Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
öffnete, stürmten vier schwer bewaffnete Männer – vermutlich Al-Kaida-Leute – herein, gefolgt von Abu Ubaida persönlich. Carrie erkannte ihn sofort wieder.
»Es ist spät, Bruder«, begann Walid und wurde auf der Stelle von Abu Ubaida unterbrochen. »Du musst mitkommen. Er will mit dir sprechen.«
»Aber meine Familie … Ich habe ihnen versprochen, heute zu Hause zu bleiben.« Romeo deutete auf Frau und Mutter, die gerade eintraten.
»Willst du sie hineinziehen, Walid? Er will dir einige Fragen stellen, Bruder. Und ich ebenfalls«, fügte Abu Ubaida hinzu, während die vier Männer Romeo aus dem Haus führten. Auf der Aufnahme hörte Carrie, wie Autotüren zugeschlagen wur den und jemand wegfuhr, und sah die beiden Frauen stumm dastehen und die Tür anstarren. Virgil hielt die Aufnahme an.
»Er ist aufgeflogen, oder?«, vermutete Virgil.
»Ja, hast du gehört, was Abu Ubaida gesagt hat?«, fragte sie.
»Er war es, oder?«
»Verdammt, ja, er war’s. Verstehst du, was er meint? ›Er will dich sprechen‹, sagte er. Es gibt nur einen, der Abu Ubaida Befehle erteilen kann: Abu Nazir persönlich! Wir haben sie beide! Zur selben Zeit am selben Ort! Wir fordern eine Drohne an und eliminieren sie ein für alle Mal! Virgil, du bist ein Genie.« Sie fiel ihm um den Hals. »Hat er das Handy noch, das wir ihm gegeben haben?«
Virgil nickte. »Im Moment schon.«
»Wir können ihm also folgen?«
»Sieh dir das an«, sagte er und öffnete ein neues Fenster auf seinem Laptop. Er deutete auf einen pulsierenden Punkt auf einem Google-Satellitenbild von Ramadi, der sich gerade im Tamim-Viertel im Westteil der Stadt befand.
»Wissen wir, wo das ist?«, fragte sie.
»Ich habe einen Polizisten gefragt. Er tippt auf die Porzellanfabrik. Früher wurden dort Waschbecken, WCs und solche Sachen hergestellt.«
»Dann haben wir sie«, hauchte sie. »Wir müssen sofort reagieren.«
Virgil runzelte die Stirn. »Es könnte eine Falle sein.«
Sein Einwand war wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich, was hatte sie denn gedacht? »Wann genau haben sie Romeo abgeholt?«, fragte Carrie. »Kurz nach Mitternacht, oder?«
Sie sah auf ihre Uhr. Kurz nach acht Uhr morgens. Also war er inzwischen sieben bis acht Stunden bei Abu Ubaida und möglicherweise bei Abu Nazir. Vielleicht handelte es sich bei Abu Ubaidas Beteuerung, Abu Nazir wolle ihn sprechen, auch nur um einen Vorwand. Weil Abu Ubaida etwa das Handy entdeckt hatte. Nach wie vor war es eingeschaltet, und falls Abu Ubaida von seiner Existenz wusste, musste er davon ausgehen, dass es verfolgt wurde.
Die Wahrscheinlichkeit schien also groß, dass das Ganze eine Falle war. Möglicherweise folterten sie Romeo gerade, falls sie ihn nicht schon getötet hatten. Er würde schnell bereit sein, alles zu erzählen, was er über die blonde, Arabisch sprechende CIA -Agentin und ihren irakischen Begleiter wusste. Kein angenehmes Gefühl. Damit würde sie wohl zum begehrtesten Ziel von al-Kaida im Irak aufsteigen. Darüber hinaus fühlte sie sich für ihren Informanten verantwortlich, der durch sie in eine gefährliche Situation geraten war.
Falls Abu Ubaida jedoch Walid immer noch vertraute, brachte er ihn vermutlich wirklich zu Abu Nazir, und sie konnten beide schnappen und erledigen. Allerdings hatte Abu Ubaida Carries Einschätzung nach nicht so geklungen, als träfe diese Variante zu. Ihr fiel ein, was Romeo über den Mann gesagt hatte: Er traut niemandem . Und wem er nicht traut, den tötet er irgendwann .
Wenn sie einen Drohnenangriff anforderte, würde ihr Informant zusammen mit allen, die sich in der Porzellanfabrik aufhielten, sterben. Andererseits konnten sie, falls sie die beiden Anführer erwischten, weitere Anschläge sowie einen Bürgerkrieg mit Zehntausenden Toten verhindern. Und dafür war sie bereit, Opfer in Kauf zu nehmen.
Sollte es sich allerdings, was sie mittlerweile für realistisch hielt, um eine Falle handeln, würde Abu Ubaida alles daransetzen, um sie auszuschalten. Vielleicht war sie inzwischen selbst die Gejagte, schoss es ihr durch den Kopf. Der Gedanke, dass Abu Ubaida ihr bereits auf der Spur war, ließ sie erstarren.
Carrie gab sich einen Ruck. »Selbst wenn es eine Falle sein sollte, müssen wir zum Kommandanten der Marines und ihn überzeugen, die Fabrik anzugreifen.«
Sie wollte gerade mit Virgil gehen, als Warzer mit düsterer Miene die Treppe heraufkam. »Carrie«, sagte er. »Es tut mir so leid.«
»Was ist?«, fragte sie.
»Ein Sprengsatz
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