Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
nahegelegt hatte, wollte sie verzichten. Das war ja alles Wahnsinn. Sie hatte keine Ahnung, wie man mit dieser Waffe umging, und fragte sich, ob sie im Ernstfall irgendetwas treffen würde.
Sie verließen das Flughafengelände und folgten einer Straße, die mitten durch die Wüste führte. Vor dem Tor standen Palmen, deren Stämme geschwärzt und deren Wipfel von Explosionen zerfetzt waren. Am Straßenrand lagen die verkohlten Überreste von SUV s und Trucks. All das deutete darauf hin, dass sich die Lage in den letzten Monaten zugespitzt hatte. Ein breiter Mittelstreifen trennte sie vom Gegenver kehr.
Der SUV beschleunigte auf etwa hundert Stundenkilometer. Carrie wischte sich den Schweiß aus den Augen. Immer wieder kamen sie an ausgebrannten Fahrzeugen und toten Bäumen und Büschen vorbei. In der Ferne waberte ein gelber Staubschleier, den vermutlich der erste Konvoi aufgewirbelt hatte.
»Überführung voraus«, rief Rabbit über die Schulter zurück. »Macht euch bereit. Die Hadschis werfen gerne Granaten und improvisierte Sprengsätze von oben runter. Also Augen auf. Man sieht sie erst im letzten Moment.«
»Mannomann«, murmelte Virgil und warf Carrie einen kurzen Blick zu – ihm war das Ganze genauso wenig geheuer wie ihr. Als sie die Überführung passierten, vibrierte jeder Nerv in ihrem Körper in der Erwartung, dass etwas herabgeflogen kam. Sie konnte erst wieder atmen, als sie Demons Stimme aus dem Funkgerät hörte.
»Macht euch bereit, Leute. An der Kreuzung ist immer was los«, warnte er, und Rabbit fügte hinzu: »Mindestens einmal am Tag.« Schon bogen mehrere Fahrzeuge aus einer Nebenstraße ein, und eines davon, ein Taxi mit zwei Turbanträgern, fuhr auf sie zu.
» Imschi! Hau ab, verdammt«, rief Rabbit, feuerte ein paar Warnschüsse vor die Stoßstange des Taxis und gestikulierte wild. Der Taxifahrer sah sie finster an, wurde aber langsamer und wahrte Abstand. Der Mamba vor ihnen hupte ununterbrochen, ohne dass Carrie erkennen konnte, warum – bis er einem Auto vor ihm absichtlich ins Heck fuhr, damit es ihm Platz machte. Die irakischen Insassen betrachteten den vorbeifahrenden Konvoi mit undurchdringlichen Gesichtern. Es folgten noch weitere Überführungen, und erneut hielten sie ihre Waffen bereit. Nichts geschah. Ein Krater in der Straße, der auf eine frühere Explosion hindeutete, zwang sie lediglich dazu, langsamer zu fahren.
Plötzlich tauchte vor ihnen am Straßenrand eine Frau in schwarzer Abaya mit zwei kleinen Jungs auf, direkt vor einem Autowrack, das noch nicht aus dem Weg geräumt worden war. Sie hielt einen Korb in der Hand. Die drei befanden sich in dem Segment, das Carrie überwachen musste. »Zwei Uhr! Frau mit Korb und Kindern«, rief sie aus. Die Frau winkte ihnen zu und hielt ihnen den Korb entgegen. Mein Gott, durchzuckte es sie unwillkürlich. Verbarg sich etwa ein improvisierter Sprengsatz in dem Korb? Sie wollte es gar nicht wissen.
»Noch nicht feuern«, befahl Rabbit, während alle vor sichtshalber die Waffen auf die Frau und die Kinder richteten.
»Balah«, rief winkend in diesem Moment die Irakerin, und die Fahrer drosselten das Tempo, um das Autowrack zu umfahren.
»Sie ist ungefährlich«, sagte Carrie laut. »Sie verkauft bloß Datteln!«
»Nicht schießen«, bestätigte Rabbit.
Als sie an der Gruppe vorbeifuhren, winkte ihnen der klei nere Junge zu. Es ist wie ein absurder Traum, dachte Carrie, und ihr Herz schlug wie eine Trommel.
Das nächste Mal wurden sie langsamer, als sie einen Kontrollpunkt mit irakischen Soldaten erreichten, die von zwei US -Marines unterstützt wurden. Kaum waren sie vorbei, zerriss eine Explosion die Luft, und ein orangefarbener Feuerball flammte ein paar Hundert Meter vor ihnen auf. Ein Hitze schwall, durchdrungen vom Geruch nach Sprengstoff, wehte ihnen wie ein sengender, giftiger Wind entgegen.
»Scheiße«, murmelte Rabbit.
»Was ist passiert?«, fragte Carrie.
»Der Konvoi vor uns«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Eine Minute später sahen sie das brennende Wrack eines der beiden SUV s, aus dem eine dicke schwarze Rauchsäule emporstieg. Daneben die Überreste eines weiteren zerstörten Fahrzeugs. Eine Autobombe, dachte Carrie im Vorbeifahren. Sie spürte die Hitze der Flammen auf der Haut. Die Luft war von Qualm und Sprengstoffgeruch erfüllt.
Das Feuer machte es unmöglich, jemanden in dem Fahrzeug zu erkennen – sie sah bloß den Arm eines Mannes einige Meter entfernt auf der Straße liegen.
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