Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
die Kinder.«
»Fang nicht wieder damit an. Und weil du Dad erwähnst – er ist ja wohl nicht gerade ein Experte für ein normales Leben.«
»Wie geht’s dir mit dem Lithium?«
»Grauenhaft. Es macht mich dumpf und träge. Als würde ich die Welt durch ein trübes Fenster sehen. Ich laufe herum wie ein Zombie – ich hasse es.«
»Wenigstens denkst und sprichst du wieder zusammenhängend. Gestern Nacht hast du dich schrecklich angehört. Herrgott, Carrie, so kannst du nicht weitermachen.«
»Es ging mir bestens in … Na, eben da, wo ich war. Ich bekam alle Medikamente, die ich wollte. Clozapin wirkt sehr gut, damit kann ich hervorragend leben und arbeiten und fühle mich wie ein normaler Mensch. Du wärst überrascht. Ich mache meinen Job wirklich gut, weißt du. Hilf mir, mein Clozapin zu bekommen, dann bin ich die liebe Tante Carrie, und alle sind zufrieden. Auch die Kinder.« Maggie hatte zwei kleine Töchter, die siebenjährige Josie und die zwei Jahre jüngere Ruby.
»Wenn du glaubst, es hilft dir auf Dauer weiter, dir einfach nur Medikamente reinzuziehen, dann bist du verrückter, als du denkst.«
Carrie legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm. »Du hast ja recht. Hör zu, ich weiß, du magst das, was ich tue, nicht besonders, doch es ist wichtig und trägt dazu bei, dass du und deine Kinder ruhiger und sicherer schlafen können. Du musst mir helfen. Es gibt sonst niemanden, zu dem ich gehen kann. Ohne dich bin ich aufgeschmissen.«
»Hast du eine Ahnung, welches Risiko ich eingehe? Was ist, wenn ich deswegen meine Zulassung verliere? Schlimm genug, dass ich Dad Rezepte ausstelle. Aber er macht wenigstens eine Therapie, und ich spreche mich mit seinem Psychiater ab. Dadurch ist er jetzt seit zwei Jahren stabil. Du solltest dich öfter mal mit ihm treffen. Es würde ihn freuen. Man sieht ihm überhaupt nicht mehr an, welche Probleme er hatte.«
»Erklär das Mom«, entgegnete ihre Schwester.
Sie schwiegen einige Augenblicke. Es war ein Tabuthema, das Carrie angesprochen hatte, erinnerte es doch an ein traumatisches Erlebnis. An eine Wunde, die nie verheilte. Emma, ihre Mutter, war verschwunden.
»Wenn ich deinen Vater nicht kennenlernen kann, wie steht’s dann mit deiner Mutter?«, hatte ihr Geliebter in Princeton – John, der Professor – eines Nachts im Bett gefragt.
»Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Was heißt, du weißt nicht, wo sie ist? Ist sie tot?«
»Selbst das weiß ich nicht.«
»Verstehe ich nicht.«
»Ich schon. Schließlich weiß ich, wovon ich rede.«
»Erklär es mir, damit ich’s auch verstehe«, hatte er gemeint.
»Sie ist fortgegangen. Einfach so. Eines Tages sagte sie, sie wolle kurz einkaufen gehen und sei gleich wieder da. Wir haben sie nie wiedergesehen.«
»Habt ihr nach ihr gesucht? Die Polizei eingeschaltet? Versuchte sie nie, Kontakt aufzunehmen?«
»Die ersten beiden Fragen: Ja. Kontakt: Nein.«
»Wow! Kein Wunder, dass du nie über deine Familie sprichst.«
»Damals ging ich nach Princeton. Sie verschwand, um frei zu sein, und ich verließ ebenfalls mein Zuhause. Nur mit einem Koffer und meinen Kindheitserinnerungen. Verstehst du? Ich war immer die Kleine gewesen, doch jetzt konnte ich auf mich alleine aufpassen und ging weg. Und sie ebenfalls. Kannst du dir jetzt vorstellen, wie verkorkst ich bin? Du schläfst gerne mit der süßen blonden Studentin – aber sag die Wahrheit, John. Bin ich wirklich die, mit der du ernstlich zusammen sein willst?«
»Lass mich wenigstens einen Test machen«, schlug Maggie vor. »Clozapin kann gefährliche Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Unterzuckerung oder eine Verminderung der weißen Blutkörperchen. Sollte man ernst nehmen. Gib wenigstens dein Okay zu einem Test.«
»Hör zu.« Carrie fasste Maggie an den Armen. »Das geht wirklich nicht. Ich muss zurück. Es ist wichtig.«
»Na schön, hier hast du genug für drei Wochen.« Sie gab ihr die Medikamente in einer Plastiktüte. »Mehr gibt’s nicht. Ich meine es ernst, Carrie, denn ich kann nicht ewig so weitermachen. Es wird uns beide ruinieren. Du musst dich einer Therapie unterziehen – dann bekommst du jederzeit so viel, wie du brauchst.«
»Sei still.« Carrie drehte das Radio lauter. Sie hatte etwas aufgeschnappt.
»… sollen fünf US -Soldaten des 502. Infanterieregiments, das an einem Checkpoint vor der Stadt Abbasiya, südlich von Bagdad im sogenannten irakischen Todesdreieck stationiert ist, in das Haus einer Familie eingedrungen sein, wo sie
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