Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
Vom Netzwerk:
weiterhin auf uns selbst angewiesen sind.
    Ich habe Colonel Fletcher, aktiver Offizier und Mitglied unserer Gemeinde, gestern gebeten, mich zu dem Funkgespräch zu begleiten und heute an der Sitzung teilzunehmen.“ Plötzlich setzte das Tuscheln wieder ein und Brian hörte einzelne Satzfetzen heraus: „Wer ist dieser Colonel …?“ – „Wo steht Fletcher, kennen Sie …?“ – „Brian Fletcher, ja, der steht dort an der Wand, sehen Sie …“ Der Bürgermeister nickte ihm auffordernd zu. Brian straffte sich und auch wenn er überrumpelt war, wusste er, was die Menschen von ihm erwarteten: Hoffnung und Aufmunterung.
    „Ich bin Brian Fletcher, aktiver Offizier im Range eines Colonels. Über die Ursache und die aktuelle Lage weiß ich leider nicht mehr als Sie.“ Jetzt begann er zu improvisieren. „Die Situation ist außergewöhnlich! Doch die Regierung, die Verwaltung und die Armee sind auf solche Szenarien vorbereitet, auf einen sogenannten Cyberwar, also einen Angriff auf die Computer, das wurde oft genug in Planspielen durchgespielt und die Reaktionen darauf eingeübt.“ So viel zum Punkt Hoffnung.
    „Bis jetzt haben wir davon aber noch nichts gemerkt“, der Einwurf kam von der gegenüberliegenden Seite des Raums, von einem auffällig blassen Mann.
    „Das ist normal, denn die Prioritäten der Regierung werden derzeit kaum bei den kleinen Gemeinden liegen. Ich wurde vor zwei Tagen trotz meines Urlaubes informiert und aufgefordert, mich bereitzuhalten. Dies entspricht exakt der Planung für solche Fälle.“ Das war eine glatte Lüge, aber sie erfüllte ihren Zweck: Etliche der Anwesenden wirkten langsam entspannter.
    „Wie der Bürgermeister vorhin erzählte, haben wir gestern via analogen Funk den Kontakt zur Armee und damit indirekt zur Regierung hergestellt. Es ist eine der ersten militärischen Zielsetzungen, die Kommunikation herzustellen.“ Brian merkte, dass seine Worte ankamen. Hoffnung war jetzt wichtig, vielleicht das Wichtigste. Jetzt musste er sie darin bestätigen weiterzumachen, anzupacken.
    „Wir müssen davon ausgehen, dass wir noch länger für uns selbst sorgen müssen. In allen Szenarien für solche Fälle ist vorgesehen, dass die ländlichen Gemeinden in der Lage sind, sich zunächst selbst zu helfen, und mein Eindruck für unsere Gemeinde ist, dass dies stimmt.“ Er trat zurück und lehnte sich wieder gegen die Wand.
    „Danke, Colonel Fletcher“, übernahm der Bürgermeister das Wort. „Wir werden also mit großer Wahrscheinlichkeit noch einige Zeit auf uns selbst angewiesen sein. Ich fasse die Lage grob zusammen: Nicht nur die Computer laufen nicht mehr, sondern auch alles, was darüber gesteuert wird. Wir befinden uns im Moment etwa auf dem technologischen Stand der 1960er-Jahre: in einer computerfreien Welt. Allerdings läuft in unserer Welt von 2037 ohne Computer so gut wie nichts mehr. Kein myCom, kein Fernsehen, kein Internet, keine Bank, keine Produktionssteuerung, kein Fliegerleitsystem, keine Energieerzeugung, keine Verkehrssteuerung, keine digitale Kommunikation.
    Das heißt auch: kein Warenbewirtschaftungssystem, das die Versorgung der Bevölkerung sicherstellt. Kein Geldautomat, keine digitale Kasse, kein bargeldloser Zahlungsverkehr. Auch alle anderen Handels-, Versorgungs- und Kontrollsysteme sind wohl zusammengebrochen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs ist nicht mehr gewährleistet und damit unsere dringlichste Aufgabe.
    Grundsätzlich gilt, je moderner die Infrastruktur ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ausgefallen ist. Die Wasserversorgung ist zum großen Teil ausgefallen. Ebenso die Stromversorgung. Die Feuerwehr stellt aber die Wasserversorgung in der Gemeinde sicher.
    Zum Thema Strom: Wir haben im Ort eine Vielzahl von Häusern mit Solarzellen. Eine Arbeitsgruppe versucht, darüber ein rudimentäres Stromnetz zum Laufen zu bringen.
    Zur Grundversorgung: Die Läden sind geschlossen und die Waren wurden beschlagnahmt, um Plünderungen zuvorzukommen. Die Waren werden von der Polizei bewacht. Als erster Punkt heute werden wir weitere Arbeitsgruppen bilden …“
    Brian hörte nicht mehr zu, seine Gedanken schweiften ab. So wie hier ging es jetzt überall in Großbritannien und auf der Welt zu. An vielen Orten herrschte Panik und Chaos. Er war sich sicher, dass derzeit weltweit Techniker fieberhaft versuchten, die ausgefallenen Computersysteme wieder zum Laufen zu bringen. Wenn tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher