Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
den berühmten römischen Ruinen in der Bekaa-Ebene, ungefähr fünfundachtzig Kilometer nordöstlich von Beirut. Und sie, Virgil und Ziad fuhren ebenfalls dorthin.
Der Apotheker kam mit zwei Tablettenpackungen zurück. »Sie wissen schon, dass Sie damit sehr vorsichtig umgehen müssen?«, warnte er.
»Ich weiß, shukran «, dankte sie ihm.
»Sie sollten einen Test machen, die Nebenwirkungen können sehr gefährlich werden.«
»Ja, aber ich nehme sie schon seit Jahren ohne Probleme«, versicherte sie ihm. Jetzt gib sie schon her, fügte sie im Stillen ungeduldig hinzu. Es wurde Zeit, denn ihr Herz hämmerte bereits, und die Straße fing an, zu einem Gewirr aus beweglichen Mustern zu verschwimmen. Wenn sie nicht schnell eine Tablette schluckte, konnte sie für nichts garantieren. Gut möglich, dass sie den Mistkerl abmurkste.
»Keine alten Rezepte mehr, Mademoiselle. Das nächste Mal will ich ein neues sehen«, betonte er.
»Alles klar, Saiyid . Vielen Dank.« Was will er denn?, dachte sie. Dass ich ihm einen blase? Bitte, gib mir das Zeug endlich .
»Gute Nacht, Mademoiselle.« Er reichte ihr die Medikamente in einer kleinen Plastiktüte.
»Auf Wiedersehen.« Carrie eilte hinaus, ohne zurückzublicken, und betrat noch schnell einen Gemischtwarenladen, kaufte eine Flasche Wasser, um die Tablette hinunterzuspülen. Sie sah auf ihre Uhr. Kurz nach neun. Das Nachtleben kam langsam in Fahrt. Die Straßen waren verstopft, lautes Gehupe von allen Seiten.
Sie musste Marielle finden, die dritte Frau.
Die Adresse, die ihr der Fotograf Abou Murad genannt hatte, lag in der Rue Mar Youssef im armenischen Viertel Bourj Hammoud in einer belebten Straße. Die Wohnung befand sich in einem sechsstöckigen Haus, das mit der rot-blau-orange gestreiften armenischen Fahne geschmückt war. Im Erdgeschoss gab es ein schäbiges Kebab-Restaurant. Carrie steckte eine Kreditkarte zwischen Türschloss und Rahmen, um die Haustür zu öffnen.
Im dunklen Treppenaufgang roch es nach gebratenem Fleisch, vermutlich kamen die Düfte aus der Restaurantküche. Sie fand die angegebene Wohnung und las im Lichtschein ihres Handys auf einem Klebestreifen am Türpfosten den Namen in arabischer Handschrift, aber »Hilal« stand da nicht. Sie lauschte an der Tür. Jemand sah fern. Es klang nach einer be liebten Serie um eine schöne Journalistin, die sich scheiden lassen wollte. Carrie klopfte an. Keine Reaktion. Sie wartete kurz und klopfte erneut. Augenblicke später hörte sie jemanden zur Tür kommen.
Eine dünne Frau, etwa Mitte vierzig, mit blond gesträhntem Haar, in Jeans und einem roten B018-Club-T-Shirt öffnete die Tür.
» Aiwa, was gibt’s?«, fragte sie auf Arabisch.
»Ich suche Marielle«, sagte Carrie.
»Ich weiß nicht, wen Sie meinen. Hier wohnt keine Ma rielle.«
»Bitte, Madame. Ich bin eine Freundin von ihr und Dima Hamdan. Ich muss sie sprechen. Es ist dringend.«
»Ich sage Ihnen doch, es gibt hier keine Marielle«, beharrte die Frau.
»Läuft da gerade Kinda im Fernsehen?«, fragte Carrie. »Eine gute Serie.«
Die Frau nickte. »Ja.« Sie drückte die Tür zu. »Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Warten Sie!« Carrie schob einen Fuß in den Türspalt. »Können Sie ihr wenigstens eine Nachricht übergeben? Ihr Leben ist in Gefahr.«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind – verschwinden Sie besser. Ich kenne keine Marielle Hilal«, versetzte die Frau.
Carrie sah sie an. Erwischt, dachte sie. Gott sei Dank hatte sie ihre Tabletten genommen, sonst wäre ihr dieser Schnitzer wahrscheinlich entgangen.
»Woher wissen Sie, dass ihr Nachname Hilal ist? Den habe ich nämlich gar nicht erwähnt.«
Die Frau stand unschlüssig da und blickte sich um, als halte sie Ausschau nach einer Waffe. »Wenn Sie nicht sofort gehen, rufe ich die Polizei«, drohte sie.
»Nur zu.« Carrie verschränkte die Arme. »Sie verbergen et was. Ich glaube, die Polizei ist so ziemlich das Letzte, was Sie hierhaben wollen.«
Die Frau zögerte, trat kurz auf den Flur, um sich zu vergewissern, dass Carrie allein war, und ließ sie herein. Einen Moment lang standen sie zögernd im Vorraum, dann gingen sie ins Wohnzimmer. »Woher kennen Sie Marielle?«, fragte sie und drehte sich zu Carrie um.
»Durch Rana und Dima.«
»Und woher kennen Sie Dima?«
»Vom Le Gray und über den Modefotografen François Abou Murad.«
Die Frau stand einen Moment lang da und überlegte. »Sie sagen, Marielles Leben sei in Gefahr. Wie meinen Sie das?«
»Sie
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