifft – wenn ich nicht schnell mit ihm und al-Waliki sprechen kann, wird morgen sein letzter Tag auf dieser Erde anbrechen.«
»Was macht Sie so sicher? Sie werden beide gut bewacht im Konferenzzentrum. Wie sollen die Al-Kaida-Kämpfer reinkommen?«
»Das müssen sie gar nicht.«
»Was heißt das?«
»Sie sind bereits drin.« Carrie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Mitte des Gebäudes. »Irgendwo hier.«
»Sie meinen …« Endlich schien es ihm zu dämmern. »Die ISF . Sie haben die irakischen Sicherheitskräfte infiltriert, und die beiden werden von Leuten getötet, die sie eigentlich beschützen sollten«, sagte er bestürzt.
»Ich weiß von Warzer, dass die meisten ISF -Leute in Wohnwagen oder in besetzten Villen leben, die früher Funktionären der Baath-Partei gehörten. Viele stehen vermutlich den Sunniten nahe.«
Dreyer lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete sie wie ein Basketballcoach einen Spieler, der beim Abpfiff noch einen Dreier versuchte.
»Sind Sie sicher?«
»Ich würde sagen, ja.«
»Wie zum Teufel haben Sie das rausgefunden?«, fragte er.
»Es ist eigentlich ganz einfach. Wir hier erleben es jeden Tag, bloß die in Washington wollen es einfach nicht begreifen: Im Nahen Osten und in allen arabischen Ländern zählt nicht d er Staat, sondern der Stamm, dem man angehört«, erklärte sie. »Warzer beispielsweise, der für uns arbeitet, gehört zum Dulaimi-Stamm aus Ramadi. Er ist Sunnit und lebt in Adamiya. Der Mann ist nicht dumm – er weiß, woher im Irak der Wind weht, und im Moment ist der Wind günstig für die Schiiten. Dank der Amerikaner, und das macht ihm eine Mordsangst. Also braucht er eine Rückversicherung für den Fall, dass alles den Bach runtergeht: nämlich Asyl in Amerika.«
»Kommen Sie auf den Punkt.«
»Warzer bekommt Informationen von einem Stammesbru der, der den irakischen Sicherheitskräften angehört, aber du biose Kontakte pflegt und mit hoher Wahrscheinlichkeit jeman den von al-Kaida kennt. Er lebt in Adamiya und heißt Karrar Yassim. Ich habe kurz mit seiner Frau gesprochen. Sie hat vor allem Angst – vor den Schiiten, der Mahdi-Miliz und vor uns, bestätigte jedoch unseren Verdacht: Es haben sich tatsächlich kürzlich einige Dschihad -Kämpfer den Sicherheitskräften angeschlossen, die für den Schutz von al-Waliki in der Grünen Zone verantwortlich sind. Den Rest können Sie sich denken, Perry. Werden Sie jetzt ein Treffen mit al-Waliki arrangieren oder nicht?«
»Okay.« Dreyer atmete langsam aus. »Ich versuche es noch einmal.«
»Gut. Ich habe nämlich Wichtigeres zu tun, als Bensons Arsch zu retten oder den von al-Waliki.«
»Ja? Und das wäre?«
»Ich will Abu Ubaida zur Strecke bringen. Diesmal ist er fällig.«
Durch ihr Nachtsichtglas beobachtete sie, wie die Al-Kaida-Kämpfer einer nach dem anderen das Haus in der Abu Nuwas betraten. Die Straße am anderen Ufer des Tigris war in völlige Dunkelheit gehüllt, weil die gesamte Osthälfte der Stadt wieder einmal von einem Stromausfall betroffen war. Die Männer waren schwer bewaffnet, allem Anschein nach mit AKM -Gewehren und Granatwerfern. Einer trug eine große rohrförmige Waffe, ihm folgten zwei Männer, die ebenfalls allerlei Gerätschaften
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