Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
Krankenversicherung verfügt.
So viel zum Krankenversicherungssystem. Die Reform sparte innerhalb kurzer Zeit in Europa riesige Beträge ein, sie gilt als die erfolgreichste Reform in der Geschichte der Sozialgesetzgebung. Dies führte dazu, dass das System innerhalb weniger Jahre weltweit übernommen wurde. Zuletzt in den USA im Jahre 2027.“
Foulder tippte mit dem Zeigefinger auf die Grafik, und unter jedem der Strichmännchen erschienen Zahlen, die er ablas. „Im Jahre 2032 waren weltweit zwei Prozent der Versicherungsnehmer in Kategorie eins, acht Prozent in Kategorie zwei und vierundfünfzig Prozent in Kategorie drei. Siebenundzwanzig Prozent in Kategorie vier und neun Prozent in Kategorie fünf. Interessant ist, dass 2031 fünfundsechzig Prozent der Organe, die weltweit zur Versteigerung angeboten wurden, von Menschen aus der Kategorie fünf stammten.
Die Versicherungspflicht wurde europaweit durchgesetzt, um sicherzustellen, dass die Versicherten innerhalb des Systems und unter Kontrolle bleiben. Die Zuordnung der Menschen in die jeweiligen Versicherungskategorien wird den Versicherungen überlassen. Für Kategorie fünf tragen die Versicherungen die Verwaltungskosten und der Staat übernimmt die medizinischen Kosten.“
„Und Herr Feist?“, warf Bradley schnell ein.
„Ah, richtig, Herr Feist.“ Foulder deaktivierte die Projektionsfläche.
„Herr Feist wurde 2021 aufgrund seiner Erbkrankheit der Kategorie vier zugeordnet. Dies hätte zwingend zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst und damit zur Einstufung in Kategorie fünf führen müssen. Diese Einstufung ist jedoch erst viel später erfolgt, vor wenigen Monaten …“
„… und wir sind seine Altersversorgung“, ergänzte Bradley.
„Das war uns von Anfang an bewusst, deswegen arbeiten wir ja für ihn“, sagte Sarah.
„Sie sind inzwischen für Herrn Feist mehr als nur Pflegepersonal. Ich habe den Eindruck, Sie sind für ihn das, was man gemeinhin als Familie bezeichnen würde, und deswegen will er Sie nicht nur bezahlen, sondern auch versorgt wissen.“
Sarah lächelte. „Seine Familie. Er würde das wohl kaum zugeben.“
Teil 3: Wiedersehen
13. bis 14. Juni 2037
Computerkrebs
Brian Fletcher hatte sich seinen sechsundsechzigsten Geburtstag weiß Gott anders vorgestellt. Eine Gartenparty mit Verwandten und Freunden, ein netter Tag. Doch die Party fiel aus, denn die meisten Gäste saßen zu Hause fest, an Reisen und Feiern war nicht zu denken.
Das Wetter wäre perfekt gewesen. Am 13. Juni 2037 war es schon am Morgen angenehm warm. Blauer Himmel, Sonne, Schäfchenwolken. Kaum jemandem fiel noch auf, dass auf der Einflugschneise des Flughafens Heathrow so wenig los war wie sonst unter der Woche auf einem Wochenend-Segelflugplatz irgendwo in der Provinz. Heathrow wurde jetzt nur noch ein-, zweimal am Tag beflogen. Es herrschte eine paradiesische Ruhe.
Der Grund für all das: Seit sechs Tagen, seit dem 7. Juni, standen alle Computer auf der Welt still. Vollkommen still! Zumindest alle, die in irgendeiner Form vernetzt waren, und das betraf im Juni 2037 über 99,9 Prozent aller aktiven Computer. Es gab einzelne isolierte Systeme, die noch funktionierten. Sobald diese aber ins Netz gingen, fielen auch sie innerhalb weniger Minuten aus.
Brian stand in seinem Garten am Zaun und beobachtete den Himmel, der abgesehen von einigen Schwalben und ein paar Wolken leer war. „Guten Morgen, Brian, wäre ein wundervoller Tag, wenn diese Scheiße nicht wäre. Weißt du etwas Neues?“
„Guten Morgen Harald, nicht viel“, begrüßte Brian seinen Nachbarn, der an den kleinen Zaun getreten war, der ihre beiden Gärten trennte.
„Oh, entschuldige, Brian. Hab’s total vergessen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, alles Gute, Gesundheit und so weiter. Mensch, wir wollten ja heute deinen Einstelligen feiern.“
Den Einstelligen feiern, wie sie es nannten. Ab sechsundsechzig konnte man die Anzahl der Jahre bis zur Pension mit einer einstelligen Zahl angeben. Deswegen: einstellig. Bei Brian waren es jetzt noch neun Jahre bis zur Rente. Und als Staatsangestellter würde er im Gegensatz zu vielen anderen mit fünfundsiebzig immerhin noch eine anständige Rente bekommen, das waren nicht die schlechtesten Aussichten.
„Nun ja, die große Party fällt aus, wie du dir denken kannst. Ich muss nach dem Mittagessen zum Bürgermeister. Aber wir können uns danach noch mal zusammensetzen, zumindest die Nachbarschaft sollten wir zusammenkriegen,
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