Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
in der Roten Zone Alpha«, meldete er und lauschte eine Weile schweigend. »Verstanden. Wir kommen«, sagte er dann und drehte sich zu den anderen um. »Okay, Leute, das wird ein Feuerwerk wie zu Hause am vierten Juli.«
Martinez stieg aufs Gas, und der Humvee machte einen Satz nach vorne. Sie rasten zwischen Trümmerhaufen die Straße entlang, bis ihr Fahrer auf ein rechteckiges Gebäude inmitten einer großen freien Fläche zeigte, vor dem sich eine Wand aus Sandsäcken auftürmte. Offenbar das Gebäude der Provinzre gierung. Im Gegensatz zu den Häusern ringsum, bei denen man auf die Überreste einstmals bewohnter Räume, auf zerfetzte Bettwäsche und zerbrochenes Mobiliar blickte, war es heil geblieben.
Während Martinez alles aus dem Fahrzeug herausholte, flammten plötzlich Blitze in den Ruinen auf, Kugeln krachten gegen die Panzerung des Fahrzeugs, und Granatsplitter prasselten gegen die Windschutzscheibe. Sie wurden beschossen. Carrie duckte sich, während Martinez das Lenkrad herumriss.
Wie sollten sie aus diesem Inferno herauskommen?
Wütendes Gewehrfeuer aus dem Regierungsgebäude kam ihnen zu Hilfe. Die Marines überzogen die Häuser, aus denen sie beschossen wurden, mit einem Kugelhagel. Lautes Donnern über tönte die Gewehrschüsse, und die Wand eines Hauses zerfiel in tausend Teile – die AKM -Sturmgewehre verstummten.
»Das war der Abrams«, erklärte Martinez und meinte damit die Kanone des amerikanischen Kampfpanzers M1. Dann raste er auf eine schmale Lücke zwischen den Sandsäcken zu und brachte den Humvee hinter der Barrikade zum Stehen. Neben dem Gebäude entdeckte Carrie den Panzer, der die Ruine ge genüber unter Beschuss genommen und ihnen wahrschein lich das Leben gerettet hatte. Sie sprangen aus dem Wagen und rann ten ins Haus.
Schon von Weitem schlug ihnen der Gestank von Urin und verrottenden Abfällen entgegen. Ein Generator summte und bildete mit dem Kampflärm eine permanente, stets gleichbleibende Hintergrundmusik. Marines standen an den Fenstern, denen die Scheiben fehlten, und feuerten auf die umliegenden Häuserreste. Einige irakische Amtsträger in zerknitterten Anzügen huschten wie Geister zwischen den amerikanischen Elitesoldaten hin und her. Trotz des Gefechtslärms schliefen da und dort Soldaten auf dem Fliesenboden.
Ein Marine an einem Fenster hörte auf zu schießen, um einen Happen zu essen, während zwei Kameraden die Treppe herunterkamen und einen schweren Eimer an einer Stange tru gen, aus dem es trotz der Plastikhülle nach Exkrementen stank. »Sorry wegen der Geruchsbelästigung. Es gibt kein fließendes Wasser«, erklärte Martinez. »Gehen Sie nach oben, das Büro des Kommandanten ist im ersten Stock.«
»Danke, Lance Corporal«, antwortete Carrie und stieg die Treppe hoch, nahm das Kopftuch ab und schüttelte ihr langes blondes Haar. Die Marines hielten in ihren Tätigkeiten inne und starrten sie an wie ein Wesen von einem fremden Planeten. Jemand pfiff ihr nach.
Fast hätte sie darauf reagiert, doch der Gedanke an Dempsey versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, und sie fühlte sich erneut hundeelend. Ich kann nicht mehr, war ihr vorherrschender Gedanke, doch ihre persönlichen Gefühle mussten zurückstehen. Es ging um ihre Mission und darum, vielleicht Schlimmeres zu verhüten.
Sie fragte zwei Marines nach dem Büro des Kommandanten. Die Männer starrten sie schweigend an und deuteten den Gang hinunter. Auf einem handbeschriebenen Schild an der Wand stand: »Lt. Colonel Joseph Tussey, CO drittes Bataillon, achtes Regiment, USMC «. Es gab keine Tür. Von Virgil und Warzer begleitet, klopfte Carrie an die Wand und trat ein.
Tussey saß an einem Metallschreibtisch – ein schlanker, mittelgroßer Mann mit schütterem, kurz geschnittenem Haar und eisblauen Augen. An der Wand hinter ihm hing ein Stadtplan von Ramadi. Er hob den Kopf, und sein Blick sagte ihr, dass sie in seinem Büro ungefähr so willkommen waren wie ein Schwarm Heuschrecken.
»Guten Morgen, Colonel. Ich bin Carrie Mathison. Das sind Virgil Maravich und Warzer Zafir. Wir haben mit Captain …« Ihre Stimme versagte, als sie seinen Namen aussprechen wollte. Sie musste sich zusammennehmen, um vor diesem grimmig dreinblickenden Offizier der US -Marines nicht wie ein kleines Mädchen in Tränen auszubrechen.
»Verdammt, was haben Sie hier auf dem Schlachtfeld zu suchen?«, fuhr er sie an. »Meine Männer haben keine Zeit, auch noch Kindermädchen zu spielen.«
»Uns muss niemand an die
Weitere Kostenlose Bücher