Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
die Beretta heraus und klopfte an. Keine Reaktion. Sie versuchte es erneut, diesmal lauter. Wieder nichts. Niemand zu Hause, dachte sie frustriert. Sie hielt das Ohr an die Tür und lauschte, hörte zunächst nichts. Dann das leise Surren eines Elektrogeräts, vielleicht von einem Rasierapparat. Also war doch jemand in der Wohnung. Sie blickte angespannt zum Treppenhaus zurück, wo Saunders und Chandler sich verbargen, atmete tief durch und zog einen Lockpick hervor, um das Schloss zu bearbeiten.
Ein kurzes Klicken, sie drehte den Knauf und öffnete die Tür, die Beretta feuerbereit. Sie trat in ein luxuriöses, hell erleuchtetes Wohnzimmer, das eine großartige Aussicht auf den Jachthafen und das Meer bot. Das Surren war jetzt deutlicher zu hören, es schien aus dem Schlafzimmer zu kommen. Sie ließ die Wohnungstür für Saunders und Chandler einen Spalt offen und ging mit der Pistole im Anschlag in Richtung des Geräuschs. Mit der Fußspitze stieß sie die Tür zum Schlafraum auf und erstarrte angesichts des bizarren Bildes, das sich ihr bot: ein jungenhaft aussehender, muskulöser Mann mit blondiertem Haar, vom Oberkörper bis zu den Füßen in einen schwarzen Müllsack gehüllt, hielt eine schallgedämpfte Pistole auf sie gerichtet.
Eine Weile standen sie einander reglos gegenüber, und ein seltsamer Gedanke schoss Carrie durch den Kopf. Der Mann da kam ihr vor wie eine männliche Marilyn Monroe, sexy und verloren. Jetzt erst fiel ihr auf, dass das Surren aufgehört hatte.
» Ya Allah, was jetzt?«, sagte Bilal schließlich auf Arabisch. »Sollen wir uns gegenseitig umbringen oder eine Lösung suchen, um vielleicht beide zu überleben?«
»Leg die Waffe weg, dann, Inschallah, können wir reden«, erwiderte Carrie auf Arabisch.
»Okay, aber wenn du mich erschießt, werde ich mich in der Hölle in den Hintern treten, weil ich einer CIA -Agentin vertraut habe. Du bist doch von der CIA , oder? Dumme Frage, das sieht ja ein Blinder«, fügte er auf Englisch hinzu. »Amerikanerin, Pistole. Offenbar hat jemand geschnallt, dass Davis Fielding keinen Selbstmord begangen hat. Warst du es? Natürlich. Sie nehmen Frauen einfach nicht ernst genug, oder?« Er warf die Pistole aufs Bett und bemerkte, dass sie seine Hände betrachtete, die voller Blut waren. »Du kommst in einem un passenden Moment. Eine halbe Stunde später und ich wäre weg gewesen.«
»Was hast du getan?«, fragte sie.
»Schau selbst.« Er deutete zum Badezimmer. »Du hast hoffentlich keinen empfindlichen Magen.«
»Nicht bewegen. Lass die Hände so, dass ich sie sehe«, warnte sie und ging langsam zur Badezimmertür.
»Schon klar, du bist nervös. Ich will ja nicht, dass du mich versehentlich erschießt.«
Sie warf einen kurzen Blick ins Badezimmer. In der Wanne lag eine nackte Leiche. Kopf und Hände waren abgeschnitten und fein säuberlich auf den Boden gelegt worden. Das Surren stammte von einem elektrischen Tranchiermesser, das noch an die Steckdose angeschlossen war. Trotz der Übelkeit, die sie überkam, spürte sie die Bewegung hinter sich und wirbelte herum. Bilal wischte sich gerade die blutverschmierten Hände am Bettlaken ab.
»Nicht bewegen!«, befahl sie. »Wer war der Mann?«
»Daleel Ismail. Er hatte schon lange ein Auge auf mich geworfen. Du kennst das ja selbst – du bist eine attraktive Frau. Leute wie wir können nichts dafür, wenn die Männer auf uns stehen. Armer Daleel. Dachte, er könnte mich endlich rumkrie gen. So ist das Leben nun mal – du kannst dir nie sicher sein, ob du fickst oder selbst gefickt wirst.«
»Warum hast du ihn umgebracht?«, fragte sie.
»Kannst du es dir nicht denken? Was dagegen, wenn ich das Zeug abnehme?« Er zog an der Plastikhülle, die ihn fast ganz bedeckte. »Mir ist heiß, und die Vorstellung, in dem Ding zu sterben, ist mir zuwider. Es sei denn, du lässt mich im Badezimmer weitermachen? Nein?« Er sah sie an. »Dann ziehe ich es aus.«
Er zog die Plastikhülle über den Kopf und warf sie aufs Bett.
»Wir müssen nicht hier stehen. Trinken wir doch was und reden über alles wie die zivilisierten Mörder, die wir sind«, schlug er vor und ging ins Wohnzimmer hinüber. »Ich weiß, du traust mir nicht. Kannst ja zusehen, wenn ich mir die Hände wasche. Der menschliche Körper ist eine ziemlich schmutzige Sache, oder? Eigentlich erstaunlich, dass wir ihn trotzdem idealisieren und ihn zum Gegenstand unserer sexuellen Fantasien machen.«
Sie folgte ihm zur Bar und hielt die Beretta auf
Weitere Kostenlose Bücher