Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
stand auf und drückte seine Schulter. »Du verstehst mich wirklich.«
»Und Estes?«
»Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage.«
»Sei vorsichtig.« Er signalisierte der Kellnerin, ihm einen weiteren Scotch zu bringen.
»Warum? Wovor sollte ich Angst haben?«
»Dass du kriegst, was du willst.«
Sie fuhr mit dem Taxi zum New York Palace. Die Bäume im Hof waren mit Lichtern behängt.
Ich bin wie eine Nutte – von einem Etablissement ins nächste, dachte sie lächelnd, als sie die Lobby mit der prächtigen Treppe betrat. Sie sollten die Hotelbewertungen von Nutten schreiben lassen . Niemand sonst verbringt so viel Zeit in fremden Betten .
Mit dem Aufzug fuhr sie ins zweiundvierzigste Stockwerk hinauf, wo David Estes ihr beim ersten Klopfen die Tür seines Zimmers öffnete. Er hatte sein Sakko und die Krawatte abgelegt und hielt ein Glas Rotwein in der Hand.
»Es stimmt«, sagte sie, als sie eintrat. »Man sieht wirklich das Rockefeller Center.«
»Was trinkst du?«, fragte er.
»Ist bei dem Angebot im Kühlschrank vielleicht ein Tequila dabei?«
»Mal sehen.« Er ging zur Minibar und kam mit einem Fläsch chen José-Cuervo-Tequila und einem Glas zurück. »Möchtest du Eis?«
Sie verzog das Gesicht. »Cuervo. Man sollte meinen, ein so nobles Haus hätte Interessanteres zu bieten. Cheers.« Sie schraubte den Verschluss ab und trank direkt aus der kleinen Flasche.
»Cheers«, antwortete er, nahm einen Schluck und stellte das Weinglas ab. Er legte die Arme um sie, zog sie an sich und küsste sie. Erst erwiderte sie seinen Kuss, dann schob sie ihn zurück.
»Wolltest du darüber reden? Dann solltest du vorher besser das Geld auf die Kommode legen«, schlug sie mit einem Schuss Zynismus vor.
»Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, und ich habe endgültig die Nase voll von meiner Ehe. Ich weiß nicht genau, was du für mich bist, aber eine Hure ganz bestimmt nicht«, betonte er.
Sie setzte sich auf das Sofa und blickte durch das Fenster auf die hohen Bürotürme hinaus. In einigen Fenstern brannte trotz der späten Stunde noch Licht. »Okay, David, ich finde dich sehr attraktiv. Ich will mit dir schlafen. Vielleicht sogar mehr als das. Nur sind wir nicht irgendwelche Leute – wir arbeiten in einer Branche, in der wir von Spionen umgeben sind. Wir könnten das unmöglich geheim halten. Also, was schlägst du vor?«
Er rückte mit seinem Stuhl näher zu ihr heran, beugte sich zu ihr, die Hände auf den Knien. »Ich weiß es nicht, doch ich will dich. Und es ist nicht nur Sex. Keine Ahnung, was draus werden kann. Hast du eine Idee?«
»Ja.« Sie nickte. »Jedenfalls kein Happy End. Nicht für mich und nicht für dich. Es würde nicht funktionieren. Ich bin weder der Hausfrauentyp noch die Richtige für dich, sondern eine CIA -Agentin mit vielen Wenn und Aber. Wir müssen Klarheit schaffen, wir beide.«
Er atmete tief durch und lehnte sich zurück.
»Ich glaube, ich brauche erst mal einen neuen Drink«, sagte er. »Du auch?«
Aus der Minibar holte er zwei Fläschchen Grey Goose, schenk te den Wodka in zwei Gläser ein und gab ihr eines. »Worauf trinken wir?«
»Auf die Wahrheit.«
»Okay, ich habe in Harvard studiert. Veritas .« Sie tranken. »Und dann sehen wir ihr ins Auge.«
»Bevor wir über uns sprechen, müssen wir uns mit der ganzen Scheiße beschäftigen, die da abläuft. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie. »Am besten mit Beirut.«
Er nickte. »Was war in Beirut?«
»Verdammt, David, du bist so ein kluger Kopf, du glaubst doch Fieldings Bullshit genauso wenig wie Saul, und trotzdem hast du mich aus dem NCS verbannt. Warum? Und wieso entdecke ich plötzlich zensierte Unterlagen aus unseren Stationen in Beirut und Damaskus? Aber es kommt noch dicker: Fielding hatte elf Telefonnummern – und von dreien wurden Anrufe, die in einem bestimmten Zeitraum eingingen, aus der NSA -Datenbank gelöscht. Jetzt rate mal, wann das passierte?«
»Ungefähr zu der Zeit, als du aus Beirut zurückgekommen bist?«
Sie sah ihn scharf an. »Woher weißt du das?«
»Ich hab’s nicht gewusst.« Er sah ihr in die Augen. »Aller dings hatte ich einen Verdacht. Das ist schlimm. Sehr schlimm.«
»Wer sollte so etwas tun?«
»Nicht nur wer . Die wichtigere Frage lautet, warum.«
»Glaubst du mir?«, flüsterte sie und legte die Hand auf sein Knie.
»Ja.« Er griff nach ihrer Hand. »Scheiße«, sagte er, verzog das Gesicht und blickte zur
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