Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Schimmer, dass die Doha Academy, auf die die maßgeblichen Leute ihre Kinder schicken, in al-Khalifa al-Jadeeda liegt. Außerdem hatte er eindeutig einen irakischen Akzent.«
»Weißt du, wo er sich jetzt aufhält?«
Sie schüttelte den Kopf.
Wieder eine Sackgasse, dachte Carrie und suchte verzweifelt nach einem Anhaltspunkt. Sie war überzeugt, dass dieser Mohammed mit dem versuchten Anschlag in New York zu tun hatte.
»Warst du öfter mit ihnen zusammen? Hat jemand Fotos gemacht?«, fragte Carrie.
»Das ließ er nicht zu. Einmal wollte Dima, dass ich die beiden auf der Promenade fotografiere, doch bevor ich auf den Auslöser drücken konnte, riss er mir die Kamera aus der Hand und warf sie auf den Boden.«
»Es gibt also kein einziges Foto?«
Marielle zögerte, schüttelte dann den Kopf. Sie lügt, dachte Carrie.
»Es gibt ein Foto, stimmt’s?«, fragte sie mit pochendem Herzen. Es war, als sei ihr Gehör extrem geschärft. Sie hörte nicht nur ihr eigenes Herz schlagen, sondern auch das von Marielle, dazu die Musik und die Stimmen von draußen.
O Gott, die Tabletten . Bitte nicht jetzt in diesem entscheidenden Moment .
Marielle schwieg und blickte zur Seite.
» Min fadluki . Bitte. Dima soll nicht umsonst gestorben sein. Es ist wichtiger, als du dir vorstellen kannst.« Irgendein Instinkt – sie hoffte bloß, es war nicht ihre verdammte bipolare Störung – sagte ihr, dass alles von Marielles Reaktion abhing. Sie fühlte sich wie Paulus auf dem Weg nach Damaskus, dessen Welt ins Wanken geriet, während er der Stimme lauschte, die zu ihm sprach.
Marielle sah ihr so eindringlich in die Augen, als wolle sie ihre Seele ergründen, dann öffnete sie ihre Handtasche, zog ihr Handy heraus und hatte nach wenigen Sekunden gefunden, was sie suchte. »Das habe ich geknipst, als er nicht hinsah. Ich weiß auch nicht, warum.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Nein, das stimmt nicht. Ich hatte Angst, er könnte sie umbringen, und dachte mir, vielleicht brauche ich es für die Polizei.«
Sie zeigte Carrie das Foto auf dem Handy. Es war ein Schnappschuss von Dima in knappen Shorts und T-Shirt auf der Strand promenade. Sie wirkte angespannt und hatte den Arm um einen schlanken Mann mit kupferbrauner Haut, lockigem Haar und Dreitagebart gelegt.
Carrie jubelte innerlich auf, als sie den Mistkerl sah. »Ich brauche das Bild«, sagte sie. »Wenn du Geld benötigst, Hilfe …«
Einige Augenblicke schwiegen beide, nur von ferne dröhnte die Musik. »Gib mir deine E-Mail-Adresse, dann schicke ich es dir«, sagte Marielle plötzlich nervös. »Sonst noch was? Es war riskant, mich hier mit dir zu treffen. Ich muss gehen.«
Carrie legte ihr die Hand auf den Arm. »Was ist mit Rana? Kennt sie ihn?«
Marielle wich zurück, sodass ihr Gesicht in dem gedämpften Licht kaum noch zu erkennen war. »Ich weiß es nicht und will es auch gar nicht wissen.«
»Aber sie kennt den Syrer, Taha al-Douni?«
»Rana ist berühmt. Sie kennt viele Leute, und viele kennen sie oder tun zumindest so. Frag sie selbst.«
»Sie ist ebenfalls in Gefahr, oder?«, hakte Carrie nach.
»Das ist Beirut«, antwortete Marielle ausweichend. »Wir leben wie auf einer Brücke über dem Abgrund – und die kann jeden Moment in die Luft fliegen.«
KAPITEL 2 1
Baalbek, Libanon
In der Lobby des Palmyra-Hotels in Baalbek standen leicht verstaubte Palmen sowie Antiquitäten und nicht ganz so kostbare Relikte aus der französischen Kolonialzeit. Es sah dort ein wenig so aus wie in einem Krimi von Agatha Christie, aber die Zimmer boten eine wunderbare Aussicht. Nachdem sie eingecheckt hatten, installierten Virgil und Ziad ihre Ausrüstung in einem Zimmer, von dessen Balkon aus man die gewaltigen Säulen des Jupitertempels bewundern konnte, die über der Bekaa-Ebene thronten.
Als sie mit dem gemieteten Honda Odyssey die Gebirgsstraße hinaufgefahren waren, wurde ihnen deutlich vor Augen ge führt, wo sie sich befanden. In jeder Straße, an jedem Haus und jedem Laternenmast wehten die gelb-grünen Fahnen der Hisbollah. Sie verfolgten Rana beziehungsweise ihr Handy über GPS und konnten somit einen Sicherheitsabstand wahren. Schließlich sollte die junge Frau nicht bemerken, dass jemand hinter ihr her war. Blieb nur die Frage, mit wie vielen Mann Nightingale anrücken würde.
Vom Zimmer aus suchten sie die Ruinen mit dem Fernglas ab und achteten darauf, sich nicht durch Lichtreflexe zu verraten. »Siehst du sie?«, fragte Carrie.
»Noch nicht«,
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