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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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früher in einer ganzen Woche.“
    Mary öffnete die Augen und sah ihn an. „Es war richtig, dich hierherzuschicken. Er mag dich, vermutlich bist du sogar der Einzige, den er wirklich mag. Er redet so viel, weil er deine Anerkennung möchte. Zeig ihm die, und er wird reden wie ein Wasserfall.“ Sie legte ihre linke Hand auf seinen Unterarm, ihre Hand war kalt.
    „Brian, vermeide es, ihn anzugreifen, zu kritisieren. Schimpf nicht mit ihm. Du musst sein Verbündeter sein. Unterstütze ihn, dann wird er sich öffnen.“ Er wollte etwas erwidern, aber sie war noch nicht fertig.
    „Moralisiere nicht, appelliere nicht an eine Vernunft, die unseren Maßstäben entspricht. Er lebt in seiner eigenen Welt mit eigenen Werten. Seine Maßstäbe sind für ihn maßgebend, unsere interessieren ihn nicht. Er ist wieder auf der Jagd und ich vermute, er wird uns heute Morgen sagen, was er will. Und ja“, sie sah ihm in die Augen, als wisse sie, was er sie gerade fragen wollte, „ich glaube, er ist in einem Wahn. Er ist fixiert auf etwas, er verfolgt ein Ziel – und diesem Ziel ordnet er alles andere unter.“

Als es Mary im Garten zu kalt wurde, gingen sie ins Haus zurück, wo es schon verführerisch nach Kaffee duftete. Im großen Wohnzimmer war der Frühstückstisch gedeckt. Tobias saß bereits am Tisch, frisch rasiert und tadellos gekleidet.
    „Guten Morgen Frau Taydon, guten Morgen Brian“, begrüßte er sie und wies auf zwei Stühle am Tisch. Brian wollte jetzt alles, nur keinen Small Talk, doch schicksalsergeben unterhielt er sich dann doch über die Aussicht, den Garten und das Meer.
    Tobias bestimmte die Richtung, die das Gespräch nahm, und er gab sich so charmant und redselig wie am Abend zuvor. Brian fiel es immer schwerer, sich zu beherrschen, er merkte, dass Mary ihn hin und wieder mahnend anschaute. Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er den Übergang fast verpasste.
    „Wann erwarten sie euren ersten Bericht?“, fragte Tobias und schaute Mary – und nicht Brian – an. Er hatte also durchschaut, wer bei ihnen das Sagen hatte.
    „Im Laufe des Vormittags“, antwortete Mary.
    „Ich nehme an über Funk?“
    „Ja, momentan wohl noch über Funk, sie konnten noch nichts anderes organisieren.“
    „Was haltet ihr von einer Videokonferenz?“, fragte Tobias.
    „Geht das denn?“, platzte Brian heraus.
    „Ihr habt den großen Konferenzsaal in der Zentrale gesehen?“, fragte Tobias. Brian nickte, Mary schüttelte den Kopf. „Nein, ich war nie im neuen Hauptquartier, das wurde erst kurz nach meinem Ausscheiden bezogen.“
    „Tobias meint nicht das Hauptquartier des Geheimdienstes, Mary. Er meint die unterirdische Führungsanlage der britischen Regierung für den Kriegsfall. Du kennst sie als New Tower . Und Zentrale ist ihr interner Deckname, also von den Leuten, die dort die Computer betreuen. Und unser Freund hier hat sicherlich einen netten kleinen eigenen Zugang zur Zentrale.“
    Tobias grinste breit, er freute sich offenbar über das vermeintliche Lob.
    „Funktionieren denn die Computer dort? Vorgestern war das schon mal nicht der Fall, soweit ich weiß. Das war eines der ersten Systeme, die sie geprüft haben. Die Bunkeranlagen haben ihre eigene Stromversorgung, die funktioniert. Aber die Computer waren nach wenigen Minuten tot.“ Mary wartete gespannt auf Tobias’ Antwort, doch Brian ergriff das Wort.
    „Im New Tower stehen auch riesige Datenspeicher, in denen für den Krisenfall Backups der wichtigsten Datenbestände des Landes gezogen werden. Diese Datensicherung wird alle drei Monate überprüft. Tobias, funktionieren die Datenspeicher und die Computer im Führungszentrum noch?“
    „Die Computer funktionieren zumindest in ihrem aktuellen Zustand nicht mehr. Aber dafür die Systemkomponenten, die für die Steuerung der Videokonferenz, der Datenübertragung und der Infrastruktur des Gebäudes, also für Strom und Klima, benötigt werden. Die anderen können von hier aus reaktiviert werden, sobald ihre RAM-Speicher ausgetauscht sind. Dann kann man auch wieder auf die Datenspeicher zugreifen. Es stand aber zu wenig Speicherkapazität im Führungszentrum zur Verfügung, deswegen musste ich hier nachrüsten. Nebenbei gesagt, das gilt auch für andere Computer. Ich kann auf alle Systeme zugreifen. Wenn ich darf?“
    „Natürlich darfst du, Tobias“, Brian sah, dass Mary nickte, also begann er, seine Rolle zu spielen. „Du musst uns auch zeigen, wie du das geschafft hast, das war schon

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