Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
zum Eckbüro des Ministerpräsidenten. Zwei Soldaten mit dem roten Barett der irakischen Sicherheitskräfte bewachten die Tür. »Ministerpräsident nicht da«, verkündete einer der beiden in schlechtem Englisch.
»Salaam aleikum«, begrüßte Carrie die Iraker freundlich. »Sie sind beide Schiiten, stimmt’s?« Ein Soldat nickte. »Von wel chem Stamm, Habibi? Shammer Toga? Bani Malik? Al-Jabouri?«, zählte sie die größeren schiitischen Stämme im Raum Bagdad auf. Sie ging davon aus, dass der Schiit al-Waliki sich nur von Schiiten bewachen ließ, vorzugsweise von Mitgliedern seines eigenen Stammes.
»Bani Malik«, antwortete die erste Wache.
»Natürlich, wie der Ministerpräsident«, nickte Carrie. »Ich hätte es wissen müssen.«
»Er ist von den al-Ali«, präzisierte der Soldat.
»Und wir sind von der CIA . Sunniten von al-Kaida wollen heute einen Mordanschlag auf den Ministerpräsidenten verüben. Dabei würden sicher auch Sie sterben. Rufen Sie Ihren Kommandanten, damit ich ihm alles berichten kann.« Sie trat zwischen ihnen hindurch, öffnete die Tür und betrat das groß zügige Büro, in dem sich Ministerpräsident Wael al-Waliki mit Botschafter Robert Benson unterhielt.
Die beiden Männer saßen an einem kleinen Mahagonitisch. Das Fenster hinter ihnen bot eine Aussicht auf den Rasen vor dem Haus und auf die von Bäumen gesäumte Yafa Street. Dreyer, die CIA -Männer und die beiden ISF -Wächter folgten Carrie.
»Was zum Teufel soll das? Verschwinden Sie, alle«, brummte Benson. Als er Dreyer erblickte, fügte er hinzu: »Perry, ich habe Ihnen strikte Anweisungen gegeben. Wollen Sie unbedingt Ihre Laufbahn ruinieren? Raus jetzt.«
»Er wollte mich aufhalten. Ich bin eigenmächtig gekommen«, erklärte Carrie, und zum irakischen Ministerpräsidenten gewandt, fügte sie auf Arabisch hinzu: » Min fadluka, Herr Ministerpräsident, Ihr Leben ist in Gefahr. Sie müssen mich anhören.«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind, Miss, aber ich gebe Ihnen den Befehl, sofort diesen Raum zu verlassen«, betonte Benson.
»Mr. Ambassador, wenn ich jetzt gehe, werden Sie und der Ministerpräsident in spätestens einer Stunde tot sein. Sie können zwar dafür sorgen, dass ich gleich morgen meinen Job verliere, und dennoch werde ich nicht gehen«, beharrte Carrie.
»Wer zum Teufel ist sie?«, fragte Benson Dreyer.
»Eine von uns, Sir. Sie müssen ihr zuhören. Sie weiß, wovon sie spricht.«
»Hören Sie, Miss, danke für Ihre Mühe, doch wir brauchen keinen Schutz. Wir befinden uns in der gut bewachten Grünen Zone, umgeben von amerikanischen Truppen im bestgeschützten Gebäude weit und breit, ganz zu schweigen von den irakischen Sicherheitskräften, die diese Büros bewachen. Ihre Sorge ist also unbegründet«, erklärte Benson.
»Bei allem Respekt, Sir, aber al-Kaida hat die irakischen Si cherheitskräfte unterwandert, und denen ist es scheißegal, wer Sie sind. Und falls Sie den Tatsachen mal für einen Moment ins Auge sehen, wird Ihnen klar, dass Ihr Tod keine große Bedeu tung hätte. Man würde Sie ersetzen. Wenn sie ihn aller dings umbringen«, sagte sie und zeigte auf al-Waliki, »dann spielen die Schiiten verrückt, und das ganze Land versinkt in einem Bürgerkrieg.«
»Soll das ein Scherz sein?«, versetzte Benson unwirsch.
»Ich bin letzte Nacht aus Ramadi zurückgekommen, mit dem Blut einer meiner Leute auf dem Hemd. Sehe ich aus, als würde ich Späße machen? Ich sage Ihnen, wir müssen Sie und den Ministerpräsidenten an einen sicheren Ort brin gen, ohne dass es jemand mitbekommt. Sofort. Ziehen Sie sich aus.«
»Was?«
»Sie und der Ministerpräsident müssen sich verkleiden.« Carrie wiederholte es auf Arabisch, ehe sie sich Dreyer zu wandte. »Wir brauchen einen hundertprozentig sicheren Raum im Konferenzzentrum, wo die irakischen Sicherheitskräfte Sie nicht finden und Sie von mindestens einem halben Dutzend US -Soldaten bewacht werden können. Irgendeine Idee?«
»Es gibt einige Räume im Keller unter dem Parlamentssaal«, schlug einer der CIA -Männer vor. »Angeblich hat Saddams Geheimpolizei sie für alle möglichen Schweinereien benutzt: Drogen, Verhöre, Vergewaltigungen.«
»Nett«, murmelte Dreyer.
In diesem Augenblick traf Captain Mullins mit einem Trupp Soldaten in Gefechtsausrüstung und einem irakischen Offizier ein, der das rote Barett der Sicherheitskräfte trug.
»Sind Sie Carrie?«, fragte Mulligan. Er war nur etwa eins siebzig groß, dabei muskulös und hatte braune
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