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Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Karer
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ihn noch. Es ist ein Zeichen von Stärke, ihn leben zu lassen.“
    To Zhang nahm den Tadel entgegen und verneigte sich tief. Er hatte die Liquidierung Jeongs empfohlen.
    „Wie Sie vermutet haben, hat der Professor tatsächlich Informationen zur Seite geschafft. Er hat die Daten verschlüsselt, aber nicht versteckt. Wir haben die Dateien auf seinem Rechner belassen und sie unbrauchbar gemacht. Das wird er erst feststellen, wenn er versucht, die Dateien zu öffnen.“
    „Gut, damit ist die Sache abgeschlossen. Unsere Leute sollen weiterhin ein Auge auf den Professor haben.“ Feng sah, dass To Zhang zögerte. „Gibt es noch etwas?“
    „Vermutlich ein Zufall, aber ich will es nicht unerwähnt lassen. Als unsere Leute das System des Professors analysierten, registrierten sie für einen Moment einen Eindringling, jemand drang über das AFDS in das Netzwerk ein. Nach ein paar Sekunden verschwand er wieder, und zwar spurlos.“
    „Ein Zufall?“
    „Ich würde es gerne glauben, aber dass der Eindringling plötzlich spurlos weg war, macht mir Sorgen. Das war kein normaler Hacker. Wir hatten unsere besten Leute dran und die sind sich sicher, dass ein Profi am Werk war.“
    „To, halte die Augen offen. Leg einen Köder aus. Wenn tatsächlich jemand spioniert, wird er es wieder versuchen. Berichte mir sofort, wenn sich etwas tut. Du kannst jetzt gehen.“
    Dérúgo Feng wanderte durch den großen Raum. Sein Projekt war wichtig, es war die Zukunft Chinas. Er legte gerade die Grundsteine eines Chinas, das den Rest der Menschheit beherrschen sollte. Nichts und niemand durfte das gefährden.

Die Software, die der Professor für die Verschlüsselung eingesetzt hatte, war schon in die Jahre gekommen, Tobias hatte die Dateien schnell entschlüsselt.
    Fasziniert las er die Berichte aus den Anfängen des Projektes Chimäre, das Dérúgo Feng persönlich in Auftrag gegeben hatte und überwachte. Diese Verbindung fand er gleich am Anfang, im einzigen Bericht Professor Brightons, in dem Brighton Feng von der praktischen Umsetzung abriet.
    Dass Feng die alleinige Verantwortung für das Projekt trug, ergab sich aus einer Notiz Jeongs, mit der er den erteilten Auftrag dokumentierte.
    Die Zahlen waren wesentlich umfangreicher als die bisherigen von Confidence. Neu für Tobias war die hohe Anzahl der gezeugten und schon früher verstorbenen Kinder.
    Als er die Unterlagen sichtete, meldete sich aus den Tiefen seines Gedächtnisses eine kleine Episode. Vor über dreißig Jahren hatte er eine Präsentation Jakob Schells zum Thema Entwicklung der Organtransplantation mit einem Bild von Frankensteins Monster aufgelockert.
    Sein Spaß war damals missverstanden worden, weil die Botschaft des Frankenstein-Romans der Autorin Mary Shelley den meisten schon nicht mehr bekannt war: die Warnung vor Menschen, vor Forschern, die Gott spielen und künstliches Leben schaffen.
    Eine Vision, die fast genau zweihundert Jahre nach Shelleys Frankenstein, 2010, Realität wurde, als Wissenschaftler am Craig Venter Institute in Rockville, USA, ein lebensfähiges Bakterium mit einem vollständig synthetischen Genom herstellten. Die Schaffung des ersten künstlichen Lebewesens durch den Menschen!
    Tobias wusste nicht, was ihn mehr schockierte: die traurige Bilanz des Projekts Chimäre oder dass systematisch genetische Experimente am Menschen vorgenommen wurden. Aber er hatte erst die Spitze des Eisberges gesehen. Das wurde ihm bewusst, als er sich in die Dokumentation der Projektphase Diamant vertiefte.

Die Grundlagen für Projektphase Diamant wurden von 2015 bis 2021 gelegt, 2022 ging es los. Das Team um Professor Jeong forschte zur Entwicklung von Chimären und nutzte hierzu verschiedenste Organismen, unter anderem die Fadenwürmer Caenorhabditis elegans.
    Bei Fadenwürmern wiederholt sich die Sequenz der Basenpaare TTAGGG mehrere Tausend Mal, diese Sequenz hat ebenso der Mensch – und die Maus. Das macht den Fadenwurm wie die Maus zu einem wichtigen Modellorganismus für die Molekulargenetik.
    Zudem war es im Jahre 2004 dem koreanischen Forschungsteam von Junho Lee von der Yonsei-Universität in Seoul gelungen, die Telomere von Fadenwürmern zu verlängern. Durch diese Manipulation hatten sie die Lebenserwartung der Fadenwürmer von durchschnittlich zwanzig auf vierunddreißig Tage verlängert.
    Da sich weltweit Dutzende Forschungslabore mit dem Fadenwurm beschäftigten, gab es auch viele Forschungsergebnisse, was wiederum ein Vorteil für Jeongs Arbeiten

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