Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
ist er? Warum ist er nicht mitgekommen?«
»Er wurde heute früh getötet, kurz vor Falludscha. Ich habe es selbst erst vor einer Stunde erfahren«, sagte sie gepresst. »Er wollte brisante Informationen, die dringend nach Langley und ins Hauptquartier der US F-I übermittelt werden müssen, weiterleiten. Es ist meine Schuld, dass er tot ist.« Sie biss die Zähne zusammen, hatte Mühe, nicht die Fassung zu verlieren. »Es soll nicht umsonst gewesen sein.«
Er erhob sich. »Das hätte ein Marine sagen können.« Der Colonel berührte mit der Faust ihre Schulter, während er an den Stadtplan trat, um den Standort der Porzellanfabrik in Augenschein zu nehmen. Schließlich drehte er sich zu ihr um. »Wie viele Männer hat Abu Nazir in der Fabrik?«
»Das weiß ich nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht zehn, vielleicht hundert.«
»Ich kann Ihnen keine zwei Züge anbieten. Eigentlich kann ich nicht einmal ein Feuerteam entbehren – trotzdem gebe ich Ihnen zwei. Wahrscheinlich verlieren wir die Hälfte bereits zwei Blocks von hier«, murmelte er.
»Was ist mit einer Drohne?«, fragte sie. Eine Predator-Drohne mit Hellfire-Raketen wäre eine große Hilfe, vor allem wenn ihr lediglich eine Gruppe von acht Marines zur Verfügung stand.
»Das ist typisch für euch Spione und die Air-Force-Typen. Falls Sie wirklich so einen guten Draht zum US F-I-Hauptquartier haben, fordern Sie dort eine an. Allerdings sollten Sie sich beeilen. Die Hadschis schießen aus allen Rohren. Da kommt etwas Großes auf uns zu, und das sehr bald.«
Von der Porzellanfabrik war kaum mehr als die Fassade aus Sandstein übrig geblieben. Das große freie Gelände ringsum umgab ein lückenhafter Maschendrahtzaun. Es war ein heißer Tag, eine leichte Brise wehte Wüstenstaub in die Stadt.
Carrie befand sich zusammen mit Sergeant Billings, einem stattlichen ehemaligen Rancharbeiter aus Montana, und seinen Männern in einer Ruine gegenüber der Fabrik. Der Sergeant hatte sich mit seinem Feuerteam an der Vorderseite der Fabrik postiert, während das zweite Team auf der Rückseite des Geländes in Stellung gegangen war. Ein Schütze saß am leichten Maschinengewehr eines gepanzerten Humvee. Sobald das Gefecht begann, sollte der Wagen die Straße blockieren, um die Terro risten an der Flucht zu hindern. Die Frage war nur, wo der Feind lauerte. Sie hatten damit gerechnet, dass in dem ehemaligen Fabrikgebäude überall Al-Kaida-Kämpfer postiert sein mussten. Aber niemand schien dort zu sein. Was war schiefgelaufen? Kamen sie bereits zu spät?
Nein, sie waren noch drin. Sie wussten es, weil Virgil eine Software auf Romeos Handy aktiviert hatte, durch die sie mithören konnten, was in unmittelbarer Nähe des Telefons gesprochen wurde. Auf diese Weise wurden sie Zeugen eines Verhörs.
Virgil hatte Carrie einen Ohrstöpsel gegeben, der an seinen Laptop angeschlossen war. Jemand – Abu Ubaida oder Abu Nazir persönlich – befragte Romeo, dessen Schreie immer wieder die Antworten unterbrachen.
»Diese Frau war eine CIA - Sharmuta? «, hörte Carrie den Vernehmer fragen.
»Sie hat es nicht gesagt, bloß angedeutet«, sagte Walid, dessen Stimme sie eindeutig identifizieren konnten.
»Wie heißt sie?«
»Ich weiß es nicht. Aaahhh«, brüllte der enttarnte Agent.
»Wie heißt sie?«
»Aaahhh! Bitte! Wenn ich es wüsste, würde ich es sagen, ich schwöre es«, stammelte Walid.
»Sag die Wahrheit! Wie heißt sie?«
»Ich kenne nur ihren Codenamen: Dahaba. Bitte nicht, Bruder.«
»Was bedeutet der Name?«
»Ihre Haarfarbe … sie ist blond. Wie sie richtig heißt, weiß ich nicht.«
»Beschreib sie.«
»Amerikanerin. Langes blondes Haar, blaue Augen. Ungefähr eins fünfundsechzig groß. Schlank, vielleicht fünfzig Kilo.«
»Was wollte sie?«
»Informationen über dich und Abu Nazir. Aber ich habe nichts gesagt. Nichts!«
»Du lügst«, knurrte der Vernehmer, gefolgt von einem Schmerzensschrei. So ging es eine ganze Weile weiter. Carrie nahm den Ohrstöpsel heraus. Abu Ubaida führte das Verhör durch, da war sie sich inzwischen hundertprozentig sicher. Informationen über dich und Abu Nazir, hatte Romeo gesagt. Das hieß, er sprach nur mit Abu Ubaida.
»Was meint ihr?«, wandte sich Carrie an Virgil und Warzer, die auf dem Boden lagen und die Fabrik gegenüber mit Ferngläsern absuchten.
»Ich höre dasselbe wie du. Sie müssten dort sein.« Virgil verzog das Gesicht. »Bloß sehe ich absolut nichts. Irgendwas stimmt da
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