Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
schnitt mit seinem Kampfmesser das Hosenbein auf und band die Wunde ab, doch Virgil brauchte drin gend einen Arzt. Zum Glück nahm der feindliche Beschuss so weit ab, dass der Verletzte in einen Humvee gelegt und ins Camp Snake Pit gebracht werden konnte. Dort verfrachtete man ihn ebenso wie einen durch Granatsplitter verwundeten Marine in einen Huey-Helikopter, um nach Bagdad ausgeflogen zu werden. Carrie begleitete ihn, Warzer würde mit dem nächsten Hubschrauber nachkommen.
Rasch verlor sich das Lager in der Ferne. Carrie saß neben Virgil, der auf einer Trage neben dem Marine lag. Ein Sanitäter kümmerte sich um die Verletzten, und ein Schütze, der in der offenen Tür stand, suchte das Terrain nach Gefahren ab. Carrie blickte hinunter auf die immer kleiner werdende, sandfarbene Stadt und den Euphrat, über den sie ostwärts hinwegflogen.
»Wann sind wir da?«, schrie sie gegen den Lärm der Rotoren an. Der Wind zerrte durch die offene Tür an ihrer Uniform und peitschte ihr ein paar Haarsträhnen, die aus dem Helm hingen, ins Gesicht.
»Es dauert nicht mehr lange, Ma’am. Er schafft das schon«, versicherte der Sanitäter. »Ich habe ihm Morphin gegeben.«
»Wie fühlst du dich?«, fragte sie Virgil.
»Besser.« Er verzog das Gesicht. »Keiner hat mir je gesagt, wie höllisch weh so eine Schusswunde tut.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Allerdings war uns bewusst, dass es eine Falle sein konnte.«
»Trotzdem durften wir uns die Chance nicht entgehen lassen, Abu Ubaida und Abu Nazir vielleicht mit einem Schlag zu erwischen. Schade um Romeo. Wenn er noch da wäre, hätte sich vielleicht eine zweite Möglichkeit geboten.«
»Er war ein Doppelagent, der genauso gegen uns wie für uns gearbeitet hat.« Sie beugte sich zu ihm hinunter. »Ich glaube, er war für den Anschlag auf Dempsey verantwortlich.«
»Wie kommst du darauf?«
»Er lieferte uns handfeste Infos und wusste zugleich, dass es in der Stadt keinen Handyempfang gab und wir jemanden in die Grüne Zone schicken mussten.«
»Dann war er eigentlich nützlich für sie. Warum wurde er überhaupt umgebracht?«
»Das verstehe ich auch nicht«, gestand sie. »Uns hätten sie so oder so in den Hinterhalt gelockt. Da muss etwas anderes dahinterstecken. Ich erkenne es bloß nicht.«
»Wir hätten die Fabrik sofort angreifen sollen, als sie ihn hinbrachten.«
»Wie denn? Mitten in der Nacht? Und wir beide ganz alleine? Ohne die Marines wären wir verloren gewesen. Was passiert ist, ist passiert. Du hast es wenigstens hinter dir, und deine Familie wird sich über deine Heimkehr freuen.«
»Meiner Familie ist es scheißegal – woraus ich ihnen nicht mal einen Vorwurf machen kann.« Virgil runzelte die Stirn. »Carlotta und ich haben uns schon vor zwei Jahren getrennt. Meine Tochter Rachel hält mich für den schlechtesten Vater der Welt, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, denn ich war nie für sie da.«
»Jetzt hast du ja ein bisschen Zeit für sie. Vielleicht lässt sich einiges gutmachen.«
»Wozu? Damit ich sie wieder fallen lasse wie eine heiße Kartoffel, sobald die nächste Operation anläuft? Sie müssten ja verrückt sein, mich an ihrem Leben teilhaben zu lassen.« Er fasste sie am Arm. »Leute wie wir sind Junkies – wir brauchen das Adrenalin. Ich gebe dir einen Tipp, Carrie: Steig aus, solange du noch kannst. Ich kenne niemanden im National Clan destine Service, der eine normale Ehe führt. Was glaubst du, woran das liegt?«
»Beruhige dich.« Sie tätschelte seine Schulter. »Wir machen einen wichtigen Job. Ohne uns wäre das Land blind. Und wenn du nichts siehst, nützt dir deine Stärke null.«
»Das reden wir uns ein. Hör zu, Carrie, du hast keine Schuld an Dempseys Tod.«
»Doch, habe ich sehr wohl.«
»Wegen Romeo? Scheiße, tut das weh«, stöhnte Virgil und versuchte sein Bein auszustrecken. »Du bist nicht für alles verantwortlich, Carrie. Ramadi ist ein Schlachtfeld. Dempsey war ein Marine und wusste, worauf er sich einließ. Saul hat ihn dafür ausgewählt.«
»Mag sein.« Sie blickte durch die offene Hubschraubertür hinaus. Unter ihnen glänzte der Habbaniya-See im Sonnenlicht wie ein blauer Spiegel auf dem Wüstenboden. »Du hast vorhin etwas über Beziehungen gesagt – dass es uns allen gleich geht. Und Fielding? War ihm nicht bewusst, welches Risiko er mit Rana einging?«
»Ich weiß nicht, warum Fielding … Au!«, schrie Virgil auf, als der Helikopter ihn ein wenig durchrüttelte. »Wer weiß, was bei ihm
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