Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
kurz vor Falludscha. Dempsey ist tot.«
KAPITEL 3 1
Tamim-Viertel, Ramadi
Es war der junge Marine, Lance Corporal Martinez, der es sah: ein dünnes Metallrohr, fast vollständig unter einem kleinen Trümmerhaufen mitten auf der Straße verborgen.
»Wahrscheinlich ein Druckzünder«, sagte er. Er hatte den gepanzerten Humvee einen halben Meter davor zum Stehen gebracht. Eine halbe Sekunde später, und das wäre es auch für sie gewesen.
Damit musste man hier jederzeit rechnen, dachte Carrie und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Draußen waren es schon mindestens fünfunddreißig Grad. Sie trug eine zu große Wüstentarnuniform – die Abaya sowie ihre persönlichen Sachen befanden sich in dem Rucksack neben ihr auf dem Sitz.
Sie versuchten, das Regierungsgebäude in Ramadi zu erreichen, das von den 3/8 Marines – drittes Bataillon, achtes Regiment – bewacht wurde. War die Stadt insgesamt schon der le bensfeindlichste Ort auf Erden, so übertraf dieser Stadtteil alles. Kein einziges Gebäude heil, nichts funktionierte, und nichts regte sich auf den Straßen bis auf eine einsame abgemagerte Katze auf einem Müllhaufen. Wohin man schaute, bloß zer störte Häuser, Autowracks, Trümmer und verrottender Müll.
Martinez rangierte den Wagen zurück, fuhr vorsichtig an dem Metallrohr vorbei und setzte die Fahrt auf der leeren Straße fort. Virgil und Warzer hielten auf dem Rücksitz nach Scharfschützen in den Ruinen Ausschau, während Carrie mit zitternden Händen auf dem Beifahrersitz saß, die Nerven zum Zerreißen gespannt.
Sie hatte Dempsey getötet, ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Die ganze Operation war verrückt, aber angesichts der ständigen Kämpfe in Ramadi hätte sie ihn nie auf eine solche Selbstmordmission schicken dürfen. Andererseits gehörte so etwas natürlich zu seinen Aufgaben als Marine. Es schien ihr durchaus denkbar, dass Abu Ubaida hinter dem Anschlag steckte: Falls er Walid als Doppelagenten enttarnt hatte, konnte er mit seiner Hilfe sie und ihr Team aufspüren. Und ihr schaden.
Carrie fragte sich, ob ihr eine Wahl geblieben war. Al-Kaida plante zwei Mordanschläge, die womöglich einen Bürgerkrieg auslösten. Obwohl sie Romeo nicht traute, glaubte sie an diese Informationen, denn bestimmt hätte der junge Iraker seine Familie nicht durch Lügen gefährdet. Und diese Nachricht nach Langley zu übermitteln war Dempsey zugefallen, weil sie selbst nicht wegkonnte.
Wie auch immer. Jetzt musste sie die Sache anders lösen und auf eigene Faust Operationspläne entwerfen. Dempsey konnte ihr nicht mehr helfen bei dem geplanten Schlag gegen Abu Ubaida und Abu Nazir.
»Wo? Was ist passiert?«, hatte sie Warzer gefragt, als er ihr von dem Unglück berichtete.
»Laut den irakischen Sicherheitskräften geschah es wenige Kilometer vor der Brücke nach Falludscha. Dempsey muss irgendetwas auf der Straße gesehen haben und wurde lang samer, doch in dem Moment zündeten sie den Sprengsatz. Die Explosion soll einen vier Meter tiefen Krater in die Straße gerissen haben. Ich glaube nicht, dass viel übrig geblieben ist.« Warzer verzog schmerzlich das Gesicht.
O Gott . Carrie schauderte bei der Vorstellung, riss sich aber zusammen. »Weiß man, ob es sich um einen Zufall oder ein gezieltes Attentat handelte?«
»Schwer zu sagen«, antwortete Warzer. »Vielleicht war es einfach Pech.«
Daran glaubte Carrie nicht. Wenn man Romeo, Abu Ubaida und vielleicht sogar Abu Nazir mit ins Kalkül zog, wie wahrscheinlich war da ein Zufall?
Ich habe ihn umgebracht, bringe allen Unglück, die mit mir zu tun haben .
Sie dachte an Dima, Estes, Rana, sogar Fielding und jetzt Dempsey. Am liebsten hätte sie sich in einem Winkel verkrochen, um nie wieder hervorzukommen. Dempseys Verlust empfand sie wie einen körperlichen Schmerz, als habe ihr jemand ein Messer in die Brust gestoßen. Dennoch durfte sie nicht zusammenbrechen. Nicht jetzt, wo alles womöglich auf eine Entscheidung zulief.
Reiß dich zusammen, Carrie . Du kannst später um Dempsey trauern und dich selbst bedauern . Im Augenblick hingegen hast du keine Wahl . Keiner hier hat die .
Sie fuhren an einer Moschee mit grauer Metallkuppel vorbei, die trotz der Zerstörung ringsum heil geblieben war, und bogen in eine mit Trümmern übersäte Straße ein. Nicht weit entfernt die üblichen Geräusche wie Gewehrfeuer und Explosionen. Martinez hielt den Humvee an und griff nach dem SINCGARS -Funkgerät.
»Echo One, hier Echo Three. Wir sind
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