Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Zeichenbrett entstanden außerdem die Figuren von Professor Hubert J. Farnsworth (der 160-jährige Gründer von Planet Express Inc.), Dr. John A. Zoidberg (der Hummer-artige außerirdische Arzt der Firma), Hermes Conrad (Ex-Olympiasieger im Limbo und der Buchhalter der Firma) sowie Amy Wong (Praktikantin).
Der Plan für die neue Serie ähnelte in vielerlei Hinsicht jeder anderen klassischen Sitcom, die am Arbeitsplatz spielt wie die US-amerikanische Serie Taxi oder die britische Serie The IT Crowd. Doch bei der neuen Serie war fast jede denkbare Handlung möglich, weil die Planet-Express-Boten auf alle möglichen seltsamen Aliens auf fremden Planeten mit eigenwilligen Problemen trafen, während sie sich durchs Weltall flirteten und Pakete auslieferten.
Groening merkte jedoch schnell, dass die Leitung des Fox Network trotz anfänglichen Interesses nicht sehr begeistert war von den schrulligen Außenseiter-Charakteren und ihren kosmischen Abenteuern. Groening widersetzte sich allen Einmischungsversuchen von Fox. Der Druck wurde immer stärker, Groening beharrte gleichzeitig immer unnachgiebiger auf seinem Standpunkt. Schließlich setzte er sich nach »der schlimmsten Erfahrung meines Erwachsenenlebens« durch, und die neue Serie ging unter denselben Bedingungen in Produktion wie die Simpsons : Die Autoren hatten die Kontrolle.
Nachdem die Serie offiziell grünes Licht erhalten hatte, bekam sie den Titel Futurama, nach einer Attraktion bei der Weltausstellung in New York von 1939, welche die Besucher in »die Welt von morgen« entführte. Als nächstes stellten Groening und Cohen ihr neues Autorenteam zusammen, denn es gab eine stille Übereinkunft, dass Futurama keine Mitarbeiter der Simpsons abwerben würde. Erwartungsgemäß hatten einige Neulinge bei Futurama einen Hintergrund in Informatik, Mathematik oder Naturwissenschaften. Einer von ihnen, Bill Odenkirk, hatte einen Doktortitel in organischer Chemie von der University of Chicago. Er hatte an der Entwicklung von 2,2’-Bis(2-indenyl)biphenyl mitgearbeitet, einem Katalysator für die Kunststoffproduktion.
In dieser Rekrutierungsphase erhielten Autoren von Zeichentricksendungen erstmals die Möglichkeit, einer Gewerkschaft beizutreten. Da es bereits ein Gewerkschaftsmitglied namens David S. Cohen gab, zwei gewerkschaftlich organisierte Autoren aber nicht denselben Namen tragen durften, änderte der Futurama -Autor seinen Namen in David X. Cohen. Das X ist keine Abkürzung, sondern es fasst einige von Cohens Hauptinteressen zusammen, Science-Fiction und Mathematik. Cohen ist sowohl X-Phile (ein Fan von Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI ) als auch x-phil (Algebra-Fan).
Die erste Episode von Futurama ging am 28.März 1999 auf Sendung. Jeder erwartete, dass Futurama wie jede gute Science-Fiction-Serie einige wissenschaftliche Fakten enthalten würde, aber die besonders gebildeten Zuschauer waren schnell beeindruckt von der Menge und Qualität der Nerd-Gags.
In der dritten Episode »Wohnungssuche in Neu-New York« (1999) beschließt Fry, bei Bender einzuziehen, dem fluchenden, schlecht gelaunten Roboter. An der Wand der neuen Wohnung hängt ein Stickbild mit folgendem Text:
Dies ist ein Verweis auf die Programmiersprache BASIC (Beginner’s All-Purpose Symbolic Instruction Code), in der jede Anweisung eine Nummer erhält. Die Anweisungen werden in numerischer Reihenfolge abgearbeitet. Die GOTO-Anweisung ist gewöhnliches BASIC, und in diesem Fall bedeutet die Anweisung 30 GOTO 10 eine Sprunganweisung zurück zur Zeile 10. Das heißt also, dass auf dem Stickbild das Sprichwort »Home sweet home« steht. Wenn man das Bild streng logisch interpretiert, steht da eigentlich: »Home sweet home sweet home sweet home …«
Das Bild ist nur im Hintergrund der Szene zu sehen, und somit folgt der Witz über BASIC der obersten Regel der Futurama -Schreibstube: Gags sind erlaubt, solange sie die Handlung nicht behindern. Ein ähnlich unauffälliger Witz taucht in »Das Experiment der Mars-Universität« (1999) auf. Dort sieht man eine Tafel, übersät mit esoterischen Gleichungen aus der supersymmetrischen Stringtheorie, einer Teildisziplin der Teilchenphysik. Nur heißt sie in Futurama superdupersymmetrische Stringtheorie. Der eigentliche Witz steckt in einem Diagramm mit der Bezeichnung Witten’s Dog und ist ein cleverer Verweis sowohl auf Ed Witten als auch auf Schrödingers Katze.
Ed Witten ist einer der Väter der Superstringtheorie. Er gilt als der
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