Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
stammten aus Amman. Nur der Vertreter hatte sich in Beirut aufgehalten, dafür aber, soweit bekannt, gleich dreimal. Zuletzt erst vor drei Wochen, wie sie aus den von der NSA abgehörten Telefongesprächen wussten.
»Haben wir sonst noch was über die Jordanier?«, fragte Saul.
»Das hier.« Sie deutete auf den Screenshot eines arabischen Zeitungsartikels mit dem Bild eines jungen Mannes, von dem eine Verbindungslinie zu al-Shakrans Foto führte. »Ein Nachruf. Al-Shakrans Bruder. Im Irak getötet.«
»Verdammt«, murmelte Saul. »Hatten amerikanische Truppen damit zu tun?«
»Weiß ich nicht. Im Artikel ist nichts erwähnt, und die Station in Amman hat mir noch keine Informationen geliefert. Wir müssen allerdings von der Möglichkeit ausgehen.«
»Es wäre ein Motiv.« Saul verzog das Gesicht.
»Also, wie werden sie es machen?«, fragte Yerushenko. »Sprengstoff?«
»Kann sein. Wahrscheinlicher sind Gewehre«, meinte Saul achselzuckend. »Sturmgewehre.«
»Woher sollen sie die bekommen? New York hat ziemlich strenge Gesetze«, erwiderte Yerushenko.
»Möglichkeiten gibt es genug«, warf Carrie ein. »Vermont ist nicht weit und hat das liberalste Waffengesetz im ganzen Land. Es dürfte jedenfalls nicht sonderlich schwer sein. Ich wette außerdem, dass sie längst alles haben, was sie brauchen.«
»Was ist mit den Sicherheitsvorkehrungen im Hotel? Der Vizepräsident wird vom Secret Service geschützt. Im Ball saal gibt es Metalldetektoren. Aber das wissen diese Leute bestimmt.«
»Sobald sie im Hotel sind, ist es nicht mehr schwer«, erklärte Carrie. »Sie können sich den Weg freischießen und jede Menge Leute umbringen, ohne dass es der Secret Service verhindern kann.«
»Am Ende wird er sie doch erwischen«, wandte Yerushenko ein.
Saul und Carrie lächelten bitter. »Sicher, nur ist ihnen das egal«, sagte Saul. »Ihnen geht es um ein paar gezielte Schüsse, vor allem auf den Vizepräsidenten. Alle anderen, die sie außerdem erwischen, sind gewissermaßen das Sahnehäubchen.«
»Was ist mit dem CTC und David Estes?«, fragte Carrie.
Saul sah sie mit einem eigenartigen Ausdruck an. »Was im mer du ihm gesagt hast, es hat gewirkt. Er steht hundertprozen tig hinter uns und hat sogar den Direktor mit an Bord geholt.«
Sie blickte an Saul vorbei aus dem Fenster, als sie in den Bahnhof Trenton einfuhren. Leute stiegen aus, die Menge auf dem Bahnsteig drängte zum Ausgang. Die Menschen lebten ihren ganz normalen Alltag und hatten keine Ahnung, was vielleicht bald in New York passierte.
»Mit wem treffen wir uns?«, fragte sie.
»Captain Koslowski von der Antiterrorabteilung des New York Police Department. Er kommt entweder selbst zum Bahnhof oder schickt jemanden hin.«
»Und das FBI ?«
»Wir können die Jungs nicht ausschließen, aber mir wäre es recht, wenn New York so viel wie möglich übernimmt«, antwortete Saul.
Carrie nickte. Sie hätte Saul zu gerne von ihrem Gespräch letzte Nacht mit Virgil erzählt, verkniff es sich jedoch. Erst recht schwieg sie über die Stunden mit David Estes im Hotel.
»Meine Frau verlässt mich«, hatte er ihr anvertraut. »Sie sagt, ich soll zu meiner Hure gehen. Für sie ist es vorbei.«
»Was heißt das für uns?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Du?«
»Ich auch nicht.«
Wieder zu Hause in Reston hatte sie Virgil in Beirut angerufen und ihn gefragt, ob er schon Neues über Dima oder Nightingale wisse, doch er verneinte. Erzählte ihr lediglich, dass Fielding ihm aufgetragen habe, einen Diplomaten aus Bahrain zu überwachen, der in Beirut mit Geld nur so um sich warf.
»Falls dich das Sexualleben der Bahrainer im Ausland interes siert, da könnte ich dir einiges berichten«, meinte er resigniert.
»Schick es lieber Fielding. Vielleicht versteht er wenigstens davon etwas«, gab sie zurück.
»Ja, es ist oft nur ein schmaler Grat zwischen Arbeit und Pornografie«, murrte Virgil und beendete das Gespräch.
Die Station hatte also nichts. Wie war das möglich? Wo moch te Dima die ganze Zeit gesteckt haben? In Beirut wahrscheinlich nicht, denn hier übersah man Mädchen wie sie kaum. Und für wen arbeitete sie wirklich? Für die Allianz des 14. März? Die Hisbollah? Die Syrer? Die Iraner? Nach Abbasiya erwartete man einen Anschlag vor allem vonseiten der Sunniten. Von al-Kaida. Aber vielleicht wollten ja auch die Iraner zuschlagen und die Sunniten als Schuldige dastehen lassen.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie richtete sich auf
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