Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Anlaufstelle gefunden: das Büro der »U. S. AID Bag dad«, wie das Schild an der Tür verkündete. Man geleitete sie in ein Wartezimmer, wo sie wenig später ein Captain der Marines begrüßte. Er war etwas über eins achtzig groß, athle tisch gebaut, gut aussehend mit dunklem, gewelltem Haar, das er etwas länger trug als bei den Marines üblich. Seine blauen Augen und sein Lächeln erinnerten Carrie an Tom Cruise.
»Ich bin Ryan Dempsey«, sagte er. »Und Sie müssen Virgil und Carrie sein. Willkommen in unserem Sandkasten.« Er schüttelte ihnen die Hand, und Carrie spürte ein Kribbeln wie schon lange nicht mehr. Zum letzten Mal hatte sie so etwas erlebt, als sie John, ihren Professor in Princeton, kennenlernte. Bestimmt lag es am Hochgefühl, nach der Irrsinnsfahrt noch am Leben zu sein, dachte sie – bis ein weiterer Blick in Captain Dempseys Augen sie eines Besseren belehrte.
Shit. Das gab Probleme.
KAPITEL 27
Grüne Zone, Bagdad
Sie saßen an einem kleinen Tisch im BCC , dem Bagdad Country Club, einem der wenigen Orte in der irakischen Hauptstadt, wo der Alkohol reichlich floss. Der Club war voll mit Ausländern, die lieber hierherkamen, statt die Bars im Al-Rashid oder im Palestine-Hotel zu besuchen, denn dort durfte zumindest offiziell kein Alkohol ausgeschenkt werden.
Man sah Soldaten aus den verschiedenen Ländern der Koali tion – Briten, Kanadier, Australier, Polen, Georgier, Italiener, Spa nier – sowie Angehörige der US -Botschaft und der irakischen Regierungsbehörden. Und dann waren da die Mitarbeiter ver schiedener privater Sicherheitsfirmen wie Blackwater, DynCorp oder KBR -Halliburton, denen die US -Regierung diesen Krieg zunehmend übertragen hatte. Sie waren die modernen Söldner, die sich aus allen Winkeln der Erde anheuern ließen und für ihre Dienste Wall-Street-Gehälter bezogen. Selbst Kellnerinnen, die kein Problem damit hatten, sich von angeheiterten Gästen an den Po fassen zu lassen, konnten hier in einer Nacht tausend Dollar verdienen.
Carrie saß mit Virgil und Dempsey zusammen, den die Marines an die CIA ausgeliehen hatten. Natürlich benutzte er das Büro der Hilfsorganisation nur als Tarnung und gehörte in Wirklichkeit der Task Force 145 an, einer geheimen Eliteeinheit, die sich vor allem dem Kampf gegen al-Kaida verschrieben hatte. Mitglied derselben Truppe war auch der Iraker Warzer Zafir, der offiziell als Dolmetscher der US -Botschaft fungierte. Ebenfalls recht attraktiv, dachte Carrie, als sie den Mittdreißiger mit dem Dreitagebart und der scharf geschnittenen Nase, der mit ihnen am Tisch saß, musterte.
»Ich spreche Arabisch und brauche keinen Dolmetscher«, hatte Carrie Dempsey in dessen Büro erklärt.
»Warzer hat noch andere Qualitäten«, erwiderte er daraufhin.
»Zum Beispiel?«
»Er stammt aus Ramadi«, sagte Dempsey.
»Was ist mit Ramadi?«, fragte Carrie.
Jetzt, im BCC , erklärte ihnen Dempsey bei einem Bier die Zusammenhänge: »Leute, ihr müsst verstehen, was in diesem Land vor sich geht. Der Irak hat sich verändert, seit Sie zum letz ten Mal hier waren. In den vergangenen zwei Wochen wurden allein in Bagdad über dreihundert Leichen gefunden, die meisten verbrannt oder gefoltert. Unsere Männer werden von allen Seiten angegriffen. Sprengsätze und Scharfschützen lauern in jedem Block. Es ist schwer zu sagen, wen die Iraker mehr hassen – uns oder sich gegenseitig.« Er beugte sich zu ihnen. »Die al-Kaida wird immer stärker. Sie sind drauf und dran, die Provinz Anbar unter ihre Kontrolle zu bringen. Damit hätten sie das ganze Gebiet von den Außenbezirken Bagdads bis zur syrischen Grenze in ihrer Hand. Die Leute haben eine Scheißangst. Letzte Woche verschwanden zwei Ranger der US -Army in Ramadi. Eine Stunde später tauchten sie ohne Kopf wieder auf.«
»Darum bin ich hier«, sagte Carrie. »Sie haben das Foto gesehen. Hat ihn irgendjemand gesichtet?«
Dempsey und Warzer schüttelten den Kopf. »Selbst wenn ihn jemand erkannt hätte, würde er es für sich behalten«, er klärte Warzer. »Ihr Amerikaner versteht das nicht. Es ist nicht wie bei euch zwischen Demokraten und Republikanern. Falls die Schiiten die Macht übernehmen, werden sie alle Sunniten töten. Gleichzeitig fürchten sie sich, dass wir im umgekehrten Fall ihre Anhänger umbringen. Saddam war ein Schwein, und ich bin froh, dass er weg ist, aber unter seiner Herrschaft gab es wenigstens keine Massenmorde, wie sie jetzt zu befürchten sind.«
»Ich brauche jemanden
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