Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
zweiten Hundert-Dollar-Schein hervor und legte beide auf die Theke.
»Er wohnt im Marina Tower. Fünfzehnter Stock. Falls du mir nicht glaubst, frag Abdullah Abdullah.« Der Mann steckte das Geld ein und zeigte mit dem Finger auf den Barkeeper, der gerade in ihre Richtung kam.
»Heißen Sie wirklich Abdullah Abdullah?«, fragte Carrie den jungen Mann.
»Nein, sie nennen mich bloß so.« Er zuckte mit den Schultern und winkte sie näher heran. »Wissen Sie wirklich, worauf Sie sich da einlassen, Mademoiselle?«
»Wer weiß das schon?«, gab sie zurück.
»Bilal hat gefährliche Freunde«, murmelte der Barkeeper.
»Ich auch.«
»Nein, Mademoiselle. Gefährlich ist noch untertrieben. Bilal ist ein Psychopath. Glauben Sie mir, Sie sollten sich von ihm fernhalten. Wenn Sie Koks oder Haschisch wollen, ich kann’s Ihnen besorgen. Sicherer und in besserer Qualität. Und zu einem günstigeren Preis.«
»Wohnt er im Marina Tower?«
»Sie haben wohl keine Ahnung, was die Leute reden? Um dort eine Wohnung zu bekommen, muss jemand sterben. Das drückt aus, wie weit manche gehen, um sich ein Apartment zu angeln.«
»Ich bin ein großes Mädchen, Sadiqi . Ist er dort?«
»Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen. Wenn Sie Glück haben, finden Sie ihn nicht«, versetzte er und zerdrückte Minzblätter für einen Mojito.
Die Lichter des Marina Tower, eines markanten Hochhauses am Hafen, spiegelten sich im Wasser. Die ultramoderne Lobby war so aufwendig gestaltet, wie man es in einem Haus erwartete, dessen Wohnungen Millionen kosteten. Es hatte einiger Diskussionen bedurft, bis Saunders bereit gewesen war, ihr den Vortritt zu lassen.
»Wir wissen, dass er Davis Fielding ermordet hat und wahrscheinlich nicht nur ihn. Die Warnung des Barkeepers ist berechtigt. Wer das Geld hat, um in diesem Gebäude zu wohnen, ist wahrscheinlich gefährlich oder hat gefährliche Freunde«, sagte Saunders, als er sie mit seinem BMW - SUV hinbrachte. Zwei neue Agenten, Chandler und Boyce, begleiteten sie, kurz haarige, eisenharte Burschen aus der Special Operations Group der CIA , beide ehemalige Navy SEAL s, die Saunders aus Ankara mitgebracht hatte, damit sie ihm halfen, Beirut wieder auf Vordermann zu bringen.
»Chandler und Boyce – klingt wie eine Anwaltskanzlei, oder?«, meinte Saunders, als er sie ihr vorstellte.
»Mehr wie Antiquitätenhändler«, antwortete sie und schüttelte ihnen die Hand. »Sie dürfen mich nicht falsch verstehen: Obwohl ich froh bin, dass Sie hier sind, wollen wir keine Schießerei. Weil wir wissen müssen, wer ihn beauftragt hat, Davis auszuschalten.«
»Ich denke, es war Abu Nazir«, stellte Saunders fest.
»Wir gehen davon aus, dass er es war, aber das ist nicht dasselbe, als würde man es definitiv wissen«, korrigierte sie ihn.
»Trotzdem sollte ich hineingehen. Oder Chandler oder Boyce.«
»Nein, eine Frau wirkt weniger bedrohlich – die Wahrscheinlichkeit, dass die Sache eskaliert, ist geringer. Zudem spreche ich besser Arabisch als Sie.«
»Okay, doch auf einem Sender bestehe ich. Sobald ich etwas höre, das irgendwie nach Ärger klingt, stürmen meine Antiquitätenhändler – und ich mit ihnen – den Laden und legen den Hundesohn um, verstanden?«
»Alles klar. Lassen Sie mich nur zuerst versuchen, etwas aus ihm rauszukriegen.«
Sie stellten den SUV in einer Seitenstraße ab und gingen zum Parkplatz des hell erleuchteten Hochhauses.
»Ich glaube, Sie verstehen mich nicht ganz, Carrie«, beharrte Saunders, als sie den Parkplatz erreichten. »Wenn Ihnen etwas zustieße, würde mich Saul ans Kreuz schlagen – möglicherweise im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Ich weiß.« Sie wandte sich an Chandler und Boyce. »Wenn Sie das Gefühl haben, dass es drinnen Ärger gibt, holen Sie mich bitte sofort raus.« Die beiden Männer nickten.
Sie duckten sich neben einer Mercedes-Limousine und check ten kurz Waffen und Ausrüstung, bevor sie sich einzeln zum Hintereingang begaben. Nachdem Boyce die Tür geknackt hatte, nahmen sie den Fahrstuhl bis in den fünfzehnten Stock. Saunders und Chandler stiegen hier mit Carrie aus, um jederzeit die Wohnung stürmen zu können, während Boyce ein Stockwerk höher fuhr, um sich im Notfall von oben auf Bilal Mohamads Balkon herunterzulassen. Sie hatten einen Notruf vereinbart: Sobald Carrie irgendwas mit Blumen erwähnte, wür den sie ihr zu Hilfe eilen.
Auf Saunders’ Signal hin ging Carrie zur Wohnungstür – es gab nur zwei Apartments pro Stockwerk –, nahm
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