Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
spielte.
Der erstaunliche Jeff Westbrook ist der Autor aus dem Simpsons-Team mit der niedrigsten Bacon-Zahl und damit den besten Hollywood-Referenzen. Er feierte seinen Durchbruch als Schauspieler im Seeabenteuer Master & Commander: Bis ans Ende der Welt (2003). Der Regisseur des Films suchte nach erfahrenen Seeleuten anglo-irischer Herkunft für die Schiffsmannschaft. Westbrook meldete sich freiwillig, weil er ein begeisterter Segler war und die ethnischen Voraussetzungen erfüllte. So bekam er eine kleine Rolle im Film neben dem Hauptdarsteller Russell Crowe. Crowe ist wichtig, weil er in Schneller als der Tod (1995) mit Gary Sinise spielte, der mit Bacon in Apollo 13 (1995) zusammenarbeitete. Daher hat Westbrook die Bacon-Zahl 3 und liegt damit nur knapp hinter Stallone. Mehr als nur ein Hauch von Hollywood.
Westbrook hat also sowohl die Bacon-Zahl 3 als auch die Erdős-Zahl 3. Diese beiden Zahlen lassen sich zur sogenannten Erdős-Bacon-Zahl kombinieren, die in Westbrooks Fall 6 beträgt. Ein deutliches Anzeichen, dass Westbrook sowohl in Hollywood als auch in der Mathematik beste Beziehungen hat. Die Erdős-Bacon-Zahlen der anderen Autoren im Simpsons -Team werden hier nicht extra erwähnt, sie liegen aber alle über der Erdős-Bacon-Zahl von Westbrook. Damit ist Westbrook von allen Glamour-Nerds der glamouröseste und nerdigste. 13
• • •
Dave Bayer, ein Mathematiker an der Columbia University, machte mich als erster auf die Erdős-Bacon-Zahlen aufmerksam. Er war Fachberater bei dem Film A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (2001), einer Verfilmung des gefeierten Romans von Sylvia Nasar über den Mathematiker John Nash, der im Jahr 1994 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gewann. Zu Bayers Aufgaben gehörte die Überprüfung der Gleichungen, die im Film auftauchen, und er war Russell Crowes Hand-Double, wenn in einer Szene etwas an die Tafel geschrieben wurde. Bayer bekam außerdem eine kleine Rolle gegen Ende des Films, als die Mathematik-Professoren von Princeton Nash als Anerkennung für seine großen Entdeckungen ihre Füllfederhalter überreichen. Bayer erklärt stolz: »In meiner Szene, der Füllerszene, sage ich ›Eine Ehre, Professor.‹ Ich bin der dritte Professor, der seinen Füller vor Russell Crowe legt.« Damit spielte Bayer in A Beautiful Mind neben Rance Howard. Howard wiederum arbeitete in Apollo 13 mit Kevin Bacon zusammen. Dadurch ergibt sich für Bayer die Bacon-Zahl 2.
Weniger überraschend ist, dass Bayer als hochangesehener Mathematiker die Erdős-Zahl 2 hat, und damit eine extrem niedrige Erdős-Bacon-Zahl: 4. Beim Kinostart von A Beautiful Mind im Jahr 2001 behauptete Bayer, er habe die niedrigste Erdős-Bacon-Zahl der Welt.
Erst kürzlich nahm Bruce Reznick, ein Mathematiker an der University of Illinois, eine noch niedrigere Erdős-Bacon-Zahl für sich in Anspruch. Er veröffentlichte mit Erdős eine Abhandlung mit dem Titel »The Asymptotic Behavior of a Family of Sequences« (auf Deutsch etwa: »Das asymptotische Verhalten einer Familie von Folgen«), was ihm die Erdős-Zahl 1 einbrachte. Ebenso beeindruckend ist seine sehr kleine Rolle in Eine nach der Anderen, einem Film von 1971, der von Gene Roddenberry geschrieben und produziert wurde, dem legendären Erfinder von Star Trek . In diesem Teenie-Slasherfilm geht es um einen Serienkiller, der sich seine Opfer an der Oceanfront High School sucht. Zur Filmbesetzung gehörte Roddy McDowall, der in Big Picture (1989) mit Kevin Bacon spielte. Das ergibt für Reznick die Bacon-Zahl 2 und damit die unfassbar niedrige Erdős-Bacon-Zahl 3.
Bisher haben immer Mathematiker, die sich als Schauspieler versuchten, den Rekord für die niedrigsten Erdős-Bacon-Zahl gehalten, dabei gibt es durchaus Schauspieler, die sich in die Forschung gewagt haben und so eine beachtliche Erdős-Bacon-Zahl erreichten. Colin Firth, der als Gastredakteur für die Radiosendung Today bei BBC 4 seine Verbindung zu Erdős knüpfte, ist ein berühmtes Beispiel. In einem Beitrag für die Sendung bat Firth die Neurowissenschaftler Geraint Rees und Ryota Kanai, mit einem Experiment die Zusammenhänge zwischen Gehirnstruktur und politischen Ansichten zu untersuchen. Rees und Kanai führten diese Forschungen weiter und luden Firth schließlich dazu ein, mit ihnen gemeinsam eine Abhandlung zu veröffentlichen mit dem Titel »Political Orientations Are Correlated with Brain Structure in Young Adults« (auf Deutsch: »Die politische Orientierung junger
Weitere Kostenlose Bücher