Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Statistiken, mit denen bisher die Leistungen einzelner Baseball-Spieler eingestuft wurden, manchmal unangemessen, gelegentlich falsch verstanden und vor allem oft irreführend waren. Als wichtigste Statistik für die Leistung eines Feldspielers galt etwa die Anzahl der Fehler, die er beging. Je weniger Fehler, umso besser der Feldspieler. Auf den ersten Blick ist das durchaus sinnvoll, aber James zweifelte an der Aussagekraft der Fehlerstatistik.
Lisa, umgeben von Büchern, zu denen auch The Bill James Historical Baseball Abstract gehört. [e]
An einem Beispiel werden seine Bedenken deutlich: Man stelle sich vor, ein Schlagmann schlägt einen Ball hoch und weit weg von allen Feldspielern. Ein schneller Feldspieler sprintet 50 Meter, erreicht den Ball gerade rechtzeitig, patzt aber beim Fangen.
Das zählt dann als Fehler. Später im selben Spiel steht ein schwerfälliger Feldspieler vor demselben Problem. Er schafft nicht einmal die Hälfte der Strecke bis zum Ball und hat keine Chance, den Ball zu fangen. Dies zählt nicht als Fehler, weil der Feldspieler nicht gepatzt oder den Ball verloren hat.
Welchen Spieler hätte man, nur aufgrund dieser Information, wohl lieber in der Mannschaft? Logischerweise würde man den schnellen Spieler bevorzugen, weil er beim nächsten Mal den Ball vielleicht fängt, während der langsame Spieler in dieser Situation immer zu langsam sein wird, um nützlich zu sein.
Würde man einen Spieler aufgrund der Fehlerstatistik auswählen, dann würde man sich also für den falschen Spieler entscheiden. Mit dieser Art von Statistik, die einen falschen Eindruck von der Leistung eines Spielers vermitteln konnte, hielt James sich nächtelang wach.
Natürlich war James nicht der erste Mensch, der sich mit dem Missbrauch und der falschen Nutzung von Statistiken beschäftigte. Mark Twain sagte einst: »Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, gemeine Lügen und Statistiken.« Auch der Chemiker Fred Menger schrieb Ähnliches: »Wenn man Daten lange genug foltert, gestehen sie fast alles.« Doch James war überzeugt davon, dass Statistiken von großem Nutzen sein konnten. Er musste nur die richtigen Statistiken finden und korrekt interpretieren, um wichtige Erkenntnisse über die wahre Natur des Baseball zu erlangen.
Jede Nacht starrte Bill James auf die Daten, notierte ein paar Gleichungen und überprüfte verschiedene Theorien. Schließlich entwickelte er einen nützlichen statistischen Rahmen und fasste seine Theorien zu einem dünnen Pamphlet zusammen mit dem Titel 1977 Baseball Abstract: Featuring 18 Categories of Statistical Information That You Just Can’t Find Anywhere Else (auf Deutsch etwa: »1977er Baseball-Übersicht mit 18 statistischen Kategorien, die nirgendwo sonst zu finden sind«) . Er warb dafür in einer Sportzeitschrift und verkaufte alle 75 Exemplare.
Bemerkungen über die unergründliche Welt der Statistik
»Er benutzt Statistiken wie ein Betrunkener einen Laternenpfahl benutzt – als Stütze und nicht, um etwas zu beleuchten.«
– ANDREW LANG
»42,7 Prozent aller Statistiken sind frei erfunden.«
– STEVEN WRIGHT
»Einem Schulmeister nur wenig oder sehr oberflächliches Wissen über Statistik zu vermitteln ist so, als drücke man einem Baby eine Rasierklinge in die Hand.«
– CARTER ALEXANDER
»Ein Mann ertrank in einem Fluss, der im Durchschnitt 1,80 Meter tief war.«
– W. I. E. GATES
»Ich finde Statistiken immer schwer zu schlucken und völlig unverdaulich. Ich kann mich auch nur an eine einzige erinnern: Wenn man alle Menschen, die in der Kirche einschlafen, hintereinander legen würde, hätten sie es sehr viel bequemer.«
– MRS. MARTHA TAFT
»Der durchschnittliche Mensch hat einen Busen und einen Hoden.«
– DES M ACHALE
Auf dem Weg zu einer Konferenz treffen drei Statistiker im Zug auf drei Biologen. Die Biologen beschweren sich über den Fahrpreis, aber die Statistiker kennen einen kostensparenden Trick: Sobald sie die Stimme des Schaffners hören, zwängen sie sich in die Zugtoilette. Der Schaffner klopft an die Toilettentür und ruft: »Fahrscheine, bitte!« Die Statistiker schieben einen einzelnen Fahrschein unter der Tür durch. Der Schaffner stempelt ihn ab und schiebt ihn zurück. Die Biologen sind beeindruckt. Zwei Tage später, auf der Rückfahrt, zeigen die Biologen den Statistikern, dass sie nur einen einzigen Fahrschein gekauft haben, aber die Statistiker meinen nun: »Wir haben gar keinen Fahrschein.« Bevor die Biologen
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