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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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befinden. So unwahrscheinlich es klingt, es muss eine Verbindung zwischen dem chinesischen Staatspräsidenten und Tobias Feist geben. Dieses Treffen soll wahrscheinlich das Finale in Feists Vorhaben sein.“ Noch während sie sprach, reichte jemand dem Premier eine Notiz.
    „Die Fengs sind eine der reichsten Familien der Welt. Ich habe hier eine kurze Einschätzung eines Mitarbeiters des Außenministeriums und exzellenten Kenners der chinesischen Politik. Er geht von etwa einhundert Angehörigen des Feng-Clans in verantwortlichen Positionen der Wirtschaft, der Politik und der Forschung aus. Man schätzt die Fengs auf etwa tausend Personen. Von außergewöhnlichen Todesfällen und einem Projekt Chimäre ist nichts bekannt. Könnte das eine Wahnvorstellung von Feist sein?“
    „Herr Premierminister, die Informationen Ihres Beraters sind sicher auf dem Stand von vor dem 7. Juni. In den letzten Tagen ist auf der Welt sehr viel passiert, von dem wir nichts wissen“, schaltete sich Brian ein. Der Premierminister nickte.
    „Ich kenne Tobias Feist seit fünfundzwanzig Jahren. Sie können davon ausgehen, dass alles, was er sagt, Hand und Fuß hat. Auch wenn er ein wenig“, Brian suchte nach dem passenden Wort, „eigen ist, so ist er geistig doch klar.“
    „Was passiert, wenn wir auf Feists Forderungen nicht eingehen oder der chinesische Präsident nicht kommt? Können wir Feist überzeugen, notfalls zwingen? Wie schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass wir uns Zugang zu seinem Computersystem verschaffen?“ Die Fragen des Premierministers kamen wie aus der Pistole geschossen. Brian verstand nun, warum dessen Mitarbeiter ihn Speedy nannten.
    „Wenn der chinesische Staatspräsident nicht kommt, wird Feist nichts tun. Er wird weder seine Computersysteme für uns freigeben noch wird er sie deaktivieren. Er wird den Zugang mit ins Grab nehmen. Mit Zwang oder gar Gewalt erreichen wir nichts, im Gegenteil, er könnte das, was er bewahrt hat, auch noch zerstören. Die Wahrscheinlichkeit, dass Experten den Zugang knacken, geht gegen null.“
    „Der Einschätzung schließe ich mich an“, sagte Mary. „Es gibt aber einen anderen Ansatz. Feist sucht Anerkennung, speziell die von Colonel Fletcher, und ich denke, dass er mit der Zeit von sich aus erzählen wird, was und wie er es gemacht hat.“
    Der Premierminister beugte sich ein wenig in seinem Sessel vor. „Wir nehmen mit den Chinesen Kontakt auf, mal sehen, wie sie reagieren. Wir haben ja kaum etwas zu verlieren, und wenn es unsere einzige Option ist …“
    Er machte eine Pause, doch niemand ergriff das Wort, und so fuhr er fort: „Sie beide bleiben bei Feist und versuchen, so viel wie möglich herauszufinden. Sie sagten, die Videokonferenz kann dauerhaft eingerichtet bleiben?“
    „Solange die Stromversorgung sichergestellt ist, sollte das kein Problem sein“, antwortete Brian.
    „Colonel Fletcher, Sie kennen Feist am besten. Da wir keine Unterlagen zu ihm haben, schlage ich vor, Sie fangen an und erzählen mir jetzt, wie Feist zum MI6 kam. Und in den nächsten Tagen befragen Sie Feist. Ich will verstehen, was seine Beweggründe sind, seine Ziele. Welche Beziehung hat er zu Feng? Was ist das Projekt Chimäre?“
    „Wie alles begann? Gut!“ Brian lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rief sich den ersten Kontakt mit Tobias in Erinnerung.
    „Es begann Ende 2012. Ich war erst seit wenigen Monaten beim MI6 in London, im Bereich elektronische Abwehr. Wir hatten damals drei Aufgabenbereiche: Kodierung und Dekodierung von Informationen und Daten, aktiver Zugriff auf fremde Informatiksysteme und die Abwehr von Zugriffen auf unsere Computer.
    Eine meiner Aufgaben war die Rekrutierung von Spezialisten. Davon gab es nur wenige. Damals hielten wir im Internet nach Talenten Ausschau, wir schalteten eine Website mit einem verschlüsselten Code und forderten die User auf, den Code zu knacken und uns das Lösungswort zuzusenden.
    Das sprach sich schnell herum, die Website war 2011 und 2012 der Renner im Internet. Aber nur drei Personen sendeten uns das richtige Codewort zurück. Anfang 2013, rund sechs Monate nach dem Aufschalten der zweiten Aufgabe, also des zweiten Codes, schickte uns Tobias eine Kontaktmeldung mit dem richtigen Codewort. Mehr als das, er schrieb: Wenn ihr mit mir Kontakt aufnehmen wollt, findet ihr mich in diesem Chat, und dann kam ein verschlüsselter Code. Wir brauchten über eine Woche, um den Code zu knacken. Das zeigte uns schon sein

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