Homo ambrosius (Die Chimären) (German Edition)
DNA von Kindern, die in China in einem IFC-Labor gezeugt wurden, daraufhin analysieren und sie so identifizieren.
„Confidence, wie viele In-vitro-Befruchtungen hat die IFC-Gruppe von 2022 bis heute in China durchgeführt?“
„Von 2022 bis 2032 waren es 2.894.478, Tendenz steigend. Für das laufende Jahr 2033 rechnet die IFC-Gruppe mit über 250.000.“
„Kannst du das Genom von Dérúgo Feng besorgen?“
„Ich habe bisher keinen Zugriff auf die chinesische nationale DNA-Datenbank und auch nicht auf das globale Archiv in der Schweiz. Soll ich mich in eine der Datenbanken einhacken?“
„Du kannst das alleine?“
„Die globale DNA-Datenbank hat zahlreiche Schnittstellen, die mir zugänglich erscheinen. Sie ist mit der gleichen Technologie gesichert wie die britische DNA-Datenbank, und wir können somit von unseren Erfahrungen profitieren. Die chinesische Datenbank ist dagegen mit einer anderen Technologie abgesichert. Hier sind Aufwand und Risiko, entdeckt zu werden, wesentlich größer.“
„Nimm die globale DNA-Datenbank. Wie lange brauchst du?“
„Zwölf Stunden.“
„Verwaltet die IFC-Gruppe die Genome der Kinder, die in ihren Laboren gezeugt werden?“
„Mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99,5 Prozent. Diese Daten sind aber mit Sicherheit auch in der globalen DNA-Datenbank verfügbar.“ Confidence dachte mit!
„Ja, daran habe ich auch zuerst gedacht, aber ich will alle Informationen, nicht nur die Genome. Ich nehme an, die IFC dokumentiert auch die Entwicklung und die Gesundheit der Diamanten . Ich will alle Informationen, an die du kommst.“
Am Sonntag, den 27. November 2033, hatte Tobias alle Fakten über das Projekt Chimäre und die Serie Diamant zusammen. Das nasskalte, trübe Novemberwetter spiegelte seine Gemütslage wider.
Er hatte vier Personen als Köpfe des Projektes Chimäre identifiziert: Dérúgo Feng, Wei Feng, To Zhang und Professor Jeong, alle Spuren endeten bei einem von ihnen. Alle anderen Beteiligten – und das waren Hunderte – bekamen nur Bruchstücke des Projektes mit.
Schon als Tobias zum ersten Mal in das Netzwerk der Chinesischen Botschaft eingedrungen war, war To Zhang ihm als Fengs neuer Assistent aufgefallen. To Zhang hatte also die Nachfolge von Ao Chen als rechte Hand des Teufels angetreten. To Zhang war ein Glücksfall für Tobias, es war viel ergiebiger, seinen Spuren zu folgen, als denen des Professors oder Dérúgo Fengs.
Professor Jeong war mittlerweile pensioniert, von Fengs aktuellen Plänen dürfte er nichts wissen.
Feng war der Stratege und Planer, er stellte die Mittel bereit, hielt alle Fäden in der Hand und hatte als Einziger den Überblick über alles. Dabei achtete er sorgsam darauf, dass es keine nachweisbaren Verbindungen von ihm zum Projekt Chimäre gab.
To Zhang war der Macher, er setzte Fengs Pläne um. Seine umfangreichen Aktivitäten, seine Kontakte zu den Organisationen und Stellen hatten für Tobias das Bild komplettiert.
Doch auch To Zhang wusste nicht alles über das Projekt Chimäre. Er wusste, dass in den Laboren der IFC-Gruppe in China ein neuer Mensch erzeugt wurde. Ebenso, dass diese neuen Menschen ihren normalen Altersgenossen körperlich und geistig weit überlegen waren, dass sie eine überdurchschnittliche Lebenserwartung hatten und die neue chinesische Elite werden sollten.
Er wusste nicht, dass die Diamanten eine Lebenserwartung von mehreren Hundert Jahren hatten. Das größte Geheimnis kannte er ebenfalls nicht: dass alle Diamanten ein und denselben Vater hatten, Dérúgo Feng.
Confidence hatte die Genome von Feng und den Kindern aus der IFC-Datenbank besorgt.
Das Ergebnis: Etwa jedes dritte Kind, das im Zeitraum vom 1. April 2022 bis zum 25. November 2033 in einem Labor der IFC-Gruppe in China gezeugt wurde, war eine Chimäre – und ein Kind von Dérúgo Feng, bisher insgesamt 685.131 Kinder.
Die Eltern waren sorgfältig ausgewählt. Die Mutter musste eine höhere Ausbildung haben, der Vater vor allem einen guten Leumund. Dem Paar wurde dann eröffnet, dass die Spermien nicht zu verwenden waren. Fast alle nahmen das Angebot einer anonymen Samenspende an.
Zum Großteil waren es Paare, die sich eine In-vitro-Befruchtung nur knapp leisten konnten, also Mitglieder des chinesischen Mittelstandes. Diese waren in der Regel dankbar für die kostenlose medizinische Betreuung ihrer Kinder, womit die lückenlose Dokumentation der Kindesentwicklung sichergestellt war.
Ab dem sechsten Lebensjahr erhielten
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