Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
anders zu greifen. Er ist von Natur aus Linkshänder, hält die Schläger aber während der ganzen Episode wie ein Rechtshänder. Stattdessen konzentriert sich Lisa auf die Geometrie als Schlüssel zum erfolgreichen Putten, weil sie mit diesem Teilgebiet der Mathematik die ideale Flugbahn berechnen kann, mit der Bart jedes Mal mit dem ersten Schlag einlocht. Beim Training zeigt sie Bart, wie er den Golfball über fünf Banden ins Loch bringt, woraufhin Bart meint: »Ich kann es nicht glauben, du hast tatsächlich die praktische Seite der Geometrie entdeckt!«
Das ist ein netter Gag, aber in »The Lisa Series« (2010) steigen die Autoren mit Lisas Figur tiefer in die Mathematik ein. In der Eröffnungsszene dieser Episode wird Dahlia Brinkley bei ihrer Rückkehr in die Grundschule von Springfield als die einzige ehemalige Schülerin begrüßt, die eine Elite-Universität besucht hat. Natürlich schmeicheln Rektor Skinner und Oberschulrat Chalmers sich bei Ms. Brinkley ein, ebenso wie einige Schüler. Zu letzteren gehört auch der normalerweise rüpelhafte Nelson Muntz, der so tut, als sei er Lisas Freund, um die erfolgreichste ehemalige Schülerin von Springfield zu beeindrucken. Er täuscht Interesse für Lisas mathematisches Talent vor und ermutigt sie, Ms. Brinkley ihre Fähigkeiten zu beweisen:
NELSON: Sie kann das Mathe-Zeug mit Buchstaben. Ich zeig’s Ihnen! Was ist X, Lisa?
LISA: Na ja, das kommt drauf an.
NELSON: ’Tschuldigung. Gestern hatte sie’s noch drauf.
Bei diesem Zusammentreffen erklärt Dahlia Lisa, dass gute Zensuren allein sie nicht an eine Elite-Uni bringen werden. Ihren eigenen Erfolg führt sie zum Teil auf zahlreiche außerschulische Aktivitäten zurück, an denen sie während ihrer Schulzeit in der Grundschule von Springfield teilgenommen hatte. Lisa erzählt, sie sei Schatzmeisterin des Jazzclubs und Gründerin des Recycling-Programms der Schule, aber Dahlia ist davon nicht beeindruckt: »Nur zwei Clubs! Damit kommst du in die Baumschule, aber nicht auf eine Elite-Universität.«
Kurz darauf verliert Barts Kinder-Baseballteam, die Isotots, den Trainer. Lisa ergreift die Chance, ihre Referenzen für die Elite-Unis zu verbessern, und übernimmt das Team. Damit hat sie zwar einen weiteren Wahlkurs, aber sie hat leider keine Ahnung von Baseball. Also geht sie zu Moe’s Bar und bittet Homer um Rat. Doch Homer gibt ihr nicht sein eigenes Wissen weiter, sondern verweist sie auf vier Geeks, die in der Ecke an einem Tisch sitzen. Dort trifft Lisa zu ihrer Überraschung auf Benjamin, Doug und Gary von der Universität von Springfield, die mit Professor Frink hitzig über die Feinheiten des Baseball diskutieren. Auf Lisas Frage, warum sie sich über Sport unterhalten, erklärt Frink: 14 »Baseball ist nicht nur was für den Live-Ticker. Der Sport wird nur richtig verstanden vom Mathema-Ticker.«
Frink zufolge kann Baseball also nur durch tiefgreifende mathematische Analyse verstanden werden. Er gibt Lisa einen Stapel Bücher, die sie mitnehmen und studieren soll. Als Lisa geht, kommt Moe an den Tisch der Geeks und beschwert sich, weil sie kein Bier trinken, und stöhnt: »Oh, warum habe ich meine Drink-Specials nur in Scientific American beworben?«
Lisa befolgt Frinks Rat. Bei ihrem ersten Spiel als Trainer der Isotots sieht ein Reporter sie über Stapeln von Fachbüchern sitzen und kommentiert diesen ungewöhnlichen Anblick: »Unglaublich! So viele Bücher hätte nicht einmal Albert Einstein auf der Trainerbank.«
Wie im Bild gegenüber zu sehen, tragen Lisas Bücher Titel wie e iπ + 1 = 0, F = MA, und Schrödinger’s Bat. Diese Titel sind zwar alle erfunden, aber das Buch unter Lisas Laptop ist The Bill James Historical Baseball Abstract, eine echte Sammlung der wichtigsten Baseball-Statistiken, zusammengestellt von Bill James, das sowohl im Baseball als auch in der Statistik großes Ansehen genießt. James’ Forschungen auf diesem Gebiet begannen weder im Establishment des Sports noch im akademischen Elfenbeinturm. Seine ersten und wichtigsten Erkenntnisse hatte er während seiner Zeit als Nachwächter in einer Konservenfabrik von Stokely-Van Camp, einem traditionsreichen amerikanischen Konservenhersteller.
James sorgte also dafür, dass die Versorgung der amerikanischen Bevölkerung mit Konservendosen sichergestellt war, und nebenbei suchte er nach Wahrheiten über Baseball, die allen bisherigen Fan-Generationen entgangen waren. Er kam schrittweise zu dem Schluss, dass die
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